06.07.2016 16:17:52

MÄRKTE EUROPA/Absturz des Pfund lastet erneut auf Aktien

   Von Benjamin Krieger

   FRANKFURT (Dow Jones)--Der Absturz des Pfund Sterling lässt auch die Aktienmärkte zur Wochenmitte weiter nachgeben. Zum US-Dollar ist das Pfund auf den niedrigsten Stand seit 31 Jahren gefallen. Im asiatischen Handel wurde es unter 1,28 Dollar bezahlt. Zum Vergleich: Vor dem Brexit-Votum kostete das Pfund noch über 1,50 Dollar. Wegen der konjunkturellen Risiken verkaufen Investoren Aktien und flüchten in Bundesanleihen und Edelmetalle. Die Feinunze Gold ist auf den höchsten Stand seit drei Jahren gestiegen.

   Der Dax sackt dagegen um weitere 1,8 Prozent auf 9.363 Punkte zurück. Der Euro-Stoxx-50 büßt 1,7 Prozent auf 2.765 Punkte ein. Seit dem Mittag haben sich die Aktienkurse allerdings etwas stabilisiert, weil auch das Pfund zum Dollar vom Tief unter 1,28 Dollar mittlerweile auf 1,2952 Dollar wieder etwas aufgewertet hat.

   "Die Finanzmärkte zollen den Unwägbarkeiten rund um einen Austritt Großbritanniens aus der EU Tribut", sagt Mark Brumby von Langton Capital. Die ökonomischen Risiken für Großbritannien, die Frage, wer auf David Cameron als Premierminister folgt, und ein drohender Austritt Schottlands aus dem Vereinigten Königreich lasteten schwer auf dem Pfund, sagt Jameel Ahmad vom Broker FXTM. "Zum Dollar kann das Pfund in den kommenden Monaten neue Tiefstände ausloten", sagt der Stratege.

   Mit dem Rückenwind einer sehr schwachen Währung hielt sich die Londoner Börse anfangs deutlich besser als die meisten anderen Börsen. Mittlerweile verliert aber auch der FTSE-100-Index 1,6 Prozent auf 6.442 Punkte. Profiteure der steigenden Edelmetallpreise sind die in London gelisteten Goldproduzenten wie Fresnillo und Randgold, deren Kurse um 7,2 bzw. 3,7 Prozent zulegen.

Zinsen weiter im freien Fall Die Rendite von Bundesanleihen bewegen sich nach wie vor auf sehr niedrigem Niveau. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren am Nachmittag mit minus 0,182 Prozent. Sogar Papiere mit 15 Jahren Laufzeit werfen mittlerweile eine negative Rendite ab. Am Euro-Geldmarkt, wo sich Banken untereinander Liquidität ausleihen, hat sich die Abwärtsbewegung der Zinssätze zuletzt noch beschleunigt. Aktien von Versicherern, deren Geschäfte unter niedrigen Zinsen leiden, verlieren im Schnitt 2,8 Prozent.

   Der Goldpreis steigt um 0,6 Prozent auf 1.367 Dollar je Feinunze. Die Feinunze Silber verteuert sich um 1,5 Prozent auf 20,20 Dollar. "Gold befindet sich in einem Bullenmarkt", sagt Joni Teves von UBS. Der Analyst hat die kurzfristige Preisprognose für Gold von 1.250 auf 1.400 Dollar erhöht. Negative Zinsen und konjunkturelle Risiken dürften den Preis des Edelmetalls weiter nach oben treiben.

   An den Aktienmärkten werden vor allem konjunktursensible Aktien und Sektoren verkauft. Der Automobilsektor verliert 1,8 Prozent. Renault, Peugeot und Fiat verlieren jeweils mehr als 2 Prozent. Die Barclays Bank hat Fiat gleich um zwei Investmentstufen von "Übergewichten" auf "Untergewichten" gesenkt. Die Kurse von VW, BMW und Daimler halten sich etwas besser.

   Der Kurs des Automobilzulieferers Schaeffler fällt um 3,6 Prozent auf ein Rekordtief. Auch der Chip-Hersteller Infineon beliefert die Automobilindustrie. Eine Abstufung der Aktie durch die Barclays Bank drückt den Kurs um 5 Prozent nach unten.

