26.01.2015 13:17:31
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MÄRKTE EUROPA/Athen nach Wahlausgang im Minus - DAX in Rekordlaune
Von Thomas Leppert
Die Stimmung an den Börsen in der Eurozone ist überwiegend positiv. Weiterhin trägt das von der Europäischen Zentralbank (EZB) angekündigte Anleihekauf die Indizes von einem Hoch zum nächsten. So handelt der Dax zum Wochenstart bereits den siebten Tag in Folge auf Rekordhoch. Die Börse zeigt sich wenig beeindruckt vom Sieg der linksradikalen Syriza bei den griechischen Parlamentswahlen. Syriza fordert einen Schuldenschnitt für das Land - eine Forderung, der Brüssel und Berlin aus politischen Gründen kaum nachkommen dürften. Analysten geben sich derweil gelassen.
Der DAX steigt 0,6 Prozent auf 10.720 Punkte. Bei 10.745 Zählern wurde ein neues Allzeithoch markiert. Der Euro-Stoxx-50 notiert 0,1 Prozent fester bei 3.387 Punkten. Der Aktienindex in Athen verliert gegen den Trend 3 Prozent. Die Furcht vor einer Verschärfung der westlichen Sanktionen gegen Russland setzt derweil Rubel und russischen Aktienmarkt unter Druck. In der ukrainischen Großstadt Mariupol sollen nach Berichten der Zentralregierung in Kiew bei einem Raketenbeschuss der prorussischen Separatisten mindestens 30 Menschen getötet worden sein. Der RTS-Index sinkt in Moskau um knapp 5 Prozent.
Die Commerzbank (CoBa) erwartet mit Blick auf Griechenland letztlich eine Einigung zwischen der neuen Regierung in Athen und den Gläubigern der Troika - wenn auch nach langwierigen und schwierigen Verhandlungen. Ein möglicher Kompromiss könnte nach Einschätzung der CoBa eine Erhöhung der Laufzeit der bilateralen Kredite von durchschnittlich 30 Jahre auf beispielsweise 50 Jahre sein. Außerdem wäre es denkbar, dass Griechenland wie bei den EFSF-Krediten auch für die bilateralen Kredite in den kommenden zehn Jahren keine Zinsen zahle, was einem Zinsmoratorium gleichkäme. Möglich wäre auch, die Zinsen für diese Kredite symbolisch weiter zu senken. Die Alternative wäre ein Staatsbankrott.
Die Reaktion an den griechischen Finanzmärkten fällt, wenn man die mögliche Reichweite des Wahlausgangs berücksichtigt, recht moderat aus. Selbst der griechische Rentenmarkt zeigt sich recht entspannt: Die Rendite zehnjähriger Anleihen zieht nur um 31 Basispunkte auf 8,77 Prozent an. Beide Bewegungen lägen im Rahmen der normalen Volatilität, heißt es im Handel. Dazu passt auch die Reaktion bei Bundesanleihen. Weil die Katastrophe ausgeblieben ist, fällt der Bund-Future 18 Ticks auf 158,56. Zuvor hatte dieser aber noch ein Allzeithoch markiert.
Am Devisenmarkt reagierte der Euro zunächst mit Abschlägen auf den Syriza-Sieg und rutscht kurzfristig sogar unter die Marke von 1,11 Dollar. Seitdem hat sich die Einheitswährung erholt und notiert nun bei 1,1234 Dollar. Im Handel ist von einer Gegenbewegung auf die stark überverkaufte Lage im Euro die Rede. Übergeordnet wird der Euro weiter schwach erwartet. Eine Einigung mit Griechenland dürfte andere Länder aus der Peripherie der Eurozone inspirieren und den dortigen Reformwillen weiter erlahmen lassen.
"All dies erhöht den Druck auf die EZB, die ungelösten wirtschaftlichen Probleme durch eine Abwertung des Euro zu übertünchen", so CoBa-Chefsvolkswirt Jörg Krämer. Tatsächlich sei das Anleihekaufprogramm der EZB vor allem ein Abwertungsprogramm. Denn in vielen Ländern des Euroraums seien die Konsumenten und Unternehmen noch zu hoch verschuldet. Die von der EZB runtergeschleusten Zinsen konnten sie also nicht dazu verführen, ihre Ausgaben zu steigern und so die darbende Konjunktur anzufachen. Deshalb wirkten die massiven Anleihekäufe vor allem über eine Abwertung des Euro.
