20.09.2013 21:29:58
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Lausitzer Rundschau: Geist statt Buchstabe Zur Haltung des Papstes im Umgang mit Homosexuellen
Cottbus (ots) - Wieder einmal lässt Papst Franziskus aufhorchen.
Die Kirche soll sich nicht nur um die Sexualmoral kümmern.
Homosexuelle sollten mit Liebe behandelt werden. Maria, eine Frau,
sei wichtiger als alle Bischöfe zusammen. Zitate wie diese sind es,
die das Interview, das der italienische Jesuitenpater Antonio Spadaro
mit Franziskus führte, um die Welt gehen lassen. Denn, mal ehrlich:
Hätte man vor einem Jahr, zur Zeit von Benedikt XVI., darum gewettet,
dass ein katholischer Papst solche Äußerungen tätigt - man hätte ein
Vermögen gewinnen können. Man hätte die Wette allerdings auch
gefahrlos eingehen können. Denn die Lehre der katholischen Kirche hat
Franziskus nicht verändert. Jedes einzelne Wort seines Interviews
steht auf der Basis des geltenden Katechismus - auch dort wird zum
Beispiel dazu aufgerufen, Homosexuellen mit Achtung und Takt zu
begegnen. "Man kennt ja die Ansichten der Kirche, und ich bin ein
Sohn der Kirche", lautet eine Schlüsselstelle des Interviews in der
Übersetzung des deutschen Jesuitenmagazins "Stimmen der Zeit." Was im
Klartext heißt: Homosexualität bleibt Sünde, auch unter Franziskus.
Frauen werden keine Priesterinnen, auch unter Franziskus. Also außer
Spesen nichts gewesen? Nein, denn das Interview schlägt einen neuen
Ton an. Franziskus predigt nicht mehr über das Verbot, wie es sein
Vorgänger oder auch der Kölner Kardinal Joachim Meisner so gerne
taten. Franziskus kennt die Regeln und hält sich daran. Aber er
betont stärker das, was geht, statt mit dem erhobenen Zeigefinger in
der Luft herumzuwedeln. Das macht ihn menschlicher, sympathischer und
stärkt das Image seiner Kirche. Denn der neue Papst will auf die
Menschen zugehen, die die Kirche verlassen haben oder mit ihr nichts
mehr anfangen können. Er ist bereit, Spielräume zu nutzen, und dort,
wo bisher vielleicht eher der Buchstabe des Gesetzes herrschte, auch
den Geist dahinter zuzulassen. Was im praktischen Alltag tatsächlich
Veränderungen nach sich ziehen könnte. Vielleicht wird künftig
wirklich nicht mehr so streng auf das Verhütungsverbot geachtet, wenn
es darum geht, die Aids-Pandemie in Afrika einzudämmen. Vielleicht
können künftig auch homosexuell liebende Menschen leichter ein Amt in
einer Pfarrgemeinde übernehmen. Vielleicht können auch Menschen, die
nach einer Scheidung ein zweites Mal heirateten, aus seelsorgerlichen
Gründen an der Eucharistiefeier teilnehmen. All das wäre möglich,
ohne dass Franziskus gleich die ganze katholische Kirchenlehre im
Alleingang über den Haufen wirft. Denn dass das nicht so schnell
passieren wird - darauf kann man allerdings ebenfalls gefahrlos
wetten.
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