Milliardendeal möglich 18.05.2016 13:35:00

KUKA-Aktie hebt ab: Chinesischer Konzern Midea plant Übernahme

Der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea will KUKA übernehmen und dafür viel Geld in die Hand nehmen. Das Unternehmen bietet den Aktionären 115 Euro je Aktie und damit deutlich mehr als KUKA-Papiere zuletzt an der Börse gekostet hatten. Die Chinesen haben es auf das Know-How des deutschen Herstellers in der Automatisierung der Produktion abgesehen. Midea bietet dagegen einen besseren Zugang zum Wachstumsmarkt China. Die komplette Kontrolle will Midea nach eigenen Angaben aber nicht übernehmen, hieß es am Mittwoch.

KUKA reagierte nicht abgeneigt. Vorstand und Aufsichtsrat wollen das Angebot sorgfältig prüfen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. "Wir prüfen es ergebnisoffen, grundsätzlich passt der Vorschlag aber zu unserer Strategie", sagte eine KUKA-Sprecherin. Eine Empfehlung werde das Management aber erst abgeben, wenn in vier bis acht Wochen das tatsächliche Angebot von Midea vorliege. Davor muss Midea unter anderem noch rechtliche Themen klären.

CHINA STEHT BEI KUKA SCHON LÄNGER IM FOKUS

KUKA hat China als größten Wachstumsmarkt für Roboter- und Automationstechnik ohnehin schon im Blick und weitet seine Präsenz dort aus. Der Umsatz auf dem Markt soll sich bis 2020 auf eine Milliarde Euro mehr als verdoppeln. Insofern kommt den Augsburgern die Offerte aus Asien womöglich ganz recht, zudem die Chinesen auch eine gewisse Finanzkraft mitbringen, mit der KUKA seine Ziele in puncto "Industrie 4.0" besser bewerkstelligen kann. Es gibt aber Voraussetzungen für KUKA: Etwa, dass der Firmensitz in Augsburg bleibt und dass sich für die Mitarbeiter nichts ändert - bisher verspricht Midea dies in seinem Eckpunkte-Papier.

Aktien von KUKA sprangen angesichts des Angebots in die Höhe: Um mehr als ein Drittel auf 114,40 Euro ging es am Mittwoch zeitweise nach oben. Und das, obwohl die Aktien ohnehin schon seit langem von einem Rekord zum anderen klettern. "Das Angebot ist unglaublich hoch", sagte ein Händler. Bei dem Preis könnten die Aktionäre die Offerte kaum ausschlagen. Ein Gegenangebot eines anderen Investors sei nicht zu erwarten.

BEWERTUNG 4,6 MILLIARDEN EURO

Der deutsche Konzern Voith - mit 25,1 Prozent größter Einzelaktionär bei KUKA - wollte sich zunächst noch nicht positionieren. Voith werde die weitere Entwicklung beobachten, hieß es in einer Stellungnahme. Das Unternehmen sei "sehr zufrieden" mit der Entwicklung der Beteiligung seit dem Einstieg im November 2014.

Bei dem von Midea gebotenen Preis von 115 Euro ist das im MDAX notierte Unternehmen mit knapp 4,6 Milliarden Euro bewertet. Das Angebot stellt Midea zufolge eine Prämie von knapp 60 Prozent zu dem Kurs von Anfang Februar dar, bevor Midea seine KUKA-Anteile auf über 10 Prozent erhöhte. Die Chinesen waren vergangenen August eingestiegen. Aktuell hält Midea 13,5 Prozent der Aktien. Midea will sich mit dem Gebot mindestens 30 Prozent der Anteile sichern - an diese Mindestannahmequote ist die Offerte geknüpft.

KUKA SOLL UNABHÄNGIG UND AN DER BÖRSE BLEIBEN

In einer Mitteilung betonte das chinesische Unternehmen am Mittwoch, KUKA solle unabhängig und in Deutschland an der Börse notiert bleiben. Midea wolle keinen Beherrschungsvertrag abschließen. Eine komplette Übernahme sei ausgeschlossen, sagte ein Midea-Sprecher. Die Führung von KUKA soll den Plänen nach unverändert bleiben. Mitreden will Midea künftig aber schon: Die Chinesen wollen in den Aufsichtsrat einziehen.

"KUKA ist in einer ausgezeichneten Verfassung und wir wollen weiter in die Belegschaft, die Marke, gewerbliche Schutzrechte und Produktionsstätten investieren, um das Wachstum des Unternehmens zu beschleunigen", führte Midea-Chef Paul Fang aus. China bietet großes Wachstumspotential. Bisher sind etwa Autowerke in China im Schnitt mit deutlich weniger Robotern ausgestattet als in den USA und Europa. Das könnte sich angesichts langsam steigender Lohnkosten aber ändern. In einer älter werdenden Gesellschaft könnten auch Serviceroboter häufiger zum Einsatz kommen. Midea bietet auf dem chinesischen Markt ein Vertriebsnetz, Kontakte zu Lieferanten und Entscheidungsträgern.

DEUTSCHER MASCHINENBAU INTERESSIERT CHINESEN

Der deutsche Maschinenbau steht schon länger im Fokus chinesischer Firmen oder Investoren. Im Frühjahr etwa stieg der Mischkonzern Shanghai Electric Group beim Maschinenbauer Manz ein. Der Spezialmaschinenbauer KraussMaffei wurde im Januar von ChemChina, dem größten Chemiekonzern Chinas, übernommen. Dieser bietet derzeit auch 43 Milliarden US-Dollar für den Schweizer Agrarchemie-Konzern Syngenta.

/zb/fbr

AUGSBURG (dpa-AFX)

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