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28.04.2017 11:17:48
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Linde-Aktie gibt nach: Guter Start ins Jahr - Aussagen zu Praxair bleiben weiter aus
Dank der Gases Division, die von einem guten Geschäft vor allem in Asien/Pazifik profitierte, konnten die Münchner Umsatz und Ergebnis in den ersten drei Monaten 2017 deutlicher erhöhen als erwartet. "Operativ läuft das Geschäft bei Linde sehr gut", sagte ein Börsenhändler.
Umsatz und Gewinnwachstum
Im ersten Quartal ist der Konzernumsatz aus fortgeführten Aktivitäten um 6,6 Prozent auf 4,39 Milliarden Euro gewachsen. Zu diesem Anstieg haben vor allem positive Entwicklungen in den Regionen EMEA und Asien/Pazifik sowie ein höherer Umsatz der Engineering Division beigetragen.
Das operative Konzernergebnis aus fortgeführten Aktivitäten legte um 5,7 Prozent auf 1,04 Milliarden Euro zu. Das Ergebnis nach Steuern und Dritten kletterte auf 317 von zuvor 306 Millionen Euro. Analysten hatten bei dem DAX-Konzern mit einem Umsatz von 4,26 Milliarden Euro, einem EBITDA von 1,01 Milliarden Euro und einem Ergebnis nach Steuern und Dritten von 254 Millionen Euro gerechnet.
Weil Linde seine Logistiktochter Gist in diesem Jahr verkaufen will, wird der Umsatz- und Ergebnisbeitrag dieses Geschäftsbereichs als nicht fortgeführte Aktivität ausgewiesen und ist somit nicht in den aktuellen Konzernzahlen enthalten. Gist zählt nicht mehr zum Kerngeschäft des Unternehmens, das sich immer mehr auf Industriegase und den dazugehörigen Anlagenbau konzentriert.
Auftragseingang im Anlagenbau steigt
In der Gases Division erwirtschaftete Linde einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro und lag damit um 4,9 Prozent über dem Vorjahr. Das operative Ergebnis legte währungsbereinigt um 2,4 Prozent auf 1,05 Milliarden Euro zu. Die operative Marge lag mit 27,7 Prozent auf Vorjahresniveau, weil sich die höheren Erdgaspreise belastend auf die operative Marge auswirkten.
Im zuletzt gebeutelten Bereich Anlagenbau (Engineering Division), in dem Linde unter anderem Maschinen für die Verarbeitung von Rohöl und Erdgas anbietet, wuchs der Umsatz um 14,1 Prozent auf 648 Millionen Euro. Das operative Ergebnis erhöhte sich auf 53 (Vorjahr 46) Millionen Euro. Die operative Marge betrug 8,2 Prozent und entspricht damit der Zielmarke, die das Unternehmen für das laufende Geschäftsjahr anstrebt.
Trotz des weiterhin anhaltend niedrigen Ölpreises und der damit verbundenen Nachfragezurückhaltung im Anlagenbau sei der Auftragseingang per Ende März gewachsen, erklärte Linde. Die Bestellungen verbesserte sich auf 457 von vorher 310 Millionen Euro.
"Wir sind recht ordentlich in das neue Geschäftsjahr gestartet und liegen damit im Rahmen unserer Prognose", kommentierte Linde-Chef Aldo Belloni. Er sieht die positive Geschäftsentwicklung als Beleg des grundsoliden Geschäftsmodells von Linde. Zudem hätten aber auch die Ende 2016 eingeleiteten Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz ihre Wirkung gezeigt.
Linde hält an dem Jahresausblick fest, wonach mit mehr oder weniger stabilen Einnahmen und einem Zuwachs beim operativen Gewinn (EBITDA) von bis zu 7 Prozent auf 4,2 bis 4,5 Milliarden Euro gerechnet wird. Dieses mittelfristige Ziel hatte sich der Konzern 2015 gesetzt.
Schweigen zu Praxair
Zur geplanten Fusion mit Praxair, die immer stärker in die Kritik gerät, verharrte Linde weiter in Schweigen. Eigentlich sollten die Fusionseinzelheiten zur Hauptversammlung am 10. Mai ausgearbeitet sein, zuvor muss noch der Aufsichtsrat abstimmen.
Nun gibt es aber Gerüchte, dass dieser Termin wegen der komplexen rechtlichen Vertragsausgestaltung wackelt. Linde selbst erklärte darauf, man bemühe sich nach wie vor, den Fusionsvertrag vor der Hauptversammlung vorzulegen. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass er erst danach finalisiert werde.
Neben der möglichen Terminverschiebung verschärft sich der Druck der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat gegen die geplante Fusion. Sie hatten erklärt, gegen den Zusammenschluss zu stimmen. Sie fürchten um die Mitbestimmung, wenn der Holdingsitz ins Ausland verlegt wird.
Linde-Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle hatte angekündigt, zur Not auch gegen den Widerstand der Arbeitnehmerseite mithilfe seines doppelten Stimmrechts im Kontrollgremium die Fusion durchzudrücken.
Bei einem Aktionstag der Gewerkschaften haben am Donnerstag die Linde-Beschäftigten gegen das Vorhaben demonstriert. Nach Angaben der IG Bergbau Chemie Energie (IG BCE) und der IG Metall beteiligten sich an dem europaweiten Protest 2.500 Linde-Mitarbeiter an über 30 Standorten. Mit 1.200 machten die meisten vor der Konzernzentrale in München ihrem Ärger Luft.
Trotz eines von Analysten als solide bezeichneten Jahresstarts haben die Aktien von Linde am Freitag nachgegeben. Die Papiere des Industriegase-Herstellers und Anlagenbauers verloren am späteren Vormittag 1,43 Prozent auf 158,95 Euro und waren damit Schlusslicht im kaum veränderten DAX 30.
Zwar lobten mehrere Analysten und Händler den Quartalsbericht als besser als erwartet, doch sei dies zweitrangig, meinte etwa Michael Schäfer von der Commerzbank. Der Markt warte auf neue Aussagen zur Fusion mit dem US-Branchenkollegen Praxair, die bisher aber ausgeblieben seien.
FRANKFURT (Dow Jones)/dpa-AFX
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