08.10.2015 22:47:38
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Lausitzer Rundschau: Schön wär's Die Kanzlerin und ihre Zuversicht in der Flüchtlingskrise
Cottbus (ots) - Man muss schon viel Optimismus und Gottvertrauen
aufbringen, um nach Angela Merkels TV-Auftritt an ihr "Wir schaffen
das" weiter zu glauben. Merkel setzt auf eine Politik mit Ausdauer
und Geduld. Wie so oft in den vergangenen zehn Jahren. Ob das aber in
der Flüchtlingskrise tatsächlich ausreichen wird? Schön wär's. Die
Kanzlerin hat ja recht: Man kann die Werte eines Landes nicht nur in
Sonntagsreden beschwören, und wenn es dann konkret wird, aus dem
freundlichen Gesicht ein hässliches werden lassen. Das machen
übrigens nach wie vor die wenigsten, wie die anhaltend große
Hilfsbereitschaft in Deutschland zeigt. Das Werteargument gilt
zugleich für Europa als Ganzes, das vom Selbstverständnis her mehr
ist als eine gigantische Geldverteilungsmaschine. Obwohl es Länder in
der Europäischen Union gibt, die dies eindeutig anders sehen. Das hat
der europäische Umgang mit der Flüchtlingskrise gezeigt. Aber:
Merkels Problem bleibt auch nach ihrem Auftritt die normative Kraft
des Faktischen. Zwar hat man sie schon lange nicht mehr so
entschlossen und so emotional erlebt wie bei ihrem TV-Gastspiel.
Endlich hat die Krisenkanzlerin geredet, sich und ihr Vorgehen
ausgiebig erklärt. Die dabei gezeigte Unerschrockenheit liegt jedoch
in der Natur der Sache, also an der Größe der Herausforderung. Eine
zweifelnde, weinerliche Regierungschefin will niemand. Mag die Lage
auch noch so extrem sein. Insofern war die Merkelsche Zuversicht
erwartbar. Doch der entscheidende Punkt bleibt: Optimismus allein
ist keine überzeugende Antwort auf die vielen drängenden Probleme,
die der Ansturm der Menschen verursacht hat. An dieser Stelle hätte
Merkel mehr bieten und konkreter werden müssen; da hat sie es sich zu
einfach gemacht. Wer einmal in einem Erstaufnahmelager mit mehr als
1000Flüchtlingen gewesen ist, der weiß, was gemeint ist. Und
der ahnt, dass es durchaus sein kann, dass irgendwann nur noch
Merkels Regierungsapparat zuversichtlich an den großen
internationalen Rädern dreht, während die Menschen vor Ort, die
kommunalen Helfer und auch die Flüchtlinge verzweifeln. Ja, auch die
Flüchtlinge. Sie hocken schließlich monatelang mit ihren Kindern in
den Lagern und wissen nicht, was mit ihnen geschieht. Merkel liegt
richtig, wenn sie von der größten Aufgabe seit der Deutschen Einheit
spricht. Und sie ist zu schaffen. Aber nur dann, wenn die Kanzlerin
sich davon verabschiedet, vor allem das große Ganze im Blick zu
haben. Es müssen schnellere und wahrnehmbarere Lösungen her. So
einfach und schwierig zugleich das ist. Merkel scheint dies zu ahnen.
Sie hat es im Fernsehen angedeutet. Hoffentlich ist dem auch so.
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Pressekontakt: Lausitzer Rundschau
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