MÄRKTE EUROPA/Anleger positionieren sich vor Italien-Referendum defensiv

   Von Thomas Leppert

   FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter mit Abschlägen zeigen sich die Börsen in Europa am Freitagnachmittag. Nachdem sie in den vergangenen Wochen von dem Rekordlauf an der Wall Street nicht profitieren konnten, trübt sich die Stimmung nun ein. Vor allem die Volksabstimmung zur Verfassungsreform in Italien am Sonntag mahnt zu erhöhter Vorsicht. Ein sich abzeichnendes "Nein" der Wähler könnte die Regierung von Matteo Renzi zu Fall bringen und damit neue Sorgen wegen der Stabilität des italienischen Bankensektors auslösen. Zudem könnte am Sonntag in Österreich mit Norbert Hofer ein populistischer Konservativer zum Bundespräsidenten gewählt werden.

   Der Dax fällt um 0,7 Prozent auf 10.461 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 gibt um 1,1 Prozent auf 2.999 Punkte nach und ist damit erstmals seit drei Wochen wieder unter die 3.000er Marke gerutscht. Ein Blick auf die Sektoren zeigt, dass die eher defensiven Sektoren wie Pharmawerte sowie Unternehmen aus der Lebensmittelbranche gesucht sind. Dagegen werden Banken oder auch Bauwerte gemieden.

   Als ein "Non Event" stuft ein Marktteilnehmer die US-Arbeitsmarktdaten ein. Die neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft lieferten mit 178.000 Jobs im November nahezu einen Punktlandung mit der Markterwartung von 180.000 Stellen. Die Arbeitslosenquote fällt auf 4,6 Prozent und damit das niedrigste Niveau seit August 2007. "Die Belebung des US-Arbeitsmarktes setzt sich fort", heißt es von Ralf Umlauf, Marktstratege bei der Helaba. Die sinkende Unterbeschäftigungsquote deute in die richtige Richtung. Den Lohndruck stuft er im historischen Vergleich als moderat ein. Umlauf erwartet in diesem Monat einen Zinsanhebung durch die Fed.

Anleihen bleiben weiter unter Druck Am Euro-Anleihemarkt sind Bundesanleihen am Vortag auf den niedrigsten Stand seit Mitte Mai gefallen, aktuell rentieren Papiere mit einer Laufzeit von 10 Jahren mit 0,32 Prozent, Anfang Juli lag die Rendite noch bei minus 0,18 Prozent.

   Markus Koch von der Commerzbank macht für die Bundesanleihen kurzfristig wenig Potenzial aus. Es gebe vielmehr "hochkarätige Risiken", allen voran das Referendum in Italien am Sonntag. Italienische Staatsanleihen mit vergleichbarer Laufzeit rentieren bei 1,97 Prozent, Anfang Juli lagen sie noch bei 1,20 Prozent. Gegenüber den Bundesanleihen hat sich damit die Zinsdifferenz ausgeweitet, auch daraus ist eine Zurückhaltung der Investoren gegenüber Italien abzulesen.

   Der Euro tritt zum US-Dollar mit 1,0650 Dollar auf der Stelle und zeigt sich wenig beeindruckt vom US-Arbeitsmarktbericht.

   Nach der Hausse der vergangenen beiden Tage verliert Brent-Öl leicht auf 53,84 Dollar je Barrel. Am Aktienmarkt bilden die Aktien aus dem Rohstoffsektor das Schlusslicht bei den Sektoren, sie verlieren 1,9 Prozent. Der Index der Ölaktien gibt um 1,2 Prozent nach.

Technologiewerte unter Druck Der Sektor der europäischen Technologiewerte gibt um 1,2 Prozent nach. Die Unternehmen der Branche gelten als möglicher Verlierer des Siegs von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. Sie haben eine stark globalisierte Lieferkette, so dass von Trump im Wahlkampf angekündigte Einschränkungen des freien Handels negativ wirken würden. Außerdem erwirtschafte sie einen hohen Umsatzanteil außerhalb der USA. Ein steigender Dollar ist daher negativ für die Branche.

   SAP büßen 1,0 Prozent ein, zusätzlich belastet von den Geschäftszahlen des Software-Dienstleisters Workday. Laut Händlern hat der CEO von Workday von Zurückhaltung bei den Kunden nach dem Brexit-Votum und dem Wahlsieg Trumps gesprochen. Dialog Semiconductor sind mit 4,1 Prozent Minus einer der Verlierer im TecDAX. Auslöser sind nach Aussage aus dem Handel Presseberichte, wonach Apple erwäge, die Bestellungen bei Zulieferern wegen einer schwächeren iPhone7-Nachfrage zu kürzen.

Bei Agfa-Gevaert wird Übernahmeprämie ausgepreist Ein Medienbericht, dem zufolge US-Präsident Barrack Obama die Übernahme des deutschen LED-Ausrüsters AIXTRON durch eine chinesische Investmentgruppe wegen Sicherheitsbedenken endgültig untersagen dürfte, lastet phasenweise schwer auf der bereits arg gebeutelten Aixtron-Aktie. Der Kurs fiel in der Spitze schon um rund 7 Prozent, aktuell handelt die Aktie 2,8 Prozent leichter.

   Der Kurs von SLM Solutions fällt um 4,4 Prozent. Das zwischenzeitlich gescheiterte Übernahmeangebot des US-Technologieriesen General Electric hat Spuren hinterlassen: Das Unternehmen senkte sowohl die Umsatz- als auch seine Margenprognose für das laufende Jahr deutlich.

   An der Brüsseler Börse brechen Aktien von Agfa-Gevaert um mehr als 21 Prozent ein. Die deutsche Compugroup hat die Übernahme des Herstellers von Medizin- und Drucktechnik abgeblasen, ohne dafür Gründe zu nennen. Analysten hatten die Verbindung beider Unternehmen zwar als strategisch sinnvoll eingestuft, jedoch überwogen die Befürchtungen, dass sich die Compugroup an der schieren Größe des Deals überheben könnte. Compugroup steigen dagegen um 0,9 Prozent.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.998,93 -1,06 -32,05 -8,22 Stoxx-50 2.796,19 -0,88 -24,82 -9,81 DAX 10.461,17 -0,69 -72,88 -2,62 MDAX 20.503,51 -0,68 -139,87 -1,31 TecDAX 1.680,90 -0,87 -14,80 -8,18 SDAX 8.945,37 -0,69 -61,72 -1,68 FTSE 6.699,85 -0,79 -53,08 7,33 CAC 4.507,24 -1,17 -53,37 -2,80

Bund-Future 160,42 0,63 5,43

DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:02 Do, 17:16 % YTD EUR/USD 1,0650 -0,27% 1,0679 1,0616 -1,9% EUR/JPY 121,1028 -0,58% 121,8092 121,56 -16,9% EUR/CHF 1,0750 -0,36% 1,0789 1,0756 -1,2% EUR/GBP 0,8417 -0,54% 0,8458 1,1853 +14,3% USD/JPY 113,65 -0,36% 114,06 114,55 -3,2% GBP/USD 1,2650 +0,19% 1,2627 1,2582 -14,2%

ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 51,28 51,06 +0,4% 0,22 +16,0% Brent/ICE 53,81 53,94 -0,2% -0,13 +17,1%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.173,66 1.171,66 +0,2% +2,00 +10,7% Silber (Spot) 16,55 16,52 +0,2% +0,03 +19,8% Platin (Spot) 925,20 915,50 +1,1% +9,70 +3,8% Kupfer-Future 2,59 2,63 -1,4% -0,04 +20,4% === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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   December 02, 2016 09:39 ET (14:39 GMT)

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