Deutsche Bank fallen immer stärker Auch Bankaktien verlieren weiter überdurchschnittlich. Der Sektor fällt um 2,6 Prozent, angeführt von der Deutschen Bank mit einem Kurseinbruch von 5,7 Prozent. Seit Jahresbeginn ist der Kurs um rund 50 Prozent eingebrochen auf den niedrigsten Stand seit den achtziger Jahren. Die Marktturbulenzen, immer niedrigere Zinsen und die konjunkturellen Risiken lasten schwer auf der europäischen Finanzindustrie.

   Deutsche Börse halten sich vergleichsweise gut mit einem unveränderten Kurs. "Der Markt setzt darauf, dass die Fusion mit der London Stock Exchange gelingt", sagt ein Händler. Er verweist auf Berichte, die seit Dienstagnachmittag kursierten und denen zufolge der Sitz der künftigen Holding in London keine Vorbedingung mehr sein müsse, falls die Aufsichtsorgane das verlangen sollten.

   Zudem dürfte die Börsenbetreiber von den jüngst stark gestiegenen Handelsumsätzen an den turbulenten Märkten profitieren. Papiere der London Stock Exchange geben ebenfalls nur leicht nach.

Neuer Kontrahent lässt Telecom-Italia-Kurs einbrechen In Mailand brechen Telecom Italia um 10 Prozent ein. Grund ist der bevorstehende Markteintritt der französischen Iliad auf dem italienischen Markt. Telecom Italia bekomme ausgerechnet zu einem Zeitpunkt Konkurrenz, zu dem das Unternehmen das Heimatgeschäft wieder auf Kurs zu bringen versucht, merken die Analysten von Bernstein an.

   Der Kurs von Dialog Semiconductor, einem Zulieferer für iPhones von Apple, fällt um 5,2 Prozent. Die Analysten von Pacific Crest prognostizieren, dass das Produktionsziel von Apple für das neue iPhone um 15 bis 20 Prozent unter dem des jüngsten Modells 6S liegen werde. Dessen Verkaufszahlen sind Pacific Crest zufolge enttäuschend.

=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD Euro-Stoxx-50 2.764,72 -1,71 -48,16 -15,39 Stoxx-50 2.736,62 -1,67 -46,41 -11,73 DAX 9.363,39 -1,78 -169,22 -12,84 MDAX 19.211,07 -1,39 -271,21 -7,53 TecDAX 1.550,81 -1,66 -26,20 -15,29 SDAX 8.503,43 -1,26 -108,15 -6,54 FTSE 6.451,64 -1,43 -93,73 3,35 CAC 4.092,55 -1,70 -70,87 -11,74

Bund-Future 167,75 -15 8,18

DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8.17 Uhr Di, 17.16 Uhr % YTD EUR/USD 1,1078 +0,24% 1,1052 1,1103 +2,0% EUR/JPY 111,7142 +0,06% 111,6429 112,85 -24,6% EUR/CHF 1,0811 -0,03% 1,0814 1,0819 -0,6% EUR/GBP 0,8554 +0,65% 0,8562 1,1749 +16,2% USD/JPY 100,83 -0,16% 101,00 101,64 -14,1% GBP/USD 1,2952 +0,33% 1,2908 1,3043 -12,2%

ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 46,41 46,60 -0,4% -0,19 +10,8% Brent/ICE 47,56 47,96 -0,8% -0,40 +11,2%

METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.367,75 1.360,00 +0,6% +7,75 +28,9% Silber (Spot) 19,98 19,98 +0,0% +0,01 +44,6% Platin (Spot) 1.073,40 1.073,50 -0,0% -0,10 +20,4% Kupfer-Future 2,15 2,18 -1,5% -0,03 -0,1% === Kontakt zum Autor: benjamin.krieger@dowjones.com

   DJG/bek/ros

   (END) Dow Jones Newswires

   July 06, 2016 09:47 ET (13:47 GMT)

   Copyright (c) 2016 Dow Jones & Company, Inc.- - 09 47 AM EDT 07-06-16

Analysen zu Fresnillo PLCmehr Analysen

Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!

Aktien in diesem Artikel

Deutsche Bank AG 16,88 0,66% Deutsche Bank AG
Deutsche Börse AG 227,40 0,71% Deutsche Börse AG
Fresnillo PLC 7,99 1,33% Fresnillo PLC
Infineon AG 32,38 -0,83% Infineon AG
Salzgitter 15,91 0,19% Salzgitter
thyssenkrupp AG 3,89 1,44% thyssenkrupp AG
voestalpine AG 17,55 0,57% voestalpine AG