06.02.2018 09:47:48

MÄRKTE ASIEN/Börsen im Abwärtsstrudel von Kursdebakel an Wall Street

TOKIO / SCHANGHAI (Dow Jones)--Mit teils massiven Kursverlusten haben sich die Börsen in Ostasien am Dienstag dem Kursdebakel an der Wall Street nicht entziehen können. Vereinzelt war von einem Blutbad die Rede, das vielerorts sämtliche 2018 aufgelaufenen Gewinne wieder zunichte gemacht habe. Der Nikkei-Index in Tokio wies in der Spitze Verluste von 7 Prozent auf. Allerdings verringerten sich dort wie auch an den anderen Plätzen im Verlauf des Handels die Abgaben wieder etwas, auch weil die Einschätzung überwog, dass eine Korrekturbewegung überfällig und gesund sei.

Am Ende des Handels stand in Tokio ein Minus von 4,7 Prozent auf 21.610 Punkte. In Hongkong ging es für den HSI um 5,1 Prozent nach unten, der Kospi in Seoul hielt sich mit einem Minus von 1,5 Prozent noch vergleichsweise am besten. In Sydney ging es um 3,2 Prozent abwärts auf ein zuletzt im Oktober gesehenes Kursniveau.

Nach dem Minus von rund 2,5 Prozent am Freitag war der Dow-Jones-Index am Montag phasenweise um über 6 Prozent abgestürzt. Am Ende des Tages stand ein Einbruch von 4,6 Prozent. Damit gab der Index sämtliche im neuen Jahr aufgelaufenen Gewinne wieder ab.

Ausgelöst wurde der Stimmungswandel an den Börsen weltweit von den steigenden Zinsen an den Anleihemärkten. Sie befinden sich zwar bereits seit geraumer Zeit im Aufwärtstrend, dieser beschleunigte sich aber zuletzt kräftig, ausgelöst von der US-Notenbank und unerwartet stark gestiegenen Stundenlöhnen in den USA. Beides schürt Spekulationen vor einer anziehenden Inflation, die den Weg für schnellere Zinserhöhungen in den USA frei machen würde. Damit würde den Börsen der Treibstoff in Gestalt billigen Geldes entzogen, der sie in den vergangen Monaten und Jahren auf immer neue Hochs geführt hatte. Zudem treten Anleihen als renditebringende Anlage damit wieder stärker in Konkurrenz zu Aktien.

Die Zehnjahresrendite in den USA war zuletzt auf 2,89 Prozent gestiegen. Mit dem Einbruch an den US-Aktienmärkten erhielten die sicher geltenden Anleihen nun aber Zulauf, weshalb die Rendite auf 2,69 Prozent deutlich zurückgekommen ist, die Anleihekurse also gestiegen sind.

Korrektur mehr als überfällig

Eine maßgebliche Rolle bei den plötzlichen und massiven Verlusten spielt, dass viele Börsen zuletzt auf Rekord- oder Mehrjahreshochs standen und überkauft waren. Der latente Hang zu Gewinnmitnahmen dürfte entsprechend hoch gewesen sein. Eine von vielen Marktakteuren als gesund bezeichnete Gegenbewegung war damit nur eine Frage der Zeit. In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder einzelne Handelstage mit stärkeren Verlusten gegeben - vor allem bei Technologieaktien -, die mit zu hoch gestiegenen Bewertungen begründet wurden.

Aus fundamentaler Sicht sei die Stimmungseintrübung nicht gerechtfertigt, hieß es. Die Konjunktur sei weltweit robust und die Unternehmensgewinne stiegen. Einige Akteure sehen daher in den Kursrücksetzern schon wieder Kaufgelegenheiten. Den Ausverkauf hätten technische Faktoren ausgelöst, nicht fundamentale, kommentierte Investmentexpertin Catherine Yeung von Fidelity International. Die Märkte sollten sich eine längerfristige Perspektive zu eigen machen, was die Kursentwicklung angehe. Dass die Konsensschätzungen für Inflation und Lohnwachstum niedrig aussähen und nach oben überrascht werden könnten, davor habe man schon zeitig gewarnt.

Ähnlich sah man es bei Nikko Asset Management. Von Computern ausgelöste Verkäufe hätten an den vergangenen Tagen bereits mit zu den Kursverlusten beigetragen. Ein Beleg dafür sei, dass Aktien aus unterschiedlichsten Branchen gleich stark unter Druck geraten seien. Computerprogramme, die "Volatilität verkaufen oder Momentum kaufen" seien vermutlich gezwungen worden, zu verkaufen. Längerfristig orientierte Anleger sollten sich jetzt auf die steigenden Unternehmensgewinne fokussieren.

Frage war nur die nach dem "Wann"

"Es ist verrückt", kommentierte Chris Weston, Chefstratege bei IG in Melbourne. "Es gibt eine Menge Leute, die nicht verstehen, was hier gerade passiert". Einige Anleger, die festen Anlageregeln verpflichtet sind, seien wegen der erhöhten Marktschwankungen gezwungen, zu verkaufen, erläuterte er. "Wir haben eine derart lange Phase mit geringer Volatilität gesehen, es war nur eine Frage des Wann nicht des Ob, bis diese endet", meinte Lee Porter, Direktor beim Brokerhaus Liquidnet.

Für Marktexperte Ric Spooner von CMC Markets stand es bereits seit Wochen quasi angeschrieben, dass ein Rücksetzer bevorsteht. Alles was dafür gefehlt habe, sei eine Stimmungseintrübung gewesen. Er wies daraufhin, dass das Kurs-Gewinn-Verhätlnis des S&P-500-Index auch nach dessen Rückfall 8 Prozent unter seine Hochs noch immer über dem Durchschnitt aus der Zeit von 2013 bis 2017 liege.

