Wachstumsprognose gesenkt 26.04.2018 17:45:52

Lufthansa verringert im 1. Quartal Verlust - Aktie im Sinkflug

Lufthansa verringert im 1. Quartal Verlust - Aktie im Sinkflug

Signifikante Einmalkosten bei der Tochter Eurowings für die Integration der übernommenen Teile von Air Berlin schmälerten jedoch den operativen Gewinn. Die Prognose für das Kapazitätswachstum im laufenden Jahr nahm der DAX-Konzern leicht zurück, stellt für 2018 aber weiterhin Wachstum und sinkende Kosten in Aussicht sowie einen operativen Gewinn unter Vorjahr.

Der Umsatz sank leicht um 0,7 Prozent auf 7,64 Milliarden Euro. Grund dafür war die erstmalige Anwendung des neuen Rechnungslegungsstandards IFRS-15, wie die Deutsche Lufthansa mitteilte. Ohne diese Effekte wären die Erlöse um 4,5 Prozent gestiegen. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Adjusted EBIT) stieg um 1 Million auf 26 Millionen Euro. Unter dem Strich reduzierte der DAX-Konzern seinen Verlust um rund 16 Prozent auf 57 Millionen Euro.

Analysten hatten im Konsens allerdings mit einem Umsatzanstieg auf 8,229 Milliarden Euro, einem Adjusted EBIT von 92 Millionen Euro und einem Konzerngewinn von 3,3 Millionen Euro gerechnet.

Zur Höhe der Einmalkosten bei Eurowings, die die Entwicklung der um Treibstoff- und Währungseffekte bereinigten Stückkosten auch in den kommenden Monaten belasten dürften, machte die Lufthansa keine Angaben.

Im laufenden Jahr erwartet die Lufthansa jetzt einen Anstieg der organischen Kapazität um insgesamt 6 statt 7 Prozent. Die Prognose für das Wachstum insgesamt nahm der Konzern entsprechend auf 8,5 von zuvor 9,5 Prozent zurück. Grund dafür seien unter anderem die Streiks bei der österreichischen Tochter Austrian sowie das geringere Wachstum von Eurowings auf der Kurzstrecke.

Das hat auch Auswirkungen auf die Treibstoffkosten: Sie dürften wegen des geringeren Kapazitätswachstums und einem schwächeren US-Dollar nur noch um 600 Millionen auf insgesamt 5,8 Milliarden Euro steigen. Bislang hatte die Lufthansa hier mit 100 Millionen Euro mehr gerechnet.

Mit Blick auf die Einnahmen pro Sitzplatz, die sogenannten Stückerlöse, erwartet der DAX-Konzern 2018 weiterhin eine stabile Entwicklung. Die um Treibstoff und Währungseffekte bereinigten Stückkosten sollen im laufenden Jahr um weitere 1 bis 2 Prozent sinken. Das Ergebnis im Gesamtjahr 2018 erwartet die Lufthansa witerhin leicht unter dem Rekordergebnis des Vorjahres.

Die Ergebnisse des ersten Quartals hätten die Erwartungen wegen höherer Kosten für die Integration von Eurowings etwas verfehlt, sagte ein Marktteilnehmer. Grundsätzlich bleibt er aber optimistisch: Operativ habe sich der positive Trend bestätigt. Man dürfe zuversichtlich sein, dass das laufende Jahr noch besser werde als das vergangene.

Auch die Experten vom Investmenthaus Liberum beruhigten: Es gebe nur eine kleine Abweichung zu den Erwartungen - im saisonal ohnehin schwächsten Quartal.

Die Papiere der Lufthansa sind am Donnerstag nach den Quartalszahlen und Prognosen für das Gesamtjahr der Fluggesellschaft deutlich gefallen. Mit einem Abschlag von 5,5 Prozent auf 24,20 Euro lagen sie zum Handelsschluss abgeschlagen am Ende des DAX. Der Leitindex konnte hingegegn im Plus schließen.

Am Markt wurde ein Potpourri an Gründen für den Kursrutsch gefunden. Zunächst wurde ein unterhalb der Markterwartungen liegendes Ergebnis für das erste Quartal benannt, das vor allem mit der teuren Integration von Air-Berlin-Teilen in Verbindung gebracht wurde. Laut RBC-Analyst Damian Brewer hätte die Airline ohne die bremsenden Integrationskosten im saisonal schwächsten Quartal einen deutlichen Gewinn eingefahren.

Analyst Daniel Roeska von der Investmentbank Bernstein verwies derweil als negativen Punkt auf die Ticketpreis-Prognosen für das Gesamtjahr. So habe die Lufthansa an der Annahme festgehalten, dass die Umsätze je angebotenem Sitzkilometer vor Währungseinflüssen in diesem Jahr stabil bleiben. Das aber würde für das zweite Halbjahr auf niedrigere Durchschnittspreise hindeuten. "Die Konsensschätzung läuft jedoch auf eine bessere Entwicklung hinaus, was für Enttäuschung sorgen könnte", schrieb der Analyst in einer Studie.

Wolfgang Donie von der NordLB legte den Fokus auf die reduzierte Prognose der Lufthansa für das Angebotswachstum. Dies habe "nicht zur Begeisterung beigetragen". Die Kapitalmärkte seien hierauf nicht ausreichend vorbereitet gewesen - was sich in den heftigen Kursverlusten entladen habe. Donie senkte das Kursziel von 34 auf 31 Euro, betrachtet aber das deutlich niedrigere Kursniveau als Kaufgelegenheit.

Von den Rekordkursen über 31 Euro zum Jahreswechsel haben die Aktien mittlerweile mehr als 20 Prozent eingebüßt. "Die Lufthansa ist nach wie vor in einem Marktumfeld unterwegs, das durch eine hohe Wettbewerbsintensität geprägt ist und sich zuletzt eher verschlechtert hat", sagte Sven Diermeier von Independent Research.

So seien die Chancen auf eine Übernahme der Alitalia durch den jüngsten Regierungswechsel in Italien gesunken. Gleichzeitig sei der Billigflieger Ryanair bei der österreichischen Laudamotion eingestiegen. Mit dem starken Anstieg des Ölpreises dürften sich die Treibstoffkosten erhöhen. Und schließlich hätten auch die geopolitischen Risiken wieder zugenommen, argumentierte der Analyst. Er senkte das Kursziel für die Lufthansa-Aktien von 29 auf 27 Euro und votierte mit "Halten".

FRANKFURT Dow Jones / dpa-AFX

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