23.01.2014 19:03:31

MÄRKTE EUROPA/Abkühlung des globalen Wachstums sorgt für Verluste

   Von Thomas Leppert

   Kräftig nach unten ging es am Donnerstag an den Börsen in Europa. Schwache Daten aus China und den USA lösten eine Verkaufswelle aus. Während China ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung zum Jahresstart droht, leidet die US-Wirtschaft unter der klirrenden Kälte im Januar. Es half den Aktienmärkten auch nicht, dass die Konjunktur in Europa mehr und mehr in Schwung kommt. Die Wirtschaft im Euro-Raum - vor allem in Deutschland - nahm im Januar an Fahrt auf.

   Die Investoren an der Börse agierten aufgrund der enttäuschenden Wachstumsdaten aus den beiden größten Volkswirtschaften der Welt vorsichtig. Mit einem kräftigen Rücksetzer an der Wall Street standen auch die Börsen in Europa unter Druck. Der Dax gab um 0,9 Prozent auf 9.631 Punkte nach. Der Euro-Stoxx-50 verlor 1,1 Prozent auf 3.117 Punkte.

   Am Morgen verschreckte zunächst die Umfrage der HSBC unter Einkäufern in chinesischen Unternehmen, die für den Januar erstmals seit sechs Monaten ein Schrumpfen andeutete. Die Danske Bank wertete den Rückgang als Folge einer de facto strikteren Geldpolitik der chinesischen Notenbank seit Mitte vergangenen Jahres. Diese habe vor allem niedrigere Investitionen zur Folge. Eine rasche Abkühlung des Wachstums drohe jedoch nicht. "Die Exporte Chinas dürften vor allem von der Erholung in Europa und den USA gestützt werden", prognostiziert die Bank.

   Doch die Nachfrage aus den USA könnte ins Stocken geraten. Auch dort zeichnet sich ab, dass die Wirtschaft schwach ins Jahr gestartet ist. Der von Markit veröffentlichte Flash-PMI fiel im Januar auf 53,7, nachdem er im Dezember noch auf einem 11-Monatshoch notiert hatte. Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson sagte, einige Unternehmen hätten wegen des kalten Wetters Probleme bei Produktion und Umsatz gehabt, der zugrundeliegende Trend sei aber robust.

   Positive Nachrichten gab es dagegen von der Wirtschaft im Euroraum, die stärker als erhofft ins Jahr startete. Der Einkaufsmanagerindex der Privatwirtschaft stieg auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren und wurde dabei vor allem von der Industrie gestützt. Für Alexander Krüger, Chefvolkswirt im Bankhaus Lampe, sind die aktuellen Daten "alles andere als ein Rezessionssignal". Für ihn spricht die Erholung der Wirtschaft gegen eine Deflation und für eine Bodenbildung bei der Inflationsrate.

   Die guten europäischen Daten in Verbindung mit den schwachen US-Daten trieben den Euro auf 1,3677 Dollar. Von der Schwäche am Aktienmarkt profitierten zum einen die Anleihen, die Renditen der zehnjährigen Bundesanleihe fiel um 2 Basispunkte auf 1,71 Prozent. Zum anderen legte der Goldpreis kräftig zu, die Feinunze kostete am Abend 1.263 Dollar.

   Auch die Entwicklung in der Türkei wird an der Börse genau verfolgt. Mehreren Händlern zufolge griff die türkische Zentralbank das erste Mal seit zwei Jahren am Devisenmarkt direkt ein, um den freien Fall der türkischen Lira zu bremsen. Die Währungshüter in Ankara hätten mit dem Verkauf von US-Dollar gestartet, als die Lira ein neues Rekordtief von 2,2973 gegenüber dem Dollar und ein Allzeittief von 3,1342 gegenüber dem Euro erreichte. Zudem platzierte die Türkei ihre erste Dollar-Anleihe in diesem Jahr mit einem Volumen von 2,5 Milliarden Dollar

   Für kursbewegende Nachrichten sorgte auch die Berichtssaison. So sprangen Delhaize-Aktien um 7,2 Prozent nach oben, nachdem die belgische Supermarktkette einen überraschend guten Zwischenbericht vorgelegt hatte. Der Einzelhandelssektor in Europa tendierte mit dem Markt 1,1 Prozent leichter.

