01.12.2020 18:16:43

MÄRKTE EUROPA/Anleger setzen auf den nächsten Aufschwung

Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Aufwärts ging es am Dienstag mit den Kursen am deutschen Aktienmarkt. Der Euro-Stoxx-50 gewann 0,9 Prozent auf 3.525 Punkte. Der DAX stieg um 0,7 Prozent auf 13.382 Punkte. Damit schloss er nur noch knapp unter dem September-Hoch von 13.470 Punkten, laut Marktanalysten der letzten charttechnischen Hürde vor dem Allzeit-Hoch bei knapp 13.800 Punkten. "Eine Jahresendrally und damit auch das Allzeithoch sind heute in greifbare Nähe gerückt", sagte Jochen Stanzl, Analyst von CMC Markets.

Auslöser für den Kursanstieg waren gute Konjunkturdaten aus China. "Der Blick nach Asien stimmt aber auch für Europa selbst sehr optimistisch", sagte ein Händler. Neun Monate nach dem Ende der großen asiatischen Pandemie-Welle brumme die Konjunktur dort regelrecht. Der Markt setze darauf, dass die Pandemie nun auch in Europa ihren Höhepunkt überschreite. "Ist Asien die Blaupause, gibt es hier spätestens in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres einen regelrechten Wirtschafts-Boom", so der Marktteilnehmer. "Dann wären aber alle Zykliker derzeit noch richtig billig", ergänzte er.

Aber auch aus dem Inland kamen positive Impulse: So hat der deutsche Arbeitsmarkt im November besser abgeschnitten als erwartet, die Arbeitslosenzahl ging überraschend zurück. Der Euro stieg in der Folge auf 1,2048 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit Mitte April. Der Goldpreis konnte seine Talfahrt beenden, er pendelte sich wieder über der Marke von 1.800 Dollar je Feinunze ein und wurde zum Handelsschluss an den Börsen mit 1.810 Dollar gehandelt, also gut 50 Dollar über dem Mehrmonatstief vom Montagmorgen.

In Europa setzen die Märkte auch auf weitere Stützungsmaßnahmen der Europäischen Zentralbank auf ihrer Sitzung in der kommenden Woche. Sie könnte die Anleihekäufe ausweiten und die Banken mit billiger längerfristig ausgerichteter Liquidität versorgen. Eine weitere Zinssenkung ist laut Händlern mit dem Durchbruch bei den Impfstoffen unwahrscheinlich geworden.

Zyklische Aktien gesucht

"Die Anleger setzen schon auf den nächsten Konjunkturaufschwung", so auch ein weiterer Marktteilnehmer. Gefragt waren zyklische oder konjunktursensible Titel, also Aktien aus den Branchen der Banken, der Rohstoff-Unternehmen, der Autohersteller und der Reisekonzerne. Dagegen blieben die vergleichsweise konjunkturunabhängigen Aktien aus den Bereichen Pharma, Versorger und Immobilien hinter dem Gesamtmarkt zurück und tendierten überwiegend etwas leichter.

Bei den Länderbörsen hatte London die Nase vorn, der FTSE-100 profitierte mit seinem Plus von 1,9 Prozent von hohen Gewinnen der Rohstoff- und Öl-Aktien, aber auch von der Hoffnung, die Brexit-Verhandlungen könnten doch noch erfolgreich abgeschlossen werden. Auf der anderen Seite gab der SMI in der Schweiz 0,3 Prozent nach. Der Leitindex in Zürich enthält viele defensive Titel, so das Schwergewicht Novartis, das mit seinem Minus von 1,1 Prozent auch den Index drückte. Mit Nestle gaben auch ein weiteres Index-Schwergewicht nach.

Gewinner Nummer eins im DAX waren VW mit einem Plus von 4,3 Prozent, dicht gefolgt von Conti, die um 4,1 Prozent stiegen. Gewinner Nummer drei waren Munich Re nach einem Anstieg um 3,8 Prozent. Der Rückversicherer strebt für 2020 einen Gewinn von 1,2 Milliarden Euro an - dem steht allerdings eine Schätzung von LBBW und Jefferies von 1,5 Milliarden Euro entgegen. 2021 will Munich Re einen Gewinn von 2,8 Milliarden Euro erzielen, also mehr als doppelt so viel wie in diesem Jahr.

Bayer stiegen um 0,8 Prozent. Der Konzern trennt sich erneut von der Tiermedizin, er hat für umgerechnet 1,65 Milliarden Euro 54,5 Millionen Aktien von Elanco verkauft. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern aus Leverkusen hatte seine Sparte Animal Health Anfang August an Elanco veräußert und dafür im Gegenzug 5,17 Milliarden Dollar und 72,9 Millionen Elanco-Aktien bekommen. Zudem hat Bernstein das Kursziel auf 74 Euro erhöht und seine Einstufung der Bayer-Aktie als Outperformer bekräftigt.

