Gewinnplus 27.10.2022 17:30:38

Linde-Aktie dennoch im Plus: Linde hebt Gewinnausblick an

Linde-Aktie dennoch im Plus: Linde hebt Gewinnausblick an

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn je Aktie soll 2022 auf 11,93 bis 12,03 US-Dollar zulegen, wie das im DAX notierte Unternehmen am Donnerstag in Guildford bei London mitteilte. Das sei ein Anstieg im Jahresvergleich um bis zu 13 Prozent. Zuletzt war das Unternehmen von 11,73 bis 11,93 Dollar ausgegangen, nach 10,69 Dollar im Vorjahr.

Im vierten Quartal soll der bereinigte Gewinn je Aktie auf 2,80 bis 2,90 Dollar zulegen. Das wären bis zu fünf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dabei rechnet Linde mit negativen Währungseffekten aufgrund des starken Dollar.

Im dritten Quartal legte der bereinigte Gewinn je Aktie im Jahresvergleich um 14 Prozent auf 3,10 Dollar zu. Das war deutlich mehr als von Experten erwartet. Der Umsatz kletterte dank höherer Preise und Volumen um 15 Prozent auf knapp 8,8 Milliarden Dollar. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von knapp 1,3 Milliarden Dollar, nach 979 Millionen ein Jahr zuvor.

Die konjunkturelle Eintrübung in Europa, Naher Osten und Afrika (Emea) geht aber auch an Linde nicht spurlos vorüber. Das Unternehmen konnte zwar die Erlöse im Jahresvergleich um 11 Prozent dank Preiserhöhungen steigern, der Absatz aber schrumpfte um drei Prozent. Linde begründete dies mit einer schwächeren Entwicklung im Gesundheitsgeschäft. In dem größten Linde-Markt Amerika kletterten die Umsätze um ein Fünftel. Dazu trugen Preiserhöhungen und ein besserer Absatz bei. Deutlich runder lief es für Linde im Anlagenbau.

Derweil wendet der Konzern dem Börsenplatz Frankfurt den Rücken zu. Damit müsste das Unternehmen dann auch seinen Platz im deutschen Leitindex Dax räumen und Frankfurt würde seinen wertvollsten börsennotierten Konzern verlieren. Linde ist im Dax mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 140 Milliarden Euro der schwerste Wert. Der Verwaltungsrat habe entschieden, den Aktionären den Rückzug von der Frankfurter Börse vorzuschlagen, hatte das Unternehmen jüngst mitgeteilt. Anschließend soll der Konzern in Linde umgetauft werden. Aktionäre von Linde plc sollen für je eine Aktie ein Papier des neuen Unternehmens erhalten, das an der New Yorker Börse notiert werde.

Die Struktur der doppelten Börsennotierung habe dem Unternehmen zwar von Anfang an gute Dienste geleistet, doch habe sie die Bewertung der Aktien durch die europäischen Beschränkungen und die zusätzliche Komplexität eingeschränkt, begründete Unternehmenschef Sanjiv Lamba den Schritt. Ein Delisting in Frankfurt habe keine Auswirkungen auf die Konzernorganisation, Mitarbeiter, Kunden oder Engagement in den Regionen, in denen Linde plc tätig sei, sagte Lamba. Dazu zähle auch Deutschland, das ein wichtiger Markt für Linde bleiben werde. Der Weggang von der Frankfurter Börse reduziere lediglich die Anzahl der Börsenplätze, an denen die Linde-Aktie gehandelt werde, versicherte er.

Linde ist seit der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair 2018 der weltgrößte Anbieter von Industriegasen. Der Konkurrent des französischen Konzerns Air Liquide beliefert die Auto-, Öl-, Chemie- und Metallindustrie genauso wie Lebensmittelhersteller und Krankenhäuser. Den Löwenanteil der Umsätze und Gewinne erwirtschaftet Linde in der Region Amerika, rund 25 Prozent der Erlöse kommen aus Europa und rund 20 Prozent aus Asien.

Ergebnisprognosen schicken Linde auf Berg- und Talfahrt

Die Aktien von Linde haben am Donnerstag nach Aussagen zum weiteren Geschäftsverlauf eine Berg- und Talfahrt vollzogen. Nachdem es zeitweise um fast drei Prozent abwärts ging, setzte bald darauf eine allmähliche Erholung ein. Zuletzt auch angetrieben von einer allgemeinen Markterholung legten die Anteile des Industriegasherstellers und Anlagenbauers via XETRA um 0,3 Prozent auf 294,65 Euro zu.

Frank Schneider von Alpha Wertpapierhandel begründete die anfänglichen Verluste der Aktie vor allem mit dem Ergebnisziel je Aktie (EPS) für das Schlussquartal des Konzerns. Das bereinigte EPS habe enttäuscht, sagte er. Wie Linde mitteilte, soll dieses in einer Spanne von 2,80 bis 2,90 US-Dollar liegen und damit um ein bis fünf Prozent über dem EPS aus dem vierten Quartal 2021. Dabei kalkuliert das Unternehmen einen negativen Währungseffekt von acht Prozent im Jahresvergleich und zwei Prozent im Vergleich zum Vorquartal ein.

Insgesamt aber fiel das Urteil eher positiv aus. So sagte etwa Marktexperte Andreas Lipkow: "Die Quartalszahlen von Linde können sich durchaus sehen lassen und zeigen auf, dass der Industriegaskonzern eine hervorragende Strategie zur Diversifizierung in viele Wirtschaftsbereiche vollzogen hat. Die konjunkturabhängigen Zyklen fallen nur unwesentlich ins Gewicht." Baader-Bank-Analyst Markus Mayer lobte ebenfalls: Der Umsatz und das bereinigte EPS im dritten Quartal seien besser als vom Konsens erwartet ausgefallen. Zudem habe Linde den um Sondereffekte bereinigten Gewinn je Aktie für 2022 auf 11,93 bis 12,03 US-Dollar angehoben, nach bislang prognostizierten 11,73 bis 11,93 Dollar.

Mit den Plänen für einen Börsenrückzug aus Deutschland und dem damit verbundenen Ausschluss aus dem DAX 40 habe sich Linde aber "keinen Gefallen" getan. Das müsse von den Investoren immer noch verdaut werden. Zudem dürften Konjunktursorgen bis hin zu einer Rezession in Europa und einer bestenfalls stagnierenden Wirtschaftsentwicklung in den USA nun für Zurückhaltung sorgen.

/mne/stk

DANBURY/PULLACH (dpa-AFX)

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Bildquelle: Linde AG

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