21.04.2020 12:47:48
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MÄRKT EUROPA/Schwach - Ölturbulenzen stören Erholungsszenarien
Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Turbulenzen an den Ölmärkten greifen am Dienstag zunehmend auf die Aktienmärkte über. Der DAX verliert 2,4 Prozent auf 10.422 und der Euro-Stoxx-50 rund 2,2 Prozent auf 2.844 Punkte. Alle Branchenindizes in Europa liegen mehr oder weniger stark im Minus.
Am Ölmarkt brechen nun auch die Preise für die längerlaufenden Terminkontrakte auf US-Öl der Sorte WTI ein und reißen die Nordseesorte Brent mit in die Tiefe. So verliert der Kontrakt zur Lieferung im Februar 2021 gut 12 Prozent. "Der Ölmarkt glaubt offensichtlich nicht mehr an eine deutliche Erholung der Wirtschaft und damit der Ölnachfrage im zweiten Halbjahr", sagt ein Händler. Das sei auch ein schlechtes Zeichen für die Aktienmärkte.
Am Montag war US-Öl zur Lieferung im Mai erstmals überhaupt im Minus gehandelt worden - phasenweise mit rund 40 Dollar. Grund waren Sorgen, die bereits vollen Lager könnten weitere Lieferungen derzeit nicht mehr aufnehmen. Trotzdem war der Markt da noch der Meinung, die Situation werde sich im zweiten Halbjahr mit einer Konjunkturerholung wieder durchgreifend bessern. Diese Erwartung wird nun stark gedämpft, abzulesen an nun auch massiv einbrechenden Preisen für WTI, das im Juni geliefert wird.
Der Index der Öl-und Gaswerte führt auf der Aktienseite die Verlierer unter den europäischen Branchenindizes an. Kaum besser schneidet der Index der Rohstoff-Titel ab, er bricht um 4,1 Prozent ein.
Auch ein besserer deutscher ZEW-Konjunkturindex kann den Märkten nicht helfen. Der von Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) erhobene Index stieg auf 28,2 Punkte von minus 49,5 im Vormonat. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten lediglich einen Anstieg auf minus 41,0 vorausgesagt.
Nach Ansicht der Finanzmarktteilnehmer könne die Situation offenbar nur noch besser werden, interpretieren die Marktstrategen der Helaba. Es gelte allerdings zu berücksichtigen, dass der Anstieg der Erwartungen auf einem dramatischen Einbruch der Lageeinschätzungen fuße. Diese sei in den vergangenen drei Monaten um mehr als 80 Punkte auf das tiefste Niveau seit der Finanzkrise gefallen.
SAP-Führungswechsel wirft Fragen auf
Etwas im Hintergrund schwelt in dieser Gemengelage noch die langsam Fahrt aufnehmende Berichtssaison der Unternehmen. Als weitgehend wie erwartet werden die endgültigen Zahlen von SAP eingestuft. Für mehr Gesprächsstoff sorgt, dass der Softwareriese die Doppelspitze nach gut einem halben Jahr nach deren überraschenden Ernennung schon wieder aufgibt. Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank rechnet nach dem Weggang von Co-Vorstand Jennifer Morgan Ende April aber nicht mit Änderungen der Strategie. Er lässt seine Schätzungen für das Jahr 2020 unverändert. Der Anteil der besser vorhersehbaren Umsätze am Gesamtumsatz steige weiter und sei der Hauptgrund für die Anlagestory. SAP verlieren 2,7 Prozent.
Danone hat im ersten Quartal dank Hamsterkäufen den Umsatz zwar gesteigert, wegen der unsicheren Geschäftsauswirkungen durch die Coronavirus-Pandemie die Prognose für das Gesamtjahr aber zurückgezogen. Die Aktie verbilligt sich um 2,5 Prozent. Die Entscheidung des französischen Einzelhandelskonzerns Carrefour, den Dividendenvorschlag zu halbieren, wird mit einem Kursminus von 2,1 Prozent quittiert.
Sartorius überzeugt
Die Erstquartalszahlen von Sartorius sind überzeugend ausgefallen. Sowohl operatives Ergebnis wie Umsatz seien besser als vom Konsens erwartet, heißt es. Die Aktie steigt um 3,0 Prozent. Nach soliden Quartalszahlen geht es für Wienerberger im Sog der schwachen Ölbranche um 1,6 Prozent nach unten.
Nach wie erwartet guten Geschäftszahlen geht es für LSE gegen die schwächere Tagestendenz um 5 Prozent nach oben. Der Bruttogewinn des Börsenbetreibers legte im ersten Quartal um 13 Prozent zu. Stützend wirkt laut Analysten auch, dass die LSE weiter davon ausgeht, die geplante Übernahme von Refinitiv bis Ende 2020 über die Bühne zu bringen. Wegen des Widerstands aus Brüssel hatte es zuletzt Zweifel an dem Terminplan gegeben.
Drägerwerk leiden unter einer Kapitalerhöhung, die das mit der Corona-Krise stark in den Blickpunkt geratene Medizintechnikunternehmen am Vorabend im Schnellverfahren durchgeführt hat. Unter anderem sollen mit dem Geld kurzfristig Liquidität und Eigenkapitalbasis hinsichtlich des hohen Auftragseingangs im Zuge der Covid-19 Pandemie gestärkt werden. Drägerwerk verlieren 5,5 Prozent auf 76,00 Euro.
Aktienindex zuletzt +/- % absolut +/- % YTD
Euro-Stoxx-50 2.843,75 -2,26 -65,75 -24,07
Stoxx-50 2.797,29 -2,10 -60,02 -17,80
DAX 10.420,27 -2,39 -255,63 -21,35
MDAX 22.150,68 -1,38 -310,16 -21,76
TecDAX 2.857,73 -1,68 -48,77 -5,21
SDAX 9.931,50 -2,51 -255,21 -20,62
FTSE 5.712,02 -1,73 -100,81 -22,93
CAC 4.428,04 -2,21 -100,26 -25,93
Rentenmarkt zuletzt absolut +/- YTD
Dt. Zehnjahresrendite -0,49 -0,04 -0,73
US-Zehnjahresrendite 0,58 -0,03 -2,10
DEVISEN zuletzt +/- % Di, 8:32 Mo, 17:28 % YTD
EUR/USD 1,0836 -0,31% 1,0845 1,0874 -3,4%
EUR/JPY 116,39 -0,53% 116,58 117,11 -4,5%
EUR/CHF 1,0516 +0,00% 1,0517 1,0516 -3,1%
EUR/GBP 0,8781 +0,52% 0,8735 0,8729 +3,8%
USD/JPY 107,41 -0,22% 107,48 107,70 -1,3%
GBP/USD 1,2340 -0,82% 1,2417 1,2457 -6,9%
USD/CNH (Offshore) 7,1033 +0,15% 7,0936 7,0822 +2,0%
Bitcoin
BTC/USD 6.830,01 -0,34% 6.891,01 7.084,26 -5,3%
ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD
WTI/Nymex -6,30 -37,63 +83,3% 31,33 -110,5%
Brent/ICE 21,18 25,57 -17,2% -4,39 -67,0%
METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD
Gold (Spot) 1.680,91 1.694,20 -0,8% -13,30 +10,8%
Silber (Spot) 15,08 15,40 -2,1% -0,32 -15,5%
Platin (Spot) 752,40 774,35 -2,8% -21,95 -22,0%
Kupfer-Future 2,23 2,32 -4,0% -0,09 -20,7%
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/hru/gos
(END) Dow Jones Newswires
April 21, 2020 06:48 ET (10:48 GMT)
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