Die Verliererseite wurde von den Immobilien-Aktien Deutsche Wohnen und Vonovia angeführt. Sie litten unter den Umschichtungen in zyklischere Aktien. Aber auch die so genannte Stay-at-Home-Aktie Delivery Hero gab um 1,7 Prozent nach. In der zweiten Reihe zogen Lufthansa um 4 Prozent an, Thyssenkrupp um 5,8 Prozent an und Aurubis um 7,6 Prozent. Stark unter Druck gerieten dagegen Nemetschek mit einem Minus von 8,3 Prozent. Hier soll eine Präsentation bei einer Bank auf keine gute Resonanz gestoßen sein.

Zerwürfnis über Unternehmensstrategie bei Unicredit

Nach dem überraschenden Rücktritt von Jean Pierre Mustier als CEO von Unicredit ging es für die Aktie um 8 Prozent nach unten. Hintergrund scheint ein Zerwürfnis zwischen Mustier und dem Aufsichtsrat hinsichtlich der Unternehmensstrategie gewesen zu sein. Streitpunkt sollen unter anderem der von Mustier favorisierte Verkauf von italienischen Geschäftsteilen gewesen sein. Mustier wird im April ausscheiden, einen Nachfolger gibt es noch nicht. Das Machtvakuum an der Spitze der Bank könnte bei Anlegern für Zurückhaltung sorgen. Wie ein Händler anmerkt, dürfte damit eine mögliche Fusion zwischen Unicredit und einer französischen Bank vom Tisch sein.

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Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung

. stand absolut in % seit

. Jahresbeginn

Euro-Stoxx-50 3.525,24 +32,70 +0,9% -5,9%

Stoxx-50 3.069,33 +15,14 +0,5% -9,8%

Stoxx-600 391,90 +2,54 +0,7% -5,8%

XETRA-DAX 13.382,30 +91,14 +0,7% +1,0%

FTSE-100 London 6.384,73 +118,54 +1,9% -16,9%

CAC-40 Paris 5.581,64 +63,09 +1,1% -6,6%

AEX Amsterdam 611,41 +5,39 +0,9% +1,1%

ATHEX-20 Athen 1.807,32 +53,78 +3,1% -21,4%

BEL-20 Bruessel 3.717,68 +50,52 +1,4% -6,0%

BUX Budapest 38.751,98 -30,18 -0,1% -15,9%

OMXH-25 Helsinki 4.589,66 +25,00 +0,5% +8,7%

ISE NAT. 30 Istanbul 1.470,45 +48,09 +3,4% +5,9%

OMXC-20 Kopenhagen 1.392,14 -12,65 -0,9% +22,6%

PSI 20 Lissabon 4.604,72 -17,11 -0,4% -12,0%

IBEX-35 Madrid 8.140,80 +63,90 +0,8% -14,8%

FTSE-MIB Mailand 22.099,92 +38,94 +0,2% -6,1%

RTS Moskau 1.311,05 +29,08 +2,3% -15,4%

OBX Oslo 824,94 +5,24 +0,6% -2,2%

PX Prag 964,24 -2,20 -0,2% -13,6%

OMXS-30 Stockholm 1.924,00 +6,46 +0,3% +8,6%

WIG-20 Warschau 1.853,38 +23,34 +1,3% -13,8%

ATX Wien 2.605,40 +51,62 +2,0% -19,1%

SMI Zuerich 10.449,21 -27,22 -0,3% -1,6%

DEVISEN zuletzt +/- % Di, 08:37 Uhr Mo, 17:30 Uhr % YTD

EUR/USD 1,2042 +0,92% 1,1972 1,1946 +7,4%

EUR/JPY 125,69 +0,96% 124,89 124,65 +3,1%

EUR/CHF 1,0838 +0,02% 1,0851 1,0827 -0,2%

EUR/GBP 0,8986 +0,37% 0,8945 0,8956 +6,2%

USD/JPY 104,39 +0,04% 104,38 104,35 -4,0%

GBP/USD 1,3401 +0,53% 1,3382 1,3340 +1,1%

USD/CNH (Offshore) 6,5559 -0,37% 6,5528 6,5826 -5,9%

Bitcoin

BTC/USD 18.868,75 -3,28% 19.464,50 19.506,56 +161,7%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD

WTI/Nymex 44,79 45,34 -1,2% -0,55 -20,1%

Brent/ICE 47,48 47,88 -0,8% -0,40 -21,6%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD

Gold (Spot) 1.811,86 1.777,07 +2,0% +34,79 +19,4%

Silber (Spot) 23,85 22,75 +4,8% +1,10 +33,6%

Platin (Spot) 1.002,10 967,43 +3,6% +34,68 +3,8%

Kupfer-Future 3,47 3,42 +1,3% +0,05 +22,7%

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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

DJG/hru/err

(END) Dow Jones Newswires

December 01, 2020 12:17 ET (17:17 GMT)

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Continental AG 66,20 0,12% Continental AG
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Deutsche Lufthansa AG (spons. ADRs) 6,50 0,00% Deutsche Lufthansa AG  (spons. ADRs)
Deutsche Wohnen SE 24,35 -0,81% Deutsche Wohnen SE
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