19.04.2020 12:01:41
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Küsten- und Krabbenfischer beklagen Nachfrageinbruch
KRÖSLIN/PELLWORM (dpa-AFX) - Die Corona-Krise beschleunigt nach Einschätzung von Küstenfischern an Nord- und Ostsee den Niedergang des Fischereihandwerks. Größere Mengen Fisch ließen sich derzeit nicht verkaufen, sagte der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes der Kutter- und Küstenfischer Mecklenburg-Vorpommerns, Michael Schütt: "Der internationale Fischhandel ist zum Erliegen gekommen."
Auch Krabbenfischer an Schleswig-Holsteins Küste beklagen einen Nachfrageeinbruch. "Die Fischer können fischen, kein Problem. Aber die Nachfrage stagniert dadurch, dass die Restaurants geschlossen haben", sagte der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Küstenfischer der Nordsee, Günter Klever.
Für die Fischereigenossenschaft in Freest, größter Fischereistandort in Mecklenburg-Vorpommern, fielen etwa sonst übliche Lieferungen nach Polen und in die Niederlanden aus, sagte Schütt. Da keine Touristen in Mecklenburg-Vorpommern seien, lohne es sich auch kaum, Fisch in Häfen anzubieten. Gaststätten sind geschlossen. Touren mit Räucherware für Märkte bis nach Sachsen mussten eingestellt werden.
Weitere Standbeine sind weggebrochen - etwa die Vermietung von Ferienwohnungen oder Angeltouren mit Touristen. Wenigstens werde jetzt die Stilllegungsprämie für den Dorschfang ausgezahlt, sagte Schütt. Auch sei die Strategie aufgegangen, wegen der verringerten Fangquote für Heringe die Saison von Januar bis Mai zu strecken. Ein Teil der Heringe werde küchenfertig eingefroren.
Die Krabbenfischer an Schleswig-Holsteins Küste werfen nur 48 Stunden pro Woche ihre Netze im Wattenmeer aus, sagte Fischer Birger Zetl von der nordfriesischen Insel Pellworm. Darauf hätten sich die Erzeugergemeinschaften und die Händler geeinigt. In Schleswig-Holstein gebe es noch 80 bis 90 Krabbenfischer-Betriebe.
Nach dem wirtschaftlich schwachen 2019 sei die Lage brisant. "Im Herbst mussten viele Betriebe Kredite aufnehmen, um über den Winter zu kommen." Die Kredite sollten jetzt bedient werden. Doch ohne vernünftige Einnahmen seien die Fischer mehr oder weniger auf den guten Willen der Banken angewiesen, sagt Zetl. Kai-Arne Schmidt von der zweiten Erzeugergemeinschaft, die der Deutschen Krabbenfischer, sagt: "Wenn ein Jahr der Umsatz wegbricht, kann man das durchhalten. Wenn noch eins kommt, wird's schwierig. Ganz schwierig."/ubs/run/DP/zb
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