"Wir haben schon gewusst, dass die hohen Marktbewertungen wahrscheinlich die Volatilität verschärfen werden, nachdem es im vergangenen Jahr praktisch keinen nennenswerten Rücksetzer gab", hieß es von JPMorgan Asset Management. Die von Gewinnmitnahmen ausgelösten Kursrückgänge seien eine gesunde Korrektur, in einen Bärenmarkt werde man deswegen aber nicht zurückfallen.

Auch Soichiro Matsumoto, Chef-Anlagefachmacnn bei der Credit Suisse sprach von einer gesunden Korrektur, die grundsätzlich wieder Kaufgelegenheiten schaffe. Was man sehe, sei eine Korrektur, die nicht strukturellen Problemen geschuldet sei. Die Anleger sollten nun erst einmal abwarten, bis sich die Gemüter wieder etwas beruhigten.

Notenbankchef beruhigt

Der japanische Aktienmarkt werde möglicherweise drei Monate brauchen, sich von diesem Rückschlag zu erholen, sagte Anlagestratege Masayuki Kubota vom Online-Broker Rakuten Securities. Erst einmal müssten ausländische Anleger raus aus dem Markt, dann ergäben sich Gelegenheiten zu Schnäppchenkäufen.

Japans Notenbankchef Kuroda signalisierte derweil, nötigenfalls Unterstützung zu leisten. Vor einem Parlamentsausschuss wiederholte er, dass er keine größeren Probleme sehe, die durch das Anleihekaufprogramm der Notenbank ausgelöst worden sein könnten. Die Notenbank fahre weiter einen expansiven Kurs, weil die Inflation erst auf halbem Weg hin zum Ziel von 2 Prozent sei. In Japan liegt die Zehnjahresrendite bei 0,072 Prozent. Die Notenbank will sie nahe null Prozent halten und kauft dazu immer wieder Anleihen auf.

Kuroda sagte außerdem: "Unternehmensgewinne und ökonomische Fundamentaldaten sind die Basis der Aktienkurse und beide sind hier und im Ausland solide".

Kursbewegungen bei Einzelwerten dürften in diesem Umfeld eher mit Vorsicht zu genießen sein. In Taiwan verlor die Aktie des Apple-Zulieferers Largan nach einem Umsatzrückgang im Januar 10 Prozent. In Seoul hielt sich das Schwergewicht Samsung mit einem Minus von lediglich 1 Prozent gut und trug somit dazu bei, dass der Börsenindex Kospi lediglich 1,5 Prozent einbüßte. Samsung seien weiter davon gestützt worden, dass am Vortag nach fast einem Jahr hinter Gittern der Samsung-Erbe Lee Jae-yong vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen wurde, hieß es. Er gilt als De-Facto-Chef des Firmenkonglomerats und war im Rahmen eines Korruptionsskandals zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Yen als sicherer Hafen gesucht

Der Abwärtsdruck in Japan wurde unterdessen noch verschärft durch den Anstieg des Yen, weil sich damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit japanischer Unternehmen verschlechtert. Der Dollar fiel von Ständen über 110 Yen auf 108,89 Yen zurück. Der Yen profitierte dabei einmal mehr von seinem Ruf als sicherer Hafen in Krisenzeiten. Zum Euro und anderen Devisen legte der Dollar nämlich zu, gestützt von der Zinserhöhungsfantasie.

An den Rohstoffmärkten machte sich die Stimmungseintrübung ebenfalls bemerkbar. Die Ölpreise fielen, zusätzlich belastet durch den gegenüber vielen Währungen steigenden Dollar. Er macht in Dollar gehandelte Rohstoffe teurer. Brentöl verbilligte sich zuletzt um knapp 1 Prozent auf 67,03 Dollar. Das Gold profitierte im Umfeld der Zinserhöhungserwartungen und des festeren Dollar nur moderat von seinem Ruf als sicherer Hafen. Die Feinunze legte um 3 Dollar zu auf 1.343.

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Index (Börse) zuletzt +/- % % YTD Ende

S&P/ASX 200 (Sydney) 5.833,30 -3,20% -3,82% 06:00

Nikkei-225 (Tokio) 21.610,24 -4,73% -5,07% 07:00

Kospi (Seoul) 2.453,31 -1,54% -0,57% 07:00

Schanghai-Comp. 3.369,71 -3,38% +1,87% 08:00

Shenzhen A-Aktien 1.804,74 -4,45% -4,92% 08:00

Hang-Seng (Hongk.) 30.626,41 -5,12% +7,96% 09:00

Taiex (Taiwan) 10.404,00 -4,95% -2,24% 06:30

Straits-Times (Sing.) 3.391,17 -2,63% +3,73% 10:00

KLCI (Malaysia) 1.815,74 -2,01% +3,13% 10:00

BSE (Mumbai) 33.735,17 -2,94% -0,23% 11:00

DEVISEN zuletzt +/- % 00:00 Mo, 9:44 % YTD

EUR/USD 1,2419 +0,3% 1,2376 1,2419 +3,4%

EUR/JPY 135,64 +0,4% 135,07 135,64 +0,3%

EUR/GBP 0,8889 +0,4% 0,8858 0,8889 -0,0%

GBP/USD 1,3972 +0,0% 1,3970 1,3972 +3,3%

USD/JPY 109,22 +0,1% 109,13 109,22 -3,0%

USD/KRW 1086,11 -0,7% 1094,19 1086,11 +1,8%

USD/CNY 6,2776 -0,2% 6,2900 6,2776 -3,5%

USD/CNH 6,2913 -0,3% 6,3109 6,2913 -3,4%

USD/HKD 7,8193 -0,0% 7,8206 7,8193 +0,1%

(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires

February 06, 2018 03:48 ET (08:48 GMT)

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