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Zwei-Drittel-Mehrheit fehlt 22.06.2020 17:50:00

Lufthansa-Aktie knickt ein: Lufthansa sieht möglicher Insolvenz entgegen - Ringen um Personal-Sparpaket geht weiter

Lufthansa-Aktie knickt ein: Lufthansa sieht möglicher Insolvenz entgegen - Ringen um Personal-Sparpaket geht weiter

Die angepeilte staatliche Rettung des Lufthansa-Konzerns in der Corona-Krise steht weiter auf der Kippe. Drei Tage vor der außerordentlichen Hauptversammlung blieb am Montag die Strategie des neuen Großaktionärs Heinz Hermann Thiele unklar. Auch in den fortgesetzten Verhandlungen mit den Gewerkschaften um Sparbeiträge der Beschäftigten zeichnete sich zunächst keine Einigung ab. Wegen der Unsicherheiten musste die Aktie des Dax (DAX 30)-Absteigers an ihrem ersten Handelstag im MDAX deutliche Abschläge hinnehmen.

Laut Berichten mehrerer Medien wollten in Berlin die Bundesminister Olaf Scholz (SPD/Finanzen) und Peter Altmaier (CDU/Wirtschaft) mit dem Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele und Vorstandschef Carsten Spohr zusammenkommen.

Der 79 Jahre alte Milliardär und Industrielle Thiele hatte sich in den vergangenen Monaten mehr als 15 Prozent der Lufthansa-Aktien gesichert und anschließend den angepeilten Staatseinfluss kritisiert. Da laut Spohr weniger als 38 Prozent der Stimmrechte bei der Hauptversammlung am Donnerstag vertreten sein werden, könnte Thiele allein die notwendige Zweidrittel-Mehrheit für den Staatseinstieg verhindern.

Das Unternehmen hat sich nach Spohrs Worten bereits auf das mögliche Scheitern des Rettungsplans vorbereitet. Man habe umfangreiche Vorbereitungen getroffen, um einen abrupten Stopp des Flugbetriebs zu verhindern, hatte er am Wochenende seiner Belegschaft schriftlich versichert. In der verbleibenden Zeit bis zur Anmeldung einer Insolvenz würde man dann mit der Bundesregierung weitere Optionen besprechen.

Bundesfinanzminister Scholz verteidigte erneut das staatliche Rettungspaket. "Wir hatten eine sehr gute Diskussion mit dem Lufthansa-Management und haben einen sehr guten Plan entwickelt, über den es auch Einigung mit Brüssel gibt", sagte Scholz am Montag bei einer Konferenz in Frankfurt, zu der sich der Minister per Video aus Berlin zuschaltete. "Der Plan ist wohlüberlegt."

Die Gewerkschaft Verdi warnte vor einer Ablehnung des Rettungspakets. Der Lufthansa drohe in diesem Fall ein Insolvenzverfahren, erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. "Eine Insolvenz würde die Beschäftigtenstrukturen der Lufthansa zerstören und das öffentliche Vertrauen in die Lufthansa nachhaltig beschädigen. Mit der staatlichen Hilfe können Arbeitsplätze erhalten und Einkommen gesichert werden", betonte Behle.

Der neun Milliarden Euro umfassende Rettungsplan für die Lufthansa sieht vor, dass der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) im Zuge einer Kapitalerhöhung Aktien zeichnet, um eine Beteiligung von 20 Prozent am Grundkapital der Fluggesellschaft aufzubauen. Zudem sind stille Einlagen von insgesamt bis zu 5,7 Milliarden Euro sowie ein Kredit in Höhe von bis zu 3 Milliarden Euro geplant. Im Gegenzug für die Hilfe muss die Lufthansa 24 Start- und Landerechte an ihren wichtigen Flughäfen in Frankfurt und München an die Konkurrenz abgeben.

Das Ringen um Einsparungen beim Personal ging weiter. Unternehmen sowie Vertreter der Gewerkschaften Ufo und Vereinigung Cockpit bestätigten nur die Fortsetzung der Verhandlungen am Montag, wollten aber keinen Zeitpunkt für eine mögliche Einigung mehr nennen. Ursprünglich war dieser Montag als Termin avisiert worden, um die Ergebnisse zumindest für das fliegende Personal noch vor der Hauptversammlung präsentieren zu können. Für das Bodenpersonal verhandelt Verdi nach eigenen Angaben erst am kommenden Freitag weiter.

Der von der Corona-Krise hart getroffene Konzern hat wegen der dauerhaft geringeren Nachfrage den weltweiten Personalüberhang auf 22 000 Stellen beziffert. Davon entfallen rund 11 000 Stellen auf Deutschland. Bei den Verhandlungen sollen nun Maßnahmen vereinbart werden, um möglichst viele Mitarbeiter an Bord zu halten. Das sind zum Beispiel ausgeweitete Teilzeitmodelle und der Verzicht auf Gehaltssteigerungen und Zulagen.

