22.08.2017 23:13:56
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Lausitzer Rundschau: Trumps Kehrtwende / Ein Elefant in Afghanistan
Cottbus (ots) - Gegen Donald Trumps Afghanistan-Strategie ist ein
Elefant im Porzellanladen eine kontrollierte Angelegenheit. Erst die
spontane ("wir gewinnen dort nicht") Abzugsankündigung des
Präsidenten, jetzt eine Aufstockung der Streitkräfte ohne Sinn und
Verstand. Anders kann man es nicht nennen. Denn wenn Trump sagt, es
gehe ihm nicht mehr um die Wiederherstellung der Staatlichkeit des
Landes, sondern nur noch um den Kampf gegen Terroristen, wenn von ihm
sogar wieder der Einsatz von Söldnern erwogen wird, dann hat er nicht
nur die Ursachen des Konflikts nicht verstanden, sondern auch
keinerlei Strategie für seine Beilegung. Mit der "Mutter aller
Bomben", die er gleich zu Beginn seiner Amtszeit abwerfen ließ, und
ein paar Tausend Soldaten mehr kann man der Hydra Taliban zwar
heftigere Schläge versetzen, sie aber nicht besiegen. Dazu müsste man
die gesprächsbereiten Teile der Taliban einbinden und den Rest
isolieren, innen- und außenpolitisch. Dazu müsste man halbwegs
stabile staatliche Strukturen schaffen, also auch halbwegs stabile
soziale und politische Verhältnisse. Das ist weit komplexer, als
Trump zu denken vermag. Das erfordert außer Soldaten vor allen Dingen
Geld, Geduld und Diplomatie. Der US-Präsident aber stößt nicht nur
die Regierung in Kabul vor den Kopf, sondern die pakistanische gleich
noch mit, ohne die in der Region nichts geht. Und weil er gerade so
schön dabei ist, schürt Trump mit der Einbeziehung Indiens zu allem
Überfluss auch noch einen neuen Konflikt mit China, mit dem er
ohnehin schon über Kreuz liegt. Man kann mit einer einzigen Rede
diplomatisch kaum mehr Durcheinander anrichten, als Trump es jetzt
getan hat. Freilich ist er nicht der Erste - und wahrscheinlich auch
nicht Letzte - der beim Thema Afghanistan irrlichtert. Denn der
Einsatz ist tatsächlich schwierig, frustrierend und unpopulär.
Überall. Mit der Bildung der Nato-Mission "Resolute Support" war
zuletzt aber wieder eine halbwegs vernünftige Basis gefunden worden:
Militärische Hilfe für die afghanischen Streitkräfte, damit diese
zunehmend selbst die Sicherheitsverantwortung für das Land übernehmen
können. Bei gleichzeitiger massiver Aufbauhilfe für das Land.
Deutschland unterstützt diesen Ansatz mit viel Geld und fast 1000
Soldaten. Ob das Konzept trägt, ist fraglich, dass es nicht trägt
aber noch nicht bewiesen. Gemeinsam rein, gemeinsam raus, das war
immer der Grundsatz der Alliierten in Afghanistan. Das gilt nicht nur
militärisch. Die deutschen Soldaten sind aus Bündnissolidarität mit
Amerika nach den Anschlägen vom 11. September 2001 an den Hindukusch
geschickt worden. Wenn Trump tatsächlich meint, er könne die
Strategie nun ganz allein bestimmen, dann sollte man sie schleunigst
wieder heimholen. Angela Merkel oder ihr Nachfolger werden dies
alsbald zu klären haben.
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