Beben auf dem E-Automarkt |
28.06.2023 22:14:00
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Lordstown-Aktie nach Insolvenzantrag mit kräftigen Verlusten: Klage gegen Investor Foxconn
• Unternehmen sucht rettenden Käufer
• Klage gegen Investor Foxconn
2020 - inmitten des SPAC-Booms - hatte Lordstown Motors, ein Elektroauto-Startup aus Ohio, den Gang an die Börse gewagt. Dabei vollzog das Unternehmen keinen normalen IPO, sondern schloss einen Fusionsvertrag mit der Zweckübernahmegesellschaft DiamondPeak Holdings Corp. und nahm damit eine Abkürzung an den Aktienmarkt. Lordstown folgte damit dem Beispiel von Nikola und Fisker, die ihrerseits nur wenige Wochen zuvor als SPAC-Unternehmen an die Börse gegangen waren.
500 Millionen US-Dollar konnte das Unternehmen zum damaligen Zeitpunkt an privaten Investitionen in Public Equity (PIPE) aufbringen, darunter eine 75-Millionen-Dollar-Investition des US-Traditionsautobauers General Motors.
Lordstown mit großen Ambitionen - namhafte Konkurrenz
Doch das Kapital war offenbar schnell aufgebraucht: Am Dienstag meldete Lordstown schließlich Insolvenz an und begab sich in das Chapter 11-Gläubigerschutzverfahren in den USA. Das Unternehmen stellt sich selbst zum Verkauf.
An den Start gegangen war Lordstown mit dem Ziel, strombetriebene Pickups für den Massenmarkt herzustellen. Damit begab sich das Unternehmen in direkte Konkurrenz zum Elektoautopionier Tesla, der mit seinem Cybertruck ebenjenen Markt bedienen will. Auch General Motors hat bereits einen elektrischen Pickup im Sortiment, der F-150 von Ford ist in diesem Segment ein Erfolgsprodukt.
Foxconn als Schuldigen ausgemacht
Verantwortlich für die Pleite soll Lordstown zufolge aber ausgerechnet ein Anteilseigner des Unternehmens, der taiwanesische Investor Foxconn, gewesen sein. Foxconn hatte sich 2021 an Lordstown beteiligt und rund 52 Millionen US-Dollar für acht Prozent der Firmenanteile investiert. CEO Edward Hightower warf dem Partner aus Fernost vor, Lordstown habe mit dem Pickup Endurance "ein innovatives und hochleistungsfähiges Elektroauto mit erheblichem kommerziellen Potenzial" entwickelt, dennoch habe trotz des "aufrichtigen Engagements für die Partnerschaft" Foxconn "die vereinbarte Strategie vorsätzlich und wiederholt nicht umgesetzt". Lordstown reichte daraufhin Klage gegen Foxconn ein.
Konkret geht es in den Vorwürfen des Elektroautobauers um angeblich "betrügerisches Verhalten" und gebrochene Versprechen. Demnach habe Foxconn ein Investitionsversprechen in Höhe von 170 Millionen Dollar nicht eingehalten und dabei ein "Muster an Bösgläubigkeit" an den Tag gelegt. Anders als versprochen hätte Foxconn sich geweigert, zusätzliche Aktienanteile zu übernehmen, zudem sei man über die Zusammenarbeit bei der Fahrzeugentwicklung getäuscht worden. In der Klage wird Reuters zufolge dargestellt, dass Foxconn bei seiner Zusammenarbeit mit Lordstown an den künftigen Fahrzeugen des Autoherstellers ständig seine Ziele verschoben habe. Dazu gehörte unter anderem die Nichteinhaltung von Finanzierungsverpflichtungen und die Weigerung, sich mit dem Unternehmen an Initiativen zu beteiligen, die Foxconn angeblich geleitet und angeblich unterstützt hatte.
Foxconn widerspricht den Lordstown-Vorwürfen
Foxconn selbst sieht unterdessen Lordstown in der Verantwortung. Man habe "eine positive Haltung bei der Führung konstruktiver Verhandlungen mit Lordstown" beibehalten. Allerdings habe der E-Autobauer "in dieser Zeit ständig versucht, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen" und sei nicht bereit gewesen, die Vereinbarung gemäß den Bedingungen zu erfüllen.
Man habe ursprünglich gehofft, die Diskussionen fortzusetzen und eine Lösung zu finden, die alle Beteiligten zufriedenstellen würde, "ohne auf haltlose rechtliche Schritte zurückzugreifen", doch bisher hätten die beiden Parteien noch keinen Konsens erzielt, hieß es in einer offiziellen Stellungnahme von Foxconn weiter. Das Unternehmen behalte sich angesichts "falscher Kommentare und böswilliger Angriffe" nun das Recht vor, seinerseits rechtliche Schritte einzuleiten.
Retter könnte schnell in den Elektromarkt einsteigen
Sollte die Suche nach einem Käufer für Lordstown nicht von Erfolg gekrönt sein, könnte insbesondere dessen Werk in Ohio für ausländische Autobauer von Interesse sein, schreibt Reuters. Diese könnten mit der Fabrik eine schnelle- Möglichkeit finden, ihre Fahrzeuge auf US-amerikanischem Boden zu produzieren.
Noch zeigt sich der insolvente Konzern aber zuversichtlich bezüglich einer möglichen Komplettübernahme. Edward Hightower, CEO von Lordstown, sagte gegenüber Reuters, dass sich das Endurance-Geschäft als attraktiv für einen anderen Autohersteller erweisen könnte, der einen schnellen Einstieg in den EV-Markt anstrebt - in einer Zeit, in der die Biden-Regierung versucht, sich von benzinbetriebenen Autos zu verabschieden.
Die Lordstown-Aktie hatte bereits am Vortag 17,18 Prozent verloren und war bis auf 2,29 US-Dollar abgestürzt. Am Mittwoch ging der Kurssturz weiter: An der US-Börse NASDAQ büßte die Lordstown-Aktie 7,86 Prozent auf 2,1100 US-Dollar ein.
Redaktion finanzen.at
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