Die Sorgen um das Rettungspaket drückten die Anteile des Dax-Absteigers zwischenzeitlich deutlich um bis zu 9 Prozent, im weiteren Tagesverlauf erholte sich der Kurs aber wieder. Der Konzern mit 138 000 Beschäftigten rechnet damit, dass sich die Nachfrage im Luftverkehr nur langsam erholt. Derzeit hebt nur ein kleiner Teil der Lufthansa-Flotte ab. Im ersten Quartal brockte die Corona-Krise dem Konzern einen Verlust von 2,1 Milliarden Euro ein, und die Geldreserven schwinden schnell.

Ringen um Personal-Sparpaket bei Lufthansa geht weiter

Bei der schwer angeschlagenen Lufthansa geht das Ringen um Einsparungen beim Personal weiter. Unternehmen und Gewerkschaftsvertreter bestätigten am Montag in Frankfurt die Fortsetzung der Verhandlungen, wollten aber keinen Zeitpunkt für eine mögliche Einigung mehr nennen. Ursprünglich war dieser Montag als Termin avisiert worden, um die Ergebnisse noch vor der für Donnerstag angesetzten außerordentlichen Hauptversammlung (25. Juni) präsentieren zu können.

Der von der Corona-Krise hart getroffene Konzern hatte wegen der dauerhaft sinkenden Nachfrage den weltweiten Personalüberhang auf 22.000 Stellen beziffert. Davon entfallen rund 11.000 Stellen auf Deutschland. Bei den Verhandlungen sollen nun Maßnahmen vereinbart werden, um möglichst viele Mitarbeiter an Bord zu halten. Das sind zum Beispiel ausgeweitete Teilzeitmodelle und der Verzicht auf Gehaltssteigerungen und Zulagen. Beteiligt sind die Gewerkschaften Verdi, Ufo und Vereinigung Cockpit, die bereits verschiedene Sparvorschläge unterbreitet haben.

Der Konzernumbau trifft auch die Töchter im In- und Ausland. Der Flugbetrieb von Germanwings wird nicht wiederaufgenommen, wie Lufthansa bereits mitgeteilt hatte. Eurowings verringert den Angaben zufolge die Personalkapazität in der Verwaltung um 30 Prozent und streicht dafür 300 Stellen. Bei Austrian Airlines gibt es aufgrund der Flottenverkleinerung einen Personalüberhang von 1100 Stellen. Brussels Airlines wird ihre Kapazitäten um 1.000 Stellen reduzieren, bei Lufthansa Cargo sind es 500 Stellen.

Lufthansa-Aktien rutschen ab

Zweifel am Gelingen der Lufthansa-Rettung haben die Aktien der Fluggesellschaft am Montag deutlich nach unten befördert. Sorgen um das Rettungspaket drückten die Papiere des DAX-Absteigers schlussendlich 3,17 Prozent auf 9,85 Euro. Im frühen Handel waren die Anteilscheine sogar um fast 9 Prozent gefallen.

Heftige Verluste während des Corona-Crashs hatten dazu geführt, dass die Titel ihren Platz im deutschen Leitindex räumen mussten und seit diesem Montag dem MDAX angehören, in dem sie nun unter den insgesamt 60 Mitgliedern die höchsten Kursverluste an diesem Tag verzeichneten.

Citigroup-Analyst Mark Manduca skizzierte drei mögliche Szenarien für die Hauptversammlung. Erstens: Der Rettungsplan werde angenommen. Dann dürfte der Aktienkurs kurzfristig wieder steigen. Zugleich dürfte Lufthansa in den nächsten drei Jahren das Geschäft in Vorbereitung auf eine deutlich verwässernde Bezugsrechtsemission wieder aufbauen. Zweitens: Das Rettungspaket werde nicht angenommen und die Bundesregierung rücke von ihrer geplanten Kapitalbeteiligung rasch wieder ab. Dies wäre seines Erachtens die beste Lösung für die Aktie und das Management. Drittens: Das Rettungspaket werde nicht angenommen, es würden auch keine neuen Bedingungen seitens der Regierung festgelegt und das Management trete zurück. Dann, so schrieb er, fiele der Aktienkurs wohl stark und der aktuelle Großaktionär würde seinen Anteil ausbauen.

Laut Dirk Schlamp von der DZ Bank ist Thiele nach seiner Anteilsaufstockung zum Zünglein an der Waage geworden. Sollte er dem Rettungsplan nicht zustimmen, dürfte das Paket scheitern, konstatiert der Analyst. Möglicherweise nutze Thiele aber auch die gestiegene und von ihm gestreute Verunsicherung dazu, um weitere Lufthansa-Aktien zu erwerben und werde dann doch für das Rettungspaket stimmen. Eine Insolvenz in Eigenverwaltung würde einen erheblichen Wertverlust seiner Lufthansa-Beteiligung bedeuten. Im Falle einer sich anschließenden regulären Insolvenz könnte sogar der Totalverlust drohen.

Einen Hoffnungsschimmer in Form eines möglichen Kompromisses sieht Schlamp aber in dem anstehenden Krisentreffen zwischen Bundesfinanzminister Scholz, Konzernchef Spohr und Thiele.

/als/DP/zb

FRANKFURT (dpa-AFX) / (Dow Jones)

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