24.11.2016 13:36:00
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MÄRKTE EUROPA/Börsen rühren sich kaum vom Fleck - Infineon schwach
Von Manuel Priego Thimmel
FRANKFURT (Dow Jones)--Europas Börsen zeigen sich am Donnerstagmittag im Vergleich zum Vortagesschluss kaum verändert. Kleine Gewinne aus dem Frühhandel sind überwiegend wieder abgeschmolzen. Der robust ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex spielt keine Rolle. Der Index fiel im November leicht auf 110,4 von 110,5, erwartet wurde eine unveränderte Lesung. Der Dax liegt minimal höher bei 10.662 Punkten, der Euro-Stoxx-50 gewinnt 0,1 Prozent auf 3.034.
Marktteilnehnmer berichten von einem ruhigen Handel und verweisen zur Erklärung auf den Feiertag in den USA. Dort bleiben die Börsen wegen "Thanksgiving" geschlossen. Am Freitag wird zudem an der Wall Street nur verkürzt gehandelt. "Wer kann, nutzt Thanksgiving zu einem verlängerten Wochenende", sagt ein Händler.
Europa abgehängt - Selbst schwacher Euro hilft nicht Die geringen Bewegungen in Europa haben nach Händlermeinung jedoch auch systematische Gründe. Während die Börsen in den USA immer neue Rekorde markieren und Tokio vom festen Dollar profitiert, scheuen die internationalen Großanleger Europa wegen der politischen Probleme und der damit verbundenen Wachstumsrisiken.
Im Blick steht zunächst das Referendum in Italien zur Senatsreform Anfang Dezember, an das Regierungschef Matteo Renzi seinen Verbleib im Amt geknüpft hat. Bei einer Ablehnung seiner Reformvorschläge könnte die populistische 5-Sterne-Bewegung an Einfluss gewinnen und die Eurokrise wieder hochkochen, warnen Marktteilnehmer. Außerdem stehen im nächsten Jahr Wahlen in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland an, überlagert vom Brexit.
Die Euroschwäche sei daher nicht nur Ausdruck der allgemeinen Dollarstärke, sondern spiegele auch einen echten Kapitalabzug aus Europa wider und treibe daher nicht wie üblich die Exportaktien. Mit 1,0575 Dollar nähert sich die Gemeinschaftswährung weiter der Parität. Im Tagestief lag der Euro schon bei 1,0517, dem niedrigsten Stand seit Februar 2015. "Sollten wir darunter fallen, dürfte es zu einem kleinen Ausverkauf in Europa kommen", meint ein Händler mit Blick auf das Tief aus dem Jahr 2015 bei knapp unter 1,05 Dollar.
Die Schwäche gerade des DAX sei eklatant: "Wenn wir schon bei einem steigenden S&P-500-Index nur seitwärts laufen, dürfte ein korrigierender US-Markt für deutlich fallende Kurse hierzulande sorgen."
Der Goldpreis, der am Mittwoch stark unter der Dollarstärke und Zinserhöhungserwartungen litte, nähert sich allmählich seinem Jahrestief bei 1.062 Dollar je Feinunze. Aktuell kostet sie 1.186. Bei den Rohstoffen tendiert Öl der Sorte Brent mit knapp 49 Dollar kaum verändert, Kupfer setzt dagegen seine Aufwärtsbewegung fort. Der Öl- und Gassektor am Aktienmarkt gewinnt 0,4 Prozent. Gesucht sind vor allem die als defensiv geltenden Aktien aus den Branchen Pharma und Nahrungsmittel. Verkauft werden dagegen Versorger- und Telekomwerte.
Thyssen mit Licht und Schatten thyssenkrupp geben nach als "gemischt" bezeichneten Geschäftszahlen um 0,3 Prozent nach. Der Gewinn ist zwar von Einmaleffekten belastet worden, positiv wird jedoch gesehen, dass Thyssen endlich einmal wieder einen positiven freien Cashflow erwirtschaftet hat. Viele Analysten unterstreichen letzteres und stützen damit den Aktienkurs. Als vorsichtig bezeichnet Warburg die Prognose des Stahlkonzerns, zumindest wenn man sie an den Erwartungen der eigenen Analysten und den Konsensschätzungen messe.
