Zuversicht |
05.06.2024 23:00:00
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Kursrally am US-Aktienmarkt? Wall Street optimistischer für S&P 500 gestimmt
• Sie sehen "weiche Landung" der US-Konjunktur und starkes Momentum
• Höchstes S&P 500-Kursziel an der Wall Street: 4.600 Punkte
Da das vergangene Jahr trotz zahlreicher Belastungsfaktoren - Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten, hohes Leitzinsniveau, globale Konjunkturflaute - als ein sehr starkes in die Börsengeschichte einging, waren viele Analysten hinsichtlich der Börsenentwicklung 2024 skeptisch eingestellt. Beispielsweise rechnete JPMorgan in einer im Januar veröffentlichten Studie, aus der "Börse am Sonntag" zitiert, mit einem Jahresendzielkurs des S&P 500 von nur 4.200 Punkten, was zu diesem Zeitpunkt einem Abwärtspotenzial von gut 15 Prozent entsprach.
Trotz einiger Belastungsfaktoren: Börsianer in Partystimmung
Bislang kam es aber ganz anders: Die Indizes wie DAX, Dow Jones, S&P 500 und besonders der US-Tech-Index NASDAQ Composite sprangen von Rekordhoch zu Rekordhoch, KI-Profiteure wie allen voran NVIDIA setzen ihre 2023 eingeleitete Mega-Rally munter fort und auch der Konjunkturmotor gerät international wieder in Fahrt.
Selbst die durch hartnäckig hohe Inflationsraten in den USA verursachte ständige Verschiebung der ersten US-Leitzinssenkung durch die Fed scheint die gute Laune der Aktionäre nicht verderben zu können. Wurde Anfang Januar laut "Bloomberg" durchschnittlich noch mit fast sieben Leitzinssenkungen im Jahr 2024 gerechnet, gehen die Marktteilnehmer mittlerweile nur noch von zwei Fed-Leitzinssenkungen aus. Das Ausbleiben der Leitzinssenkungen hat der Rally bislang dennoch keinen Abbruch getan. Angesichts dieser starken Entwicklung werden nun auch die US-Banken zuversichtlicher und reagieren mit Anhebungen ihrer S&P 500-Kursziele bis zum Ende dieses Jahres.
Kwon sieht "weiche Landung" - und wird bullisher
Innerhalb weniger Tage erhöhten kürzlich drei Aktienstrategen ihre Jahresendziele für den S&P 500. Nach den Anhebungen liegt das mittlere Ziel an der Wall Street für den 500 Aktien umfassenden Benchmark-Index jetzt bei 5.250 Punkten und damit deutlich über dem Niveau vom 30. Dezember 2023 (4.850 Stellen). Auch das höchste Ziel an der Wall Street hat sich von 5.200 Einheiten zu Jahresbeginn auf 5.600 Zähler erhöht. "Das aktuelle Umfeld ist im Grunde das, was sich die Bullen erhofft haben, und sie bekommen es auch", unterstreicht Ohsung Kwon, Aktienstratege der Bank of America, im Interview mit "Yahoo Finance". Die Sorgen vor einem Abgleiten der US-Konjunktur in die Rezession aufgrund der rasch gestiegenen Leitzinsen hätten sich als übertrieben herausgestellt. "Es ist im Grunde eine weiche Landung."
Es ist denn auch nicht eine schwächelnde US-Konjunktur, sondern vielmehr die weiterhin hohen Inflationsraten, die Anlegern die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Kwon sieht dies aber gelassen. Der Bank of America-Analyst räumt zwar ein, dass die Inflationsdaten zu Beginn des Jahres höher als erwartet ausgefallen seien. Allerdings erkenne er keine Anzeichen für eine erneute Beschleunigung des Preisanstiegs. Gleichzeitig deuteten andere Indikatoren nämlich auf eine sich verlangsamende, aber immer noch robuste Wirtschaft hin, was die Bedenken, dass ein schnelles Wachstum einen weiteren Inflationsschub auslösen könnte, verringert. Dies habe das Szenario einer sanften Landung unterstützt, auf das die Optimisten an der Wall Street zu Beginn des Jahres gehofft hatten, so Kwon.
BMO-Stratege Belski besonders zuversichtlich
Viele Analysten teilen Kwons Einschätzungen. Besonders bullish zeigt sich Brian Belski, Chefanlagestratege bei BMO Capital Markets. "Es ist uns klar geworden, dass wir die Stärke der Marktdynamik unterschätzt haben", schreibt er in einer Mitte Mai veröffentlichten Forschungsanalyse, in der er ein neues S&P 500-Jahresendziel verkündet. Lag dieses zuvor noch bei 5.100 Punkten, so beträgt dieses neuerdings 5.600 Zähler - ein neuer Kursziel-Höchststand an der Wall Street. Ausgehend vom aktuellen Kursniveau des S&P 500, der zuletzt bei 5.277,51 Punkten lag (Stand: Schlusskurs vom 31. Mai 2024), sieht Belski somit ein Anstiegspotenzial von gut sechs Prozent.
