Belastungen unvorhersehbar 23.03.2020 17:57:00

Kurzarbeit und Werksschließungen: Coronavirus-Krise trifft LEONI - Aktie verliert kräftig

Kurzarbeit und Werksschließungen: Coronavirus-Krise trifft LEONI - Aktie verliert kräftig

Allerdings sei die Höhe der Belastungen derzeit noch nicht vorhersehbar, teilte das SDAX-Unternehmen am Montag in Nürnberg mit. Mit vorübergehenden Werksschließungen in Europa, Nordafrika und Amerika, Kurzarbeit in Deutschland sowie vergleichbaren Maßnahmen an weiteren europäischen Standorten soll der Fortbestand des Geschäftsbetriebs gesichert werden. Außerdem will LEONI Staatshilfen beantragen, um den finanziellen Spielraum zu erhöhen.

Da durch die weltweite Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zahlreiche Automobilhersteller ihre Produktion in den zurückliegenden Tagen zunehmend eingestellt haben, ist auch LEONI betroffen. Der fränkische Zulieferer verweist in seiner Mitteilung auf mit den Schließungen einhergehende Absatzrückgänge bei vielen Kunden und Produkten. Daher werde die Produktion an europäischen, nordamerikanischen und afrikanischen Bordnetz-Standorten vorübergehend stark eingeschränkt.

Nach jetzigem Stand rechnet LEONI damit, dass die Maßnahmen bis zu vier Wochen oder eventuell auch länger andauern dürften - je nachdem, wie lange die Produktionseinschränkungen der Autohersteller sich hinziehen. Dagegen habe sich die Situation an den chinesischen Bordnetz-Standorten weitgehend normalisiert und die Werke hätten ihre Produktion annähernd auf dem vorherigen Niveau stabilisiert.

In der Draht- und Kabelsparte erwartet LEONI zwar ebenfalls Geschäftseinbußen und Produktionseinschränkungen. Allerdings geht das Unternehmen davon aus, dass die Produktion im Industriebereich zumindest bis auf Weiteres aufrechterhalten werden kann.

Ungeachtet dessen soll die Produktion in Deutschland kontrolliert heruntergefahren werden. Die damit einhergehende Kurzarbeit soll die finanzielle Flexibilität von LEONI erhöhen, Zeitpunkt und Dauer der Betriebseinschränkungen sollen je nach Standort lokal vereinbart werden. Auch außerhalb Deutschlands prüft der Kabel- und Bordnetzspezialist vergleichbare Maßnahmen und deren kurzfristige Umsetzung, wobei notwendige und geschäftskritische Tätigkeiten beibehalten werden sollen. Bei Bedarf und je nach Entwicklung der Lage zieht LEONI nach Unternehmensangaben weitere Maßnahmen in Betracht.

Die Coronavirus-Pandemie kommt für LEONI zur denkbar schlechten Zeit. Das Unternehmen durchlebt ohnehin eine schwere Krise und ist tief in die roten Zahlen gerutscht. Die anhaltend maue Autokonjunktur mach den Franken schwer zu schaffen, hinzu kamen im vergangenen Jahr hausgemachte Probleme. So funktionierte etwa der Produktionsbeginn in einem Werk in Mexiko nicht richtig und belastete zusätzlich. Konzernchef Aldo Kamper hat alles auf den Prüfstand gestellt und ein striktes Umbau- und Sparprogramm eingeleitet. Außerdem will LEONI sich von seiner Kabelsparte trennen und sich auf die zwar größere, aber zuletzt klar defizitäre Bordnetzsparte konzentrieren.

Krisenmaßnahmen setzen LEONI-Aktie schwer unter Druck

An der Börse sorgten die Nachrichten für einen Kursrutsch. Die LEONI-Aktie lag via XETRA zum Handelsende 8,55 Prozent bei 6,83 Euro im Minus. Für Anleger ist die Entwicklung der Papiere ohnehin verheerend - Sie blieben damit aber über dem Krisentief von Mitte März bei 5,37 Euro. Alleine seit Jahresbeginn haben die Titel bereits rund 40 Prozent an Wert eingebüßt. Auf längere Sicht sieht es noch finsterer aus: In den zurückliegenden 3 Jahren steht ein Wertverlust von mehr als 80 Prozent zu Buche.

Mit einem Maßnahmenpaket, das vorübergehende internationale Werksschließungen und Kurzarbeit in Deutschland umfasst, will das Unternehmen seinen Fortbestand sichern. Börsianern zufolge wurde dies für die Anleger einer Aktie, die üblicherweise stark schwankt, nach dem jüngsten Erholungsversuch zum erneuten Denkzettel.

NÜRNBERG (dpa-AFX)

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Bildquelle: Leoni,Leoni AG

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