Prosieben sind erneut einer der Hauptverlierer im DAX mit einem Minus von 1,3 Prozent. "Seit ihrem mittelfristigen Ausblick geht es praktisch nur noch nach unten", sagt ein Händler. Der Ende Oktober ausgegebene Ausblick bis 2018 sei nicht wie erhofft erhöht worden, obwohl es zwischenzeitlich zahlreiche Übernahmen gegeben habe. Dann habe Anfang November eine Kapitalerhöhung verstimmt, die gewinnverwässernd wirke. Seitdem hat die Aktie rund 19 Prozent an Wert verloren.
Lufthansa notieren nur 0,3 Prozent im Minus, trotz des ausgeweiteten Pilotenstreiks, der Händlern zufolge jeden Tag zwischen 7 und 9 Millionen Euro kostet. Wichtiger sei aber, den überzogenen Pensionsforderungen der Piloten nicht nachzugeben, da sie die Fluglinie über Jahre hinaus belasten würden, heißt.
Gewinnmitnahmen bei Infineon stärker als Analystenkommentare Zu Gewinnmitnahmen kommt es bei Infineon, obwohl sich die positiven Analystenstimmen überschlagen. Unter anderem haben Barclays, BoA-Merrill Lynch, UBS, Kepler und Deutsche Bank die Kursziele nach den Quartalszahlen von Infineon am Vortag erhöht. Besonders deutlich hat Berenberg das Kursziel angehoben auf 20 Euro nach zuvor 15 Euro; auch die Deutsche Bank nennt nun 20 nach zuvor 16 Euro. Infineon verlieren 2,7 Prozent auf 16,35 Euro.
In Paris hat der Cognac-Hersteller Remy Cointreau überraschend gute Zahlen vorgelegt. Auch hier zeigt sich, dass sich das Geschäft in China mit hochwertigen Spiritousen wieder belebt. Die Aktien steigen um 0,9 Prozent.
Im SDAX geben KWS SAAT um 0,3 Prozent nach. Das Agrarunternehmen hat den Margenausblick gesenkt. Die Analysten der HSBC haben das Kursziel für DEUTZ auf 5,80 Euro erhöht von 4,80 Euro, die Aktien legen um 2,4 Prozent auf 5,15 Euro zu.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 3.035,17 0,10 3,03 -7,11 Stoxx-50 2.819,11 -0,07 -1,86 -9,07 DAX 10.669,38 0,07 6,94 -0,69 MDAX 20.687,73 -0,05 -9,77 -0,42 TecDAX 1.717,51 -0,02 -0,31 -6,18 SDAX 9.046,66 0,15 13,26 -0,57 FTSE 6.804,06 -0,20 -13,65 9,00 CAC 4.534,22 0,11 5,01 -2,22
Bund-Future 160,96 -0,19 5,79
DEVISEN zuletzt +/- % Do, 7:42 Mi, 17:40 % YTD EUR/USD 1,0566 +0,24% 1,0541 1,0557 -2,7% EUR/JPY 119,4795 +0,51% 118,8721 118,89 -18,7% EUR/CHF 1,0741 +0,05% 1,0736 1,0724 -1,3% EUR/GBP 0,8486 -0,09% 0,8478 1,1767 +15,2% USD/JPY 113,07 +0,27% 112,77 112,61 -3,7% GBP/USD 1,2453 +0,16% 1,2433 1,2422 -15,6%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 48,05 47,96 +0,2% 0,09 +8,7% Brent/ICE 49,06 48,95 +0,2% 0,11 +7,9%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.187,44 1.187,47 -0,0% -0,04 +11,9% Silber (Spot) 16,33 16,36 -0,2% -0,04 +18,1% Platin (Spot) 920,45 929,50 -1,0% -9,05 +3,3% Kupfer-Future 2,66 2,61 +1,9% +0,05 +23,3%
Kontakt zum Autor: manuel.priego-thimmel@wsj.com
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November 24, 2016 07:05 ET (12:05 GMT)
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06.06.24 | Remy Cointreau Underweight | JP Morgan Chase & Co. |
Aktien in diesem Artikel
DEUTZ AG | 5,29 | 2,52% |
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Infineon AG | 38,37 | 1,03% |
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KWS SAAT SE & Co. KGaA | 56,00 | 0,54% |
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Lufthansa AG | 6,53 | 2,87% |
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ProSiebenSat.1 Media SE Unsponsored American Deposit Receipt Repr 1-4th Sh | 1,48 | 14,73% |
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Remy Cointreau S.A. | 50,00 | 1,92% |
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thyssenkrupp AG | 6,30 | 5,78% |
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Indizes in diesem Artikel
SDAX | 15 025,15 | 0,92% | |
EURO STOXX | 559,33 | 0,18% |