Als Begründung für seine Zuversicht zog Belski historische Daten heran. In Jahren, in denen der S&P 500 in den ersten fünf Monaten des Jahres um mehr als 8 Prozent steigt, wie es dieses Jahr der Fall war, legt der Index laut Belskis Analyse historischer Daten in 70 Prozent der Fälle bis zum Jahresende um mehr als 7 Prozent zu. Die Wahrscheinlichkeit weiterer Kursgewinne sei somit sehr hoch, so Belski.
Gleichzeitig warnt der BMO-Stratege jedoch davor, dass die Aufwärtsbewegung der Aktien wahrscheinlich nicht ohne weitere Rückschläge vonstatten gehen wird. Belski wies darauf hin, dass der Rückgang von 5 Prozent im April im Vergleich zu den üblichen mehr als 9 Prozent im zweiten Jahr der Hausse sehr gering war. Doch angesichts der Aktienrally zu Beginn des Jahres gelte: "Sollte es zu einem stärkeren Rückschlag kommen, wird dieser wahrscheinlich auf höheren Indexniveaus stattfinden, als wir bisher angenommen haben", meint Belski.
Steigerung der S&P 500-Gewinne vor allem von NVIDIA getragen
Bullische Wall-Street-Strategen sagten voraus, dass eine Markterholung in diesem Jahr von einer Erholung der Unternehmensgewinne abhängen würde, und das hat sich bewahrheitet. Die Gewinne stiegen im ersten Quartal 2024 um 6 Prozent und damit so stark wie seit fast zwei Jahren nicht mehr, was vor allem auf die Gewinne im Technologiesektor zurückzuführen ist, insbesondere auf die enormen Anstiege von NVIDIA. Kwon stellte fest, dass sich die erste Phase des KI-Zyklus im Gewinnwachstum von Unternehmen wie NVIDIA gezeigt hat, das durch Investitionen von Tech-Giganten wie Alphabet, Amazon und Microsoft unterstützt wurde. Das Wachstum breitet sich nun aber auch auf andere Sektoren wie Versorger und Energie aus.
"Es geht nicht mehr nur um NVIDIA", erklärte Kwon und wies auf ein breiteres Ertragswachstum hin. NVIDIA trug im vergangenen Jahr 37 Prozent zum Gewinnwachstum des S&P 500 bei, wird aber in den nächsten 12 Monaten voraussichtlich nur 9 Prozent ausmachen, prognostiziert der Bank of America-Stratege.
Deutsche Bank schraubt S&P 500-Jahresendziel hoch
Mit der Deutschen Bank erhöhte kürzlich ein drittes Finanzhaus ihr S&P 500-Jahresendziel. Der Chef-Aktienstratege der Deutschen Bank, Binky Chadha, geht davon aus, dass nach den KI-Gewinnern nun auch andere Bereiche des S&P 500 bis zum Jahresende zu einem robusten Gewinnwachstum beitragen werden. Er hat vor kurzem sein Ziel für den S&P 500 von 5.100 auf 5.500 angehoben, sagte aber gegenüber Yahoo Finance, dass dieses Ziel deutliche "Risiken nach oben" birgt. Zum einen stellt Chadha fest, dass sich die Positionierung an den Aktienmärkten in den letzten drei Monaten kaum verändert habe, auch wenn die Leute "optimistisch" sind. Die von der Deutschen Bank ermittelte Positionierung zeigt, dass die Anleger Aktien "übergewichten", aber nicht so extrem wie in den Jahren 2021 und 2018. Für Chadha liegt darin ein Zeichen, dass es noch mehr Kurspotenzial für Aktien gebe, zumal er der Meinung ist, dass der Konsens derzeit keine Outperformance der US-Wirtschaft einpreist.
Deutsche Bank-Stratege Chadha: Darum könnte der S&P 500 sogar die 6.000-Punkte-Marke erreichen
Chadha hebt hervor, dass die Erwartungen für die US-Wirtschaft sich kürzlich von einer bevorstehenden Rezession zu einem Wachstum auf oder unter dem normalen Niveau gewandelt haben. Sollte dieser Konsens weiter zunehmen und die US-Wirtschaft in diesem Jahr stärker wachsen als erwartet - was einige auf einen Produktivitätsboom der US-Arbeitskräfte zurückführen - könnte es laut Chadha durchaus möglich sein, den S&P 500 bei 6.000 Punkten zu sehen. "Wir haben einen langen Weg hinter uns, aber wir scheinen noch nicht den ganzen Weg gegangen zu sein", lautet das vielversprechende Resümee des Chefstrategen der Deutschen Bank.Redaktion finanzen.at
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