Zahlen nur zweitrangig |
25.03.2014 13:35:31
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Leoni-Aktie unter Druck: Leoni bekommt 2015 neuen Chef
Probst verlässt den Kabelhersteller Ende Juni 2015. Der Aufsichtsrat verlängerte zwar seinen Vertrag, aber nur um sechs Monate. Sein derzeitiger Kontrakt wäre Ende 2014 ausgelaufen. Der Aufsichtsrat entspreche damit dem Wunsch von Probst, mit 62 Jahren aus dem Vorstand auszutreten, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Rupp.
"Der Aufsichtsrat hätte Herrn Dr. Probst aufgrund seiner sehr erfolgreichen Arbeit gerne noch eine längere Zeit verpflichtet", sagte Rupp weiter. Über Probsts Nachfolge will Leoni Anfang kommenden Jahres entscheiden.
"Mein Vertrag ist nur für ein halbes Jahr verlängert worden, das war aber auch mein persönlicher Wunsch", sagte Probst. Das habe der Aufsichtsrat auch nach einigen Diskussionen so akzeptiert. Denn er habe mit seiner Familie vereinbart, dass er sich mit 62 Jahren aus dem aktiven Dienst zurückziehe. "Ich werde nach Leoni keine andere operative Tätigkeit mehr machen", sagte er im Gespräch mit dem Wall Street Journal Deutschland. Er beschränke sich auf seine drei Aufsichtsratsmandate, unter anderem beim Zulieferer Grammer. Der 60-Jährige ist seit 1997 Mitglied des Leoni-Vorstands und führt ihn seit 2002 an.
Wer sein Nachfolger wird, "darüber gibt es nach meinem Kenntnisstand noch keinerlei Festlegung", sagte Probst. Das werde sicher noch dauern, aber Leoni habe sich in der Vergangenheit durch eine langfristige Vorstandspolitik hervorgetan, was man auch an der Personalie Frank Hiller sehe.
Denn Ende vergangenen Jahres hatte Leoni angekündigt, dass Probst mit Frank Hiller ein weiteres Mitglied im Vorstand zur Seite gestellt wird. Damals hatte Leoni diesen Schritt damit begründet, dass sich Probst "hauptsächlich um die Umsetzung der neu definierten Konzernstrategie" sowie um Zukäufe kümmern könne. Hiller startet im April, im Juli soll er dann die Verantwortung für den Bereich Wiring Cable Solutions von Probst übernehmen.
Die personelle Verstärkung hatte Aufsichtsratschef Rupp Ende vergangenen Jahres noch als beste Voraussetzung dafür bezeichnet, "um die Herausforderungen der anstehenden Expansion und der Globalisierung des Unternehmens auch auf der Ebene des Top-Managements zu meistern".
Wie es langfristig mit dem Unternehmen aus Nürnberg weitergeht, wird Probst nun hauptsächlich seinem noch unbekannten Nachfolger überlassen. Einige Details nannte das Unternehmen jedoch schon.
So bestätigte Probst einmal mehr, dass Leoni 2016 einen Umsatz von 5 Milliarden Euro und eine Umsatzrendite von 7 Prozent erzielen will. Wie hoch der Umsatz bis 2025 werden soll, wollte Probst nicht explizit sagen. Er rechnete jedoch vor: Sollte Leonis Umsatz zukünftig gleich stark wachsen wie zwischen 2008 und 2016, also jährlich um rund 8 Prozent, dann verdoppele sich der Umsatz zwischen 2016 und 2025 auf rund 10 Milliarden Euro. "Dieses Wachstum halten wir für realistisch", sagte Probst.
Dem Geschäft mit der Automobilbranche soll dabei künftig ein noch größerer Stellenwert zukommen. Probst hatte im Interview mit dem Wall Street Journal Deutschland im vergangenen Jahr schon angekündigt, den Anteil des Non-Automotive-Geschäfts an den Einnahmen weiter zu senken. Jetzt steht fest: Bis 2025 soll es nur noch ein Fünftel des Konzernumsatzes sein. Im abgelaufenen Jahr waren es noch 25 Prozent.
Damit verabschiedet sich Leoni von dem Ziel, langfristig rund 40 Prozent des Konzernumsatzes außerhalb des Automobilsektors zu erwirtschaften. Diese Strategie hatte mehr als zehn Jahre gegolten. Allerdings war sie für die Nürnberger, die unter anderem mit Bordnetzen die komplette Verkabelung für Fahrzeuge übernehmen, nie wirklich aufgegangen.
"Früher war das Ziel, wir wollen nicht nur auf einem, sondern auf zwei Standbeinen stehen", sagte Probst. Allerdings sei aus seiner Sicht die Automobilbranche lange nicht mehr so zyklisch wie noch vor einigen Jahren. Große Wachstumsmärkte wie China glichen damit schwächere Märkte aus, sodass Probst die Branche "insgesamt als wesentlich stabiler" einschätzt als früher. Deshalb sei die Notwendigkeit eines zweiten Standbeins nicht mehr so gegeben wie früher. Gerade im Geschäft mit Bordnetzen für Fahrzeuge, also der kompletten Verkabelung eines Autos, sieht Leoni weiterhin viel Potenzial. Schrumpfen soll das Geschäft mit der Industrie deshalb jedoch nicht. Auch im Bereich Robotik, Automatisierung oder Medizintechnik sehen die Nürnberger gute Geschäfte.
Auch regional will Leoni unabhängiger werden und zwar von Europa. Während im abgelaufenen Jahr noch etwa zwei Drittel des Konzernumsatzes auf dem alten Kontinent erwirtschaftet wurde, soll der Anteil 2016 auf "gut" 60 Prozent und 2018 auf "knapp" 60 Prozent sinken. "Im Jahr 2025 könnten wir annähernd eine Gleichverteilung zwischen den Wirtschaftsräumen Europa, Asien und Amerika erreichen, wobei unser Geschäft im Stammmarkt Europa weiter wachsen soll, sagte Probst.
Akquisitionen kleinerer bis mittlerer Unternehmen stehen bei Leoni auch immer wieder an, allerdings wohl nicht sofort. Dass das noch 2014 passiere, halte er "für nicht sehr wahrscheinlich", sagte Probst im Interview. Jedoch wolle er "selbstverständlich" innerhalb seiner Amtszeit bis Mitte 2015 "noch mindestens eine Akquisition" tätigen, sagte der Leoni-Chef.
Die vorgelegten Zahlen gerieten angesichts der Personalmeldungen in den Hintergrund. Leoni hatte bereits zu Beginn des Jahres vorläufige Zahlen berichtet. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern fiel auf Grund von Restrukturierungsmaßnahmen und hohen Anlaufkosten für Bordnetzprojekte um mehr als ein Drittel auf lediglich rund 163 Millionen Euro. Die Aktionäre bekommen das auch zu spüren. Sie sollen pro Aktie für 2013 lediglich 1 Euro Dividende nach zuvor 1,50 Euro erhalten.
Im laufenden Jahr soll es jedoch wieder deutlich bergauf gehen. Leoni erwartet einen Umsatz von 4,1 Milliarden Euro, sowie ein überproportional steigendes Ergebnis vor Zinsen und Steuern von mindestens 200 Millionen Euro. Bisher scheint Leoni auf gutem Weg dahin. Der Jahresstart sei "planmäßig" verlaufen, der Umsatz liege im Rahmen der Erwartungen und auch beim Ergebnis gebe es keine Überraschungen, sagte Probst.
DJG/iko/jhe
Dow Jones Newswires
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