Der am Vormittag besser als erwartet ausgefallene ifo-Geschäftsklimaindex unterstreicht die gute Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Januar um 1,2 Zähler auf 106,7 Punkte. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten lediglich einen Zuwachs auf 106,5 Punkte vorausgesagt. Es war der dritte Anstieg des wichtigsten deutschen Konjunkturfrühindikators nacheinander, was in der Regel ein guter Indikator für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland darstellt.
Der Wahlausgang in Griechenland dürfte zu Wochenbeginn das wichtigste Thema beim Treffen der Finanzminister der Eurozone in Brüssel sein. Wie das Handelsblatt berichtet, könnten sich die Minister zudem auf die Einführung einer aus dem Blick geratenen Finanztransaktionssteuer einigen. Anders als oft vom Markt erhofft, sollen zudem Derivate davon miterfasst werden, schreibt die Zeitung. Die Aktie der Deutschen Börse handelt 0,6 Prozent fester.
Am Aktienmarkt wird Kunde einer höheren Fresenius-Dividende von Händlern positiv aufgenommen. "Das hat in letzter Zeit immer als Kurstreiber gewirkt", sagt ein Händler. Der Markt sei bislang von einer unveränderten Dividende von 1,25 Euro ausgegangen und reagiere daher positiv. Fresenius steigen 2,0 Prozent. BMW-Papiere ziehen nach einer Kurszielerhöhung durch die DZ-Bank auf 116 Euro um 2 Prozent auf 105,05 Euro an. Die Aktie wird zum Kauf empfohlen.
Im Fokus der Börse stehen auch die Aktien der Fluggesellschaften. Medienberichte vom Wochenende über ein drittes Übernahmeangebot von IAG für Aer Lingus treiben die Aktie 1,3 Prozent auf 2,38 Euro nach oben. Nach zwei zuvor abgelehnten Kaufangeboten über 2,30 im Dezember bzw. 2,40 Euro im Januar je Aer-Lingus-Aktie habe IAG nun 2,50 Euro je Titel geboten, berichtet Associated Press. Dies hätten Vertreter beider Fluggesellschaften der Agentur bestätigt. "Es ist einfach die Kombination aus Konsolidierungsfantasie und Ölpreis, die den Sektor attraktiv macht", sagt ein Händler. Nach einer positiven Studie von Goldman Sachs steigen Lufthansa 3,5 Prozent.
In der zweiten Reihe verliert die Rheinmetall-Aktie 3,9 Prozent. Belastend für die Stimmung in der Aktie werten Händler Presseberichte, wonach die Bundesregierung Waffenexporte nach Saudi-Arabien stoppen will. Die Entscheidung darüber sei bereits gefallen, berichtet die "Bild am Sonntag". "Das Thema der platzenden Leopard-Exporte hatte die Aktie ja schon letztes Frühjahr kräftig unter Druck gebracht", sagt ein Händler.
=== INDEX Stand +-% Euro-Stoxx-50 3.390,99 +0,25% Stoxx-50 3.245,52 -0,15% DAX 10.728,76 +0,74% FTSE 6.801,26 -0,46% CAC 4.646,23 +0,12% EUREX Stand +-Ticks Bund-Future 158,47% -39DEVISEN zuletzt +/- % Mo, 8.17 Uhr Fr, 17.55 Uhr EUR/USD 1,1238 0,26% 1,1209 1,1273 EUR/JPY 132,85 0,30% 132,46 132,72 EUR/CHF 1,0012 1,48% 0,9866 0,9849 USD/JPY 118,24 0,07% 118,16 117,77 GBP/USD 1,5021 -0,02% 1,5024 1,5027 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com
DJG/thl/flf
(END) Dow Jones Newswires
January 26, 2015 06:46 ET (11:46 GMT)
Copyright (c) 2015 Dow Jones & Company, Inc.- - 06 46 AM EST 01-26-15
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