   Auf der anderen Seite brachen die Aktien von Pearson in London um 8,2 Prozent ein. Die Mediengruppe, die auch die Financial Times herausgibt, musste Rückgänge beim Umsatz in den USA vermelden. Rund 60 Prozent ihres Umsatzes stammen von dort. Zudem erwartet CEO John Fallon auch in diesem Jahr ein schwieriges Marktumfeld. Die Analysten von Numis nannten die Zahlen schwächer als erwartet. Das Minus von Pearson zog den Mediensektor um 1,6 Prozent nach unten.

   Schwächer tendierte nur der Sektor der Technologiewerte mit einem Minus von 2,8 Prozent. Hier belastete vor allem die Nokia-Aktie, die nach Geschäftszahlen um 10,6 Prozent einbrach. Kurz vor dem Abschluss des Verkaufs des Handygeschäfts an Microsoft hat Nokia mit seinem einstigen Erfolgsgaranten enttäuscht. Flaue Smartphone-Verkäufe sorgten sogar für rote Zahlen im Geschäft mit Mobiltelefonen.

   Schwächster Wert im DAX war die Aktie von Allianz, die um 2,7 Prozent auf 127,40 Euro einbrach. Ungemach für den zukünftigen Gewinnbeitrag des Versicherers liefert momentan die Entwicklung bei der Tochter Pimco. Nachdem der Anleihefonds Milliarden an Mittelabflüssen zu verzeichnen hatte und am Mittwoch Mohamed El-Erian als Chef zurücktrat gab Bill Gross die neue Marschrichtung bekannt. Der König der Anleihen will verstärkt in Aktien investieren.

   In der zweiten Reihe am deutschen Aktienmarkt profitierte die Celesio-Aktie (plus 4,5 Prozent) von der Nachricht, dass in den Übernahmekampf um den Pharma-Händler erneut Bewegung kommt. Celesio-Großaktionär Haniel könnte laut Börsen-Zeitung das Aktienpaket des US-Hedgefonds Elliott kaufen und es anschließend inklusive des eigenen Anteils an den US-Investor McKesson weiterveräußern. Damit könnte der Deal letztendlich doch noch über die Bühne gehen.

=== Europäische Schlussbörsen vom Donnerstag, 23. Januar

. Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung . stand absolut in % seit . Jahresbeginn Europa Euro-Stoxx-50 3.117,08 -34,19 -1,1% 0,3 . Stoxx-50 2.949,97 -30,45 -1,0% 1,0 . Stoxx-600 332,69 -3,37 -1,0% 1,3 Frankfurt XETRA-DAX 9.631,04 -89,07 -0,9% 0,8 London FTSE-100 6.773,28 -53,05 -0,8% 0,4 Paris CAC-40 4.280,96 -44,02 -1,0% -0,3 Amsterdam AEX 403,89 -3,56 -0,9% 0,5 Athen ATHEX-20 403,79 -0,36 -0,1% 4,9 Brüssel BEL-20 2.951,95 -0,41 -0,0% 1,0 Budapest BUX 19.544,61 -51,85 -0,3% 5,3 Helsinki OMXH-25 2.855,33 -38,07 -1,3% 0,7 Istanbul ISE NAT. 30 79.745,83 -2480,30 -3,0% -3,3 Kopenhagen OMXC-20 647,93 -3,31 -0,5% 5,3 Lissabon PSI 20 6.845,76 -6,14 -0,1% 4,3 Madrid IBEX-35 10.241,20 -38,50 -0,4% 3,3 Mailand FTSE-MIB 19.814,55 -143,83 -0,7% 4,5 Moskau RTS 1.387,66 -1,40 -0,1% -3,8 Oslo OBX 510,25 -5,24 -1,0% 1,3 Prag PX 1.026,79 -2,81 -0,3% 3,8 Stockholm OMXS-30 1.339,80 -15,44 -1,1% 0,5 Warschau WIG-20 2.406,37 -26,41 -1,1% 0,2 Wien ATX 2.680,26 -26,95 -1,0% 5,3 Zürich SMI 8.404,98 -61,72 -0,7% 2,5

DEVISEN zuletzt '+/- % Do, 7.50 Uhr Mi, 17.29 Uhr EUR/USD 1,3674 0,92% 1,3550 1,3557 EUR/JPY 141,6661 0,19% 141,3909 141,4605 EUR/CHF 1,2309 -0,30% 1,2346 1,2344 USD/JPY 103,5995 -0,73% 104,3600 104,3340 GBP/USD 1,6614 0,29% 1,6566 1,6577 === Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

   DJG/thl/ros

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   January 23, 2014 12:30 ET (17:30 GMT)

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