27.03.2014 17:58:32

Krim-Krise ist Schock für Russlands Automarkt - Studie

   Von Ilka Kopplin

   Die Krim-Krise könnte den russischen Automobilmarkt in diesem Jahr schwer belasten. Die Branchenexperten des Analysehauses LMC Automotive rechnen damit, dass die Nachfrage schlimmstensfalls um ein Fünftel einbrechen wird. Russland dürfte damit auf dem Weg zum größten Automarkt in Europa auf Jahre ausgebremst werden.

   Der bisherige Ausblick des Analysehauses sah für 2014 ein Minus zwischen 2 und 4 Prozent der russischen Autoverkäufe vor. Doch diese Prognose hatten die Experten unter der Annahme getroffen, dass es keine weiteren Schwierigkeiten gebe, sondern sich die wirtschaftliche und politische Lage stabilisiere.

   Die jüngsten Entwicklungen könnten allerdings darauf hindeuten, dass die russische Wirtschaft kurzfristig sogar in eine neue schwerwiegende Finanzkrise abrutschen könnte. Dabei waren die Aussichten für die Ökonomie schon vor der Krim-Krise eher mäßig. Zudem belaste die Autobranche die Entscheidung der russischen Behörden, ein Subventionsprogramm zur Belebung des Automarktes nicht umzusetzen. Unter diesen widrigen Bedingungen gehen die Experten deshalb nun mindestens von einem Minus von 8 Prozent aus.

   Noch düsterer blicken die Experten auf den Markt, sollten die westlichen Nationen weitere wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland fahren. Dann sehen die Analysten die russischen Autoverkäufe in diesem Jahr mindestens zwischen 10 bis 15 Prozent, gar bis zu einem Fünftel schrumpfen.

   Autoexperten hatten in den vergangenen Jahren vorhergesagt, dass Russland schon bald Deutschland als Europas größten Absatzmarkt überholen werde. Ob des großen Wachstumspotenzials, das Russland für westliche Hersteller bieten sollte, hatten viele westliche Autobauer wie Volkswagen, Ford oder auch General Motors massiv vor Ort investiert. Doch wegen der derzeitigen politischen Unruhen revidieren einige Branchenexperten nun ihre Meinung.

   Für die Analysten von LMC Automotive steht fest: Mit ihrer neuesten Prognose gelinge es Russland im besten Falle Ende des Jahrzehnts, den deutschen Markt zu überholen. Für das laufende Jahr, wie ursprünglich angedacht, seien die Hoffnungen zerschlagen.

   Schon einmal hatten Experten Russland vorne gesehen, das war allerdings schon Ende des vergangenen Jahrzehnts. Doch mit der Wirtschafts- und Finanzkrise 2008/2009 brach der Markt nahezu komplett zusammen. Im abgelaufenen Jahr schrumpfte der Markt zwar auch noch um 5,5 Prozent auf knapp 2,8 Millionen Fahrzeuge, in den letzten drei Monaten des Jahres zeigte sich allerdings wieder ein Aufwärtstrend und damit ein Lichtblick.

   Die derzeitige Situation dürfte nun nach Meinung der Analysten von LMC Automotive vor allem durch die schwächelnde Währung Auswirkungen auf die Branche haben. Denn der russische Rubel habe seit Jahresbeginn zum Euro bereits um zehn Prozent nachgegeben, sodass nach Russland importierte Güter teurer werden.

   Sie rechnen vor: Mehr als ein Drittel aller in Russland verkauften Autos werde nach wie vor importiert, etwa 46 Prozent würden zwar bereits durch ausländische Hersteller in Russland gebaut, viele der Modelle seien aber noch auf einen hohen Anteil an Komponenten und Teilen aus dem Ausland angewiesen.

   Im Umkehrschluss dürften heimische Autobauer wie OAO AvtoVAZ im Jahresverlauf von der Währungsabwertung profitieren, da der Anteil lokaler Komponenten und Teile bei ihren Modellen höher ist und sie deshalb nicht teuer aus dem Ausland einkaufen müssen, schreiben die Experten.

   Deshalb dürften auch die Preise für viele Neuwagen durch die schwächelnde Währung zukünftig steigen, vermuten die Analysten. Das würden auch die nervösen russischen Verbraucher wissen und zögen deshalb jetzt den Kauf eines neuen Autos vor. Derzeit würden Bestände aus dem vergangenen Jahr verkauft, danach seien Preisanstiege aber sehr wahrscheinlich, mit negativen Folgen auf den Absatz.

   Vorstandschefs und Branchenvertreter sind in ihren Aussagen bisher noch sehr zurückhaltend und hoffen auf eine friedliche und schnelle Lösung. Russland ist für sie besonders wichtig, gerade weil der westeuropäische Absatzmarkt als weitgehend gesättigt gilt.

   Kontakt zum Autor ilka.kopplin@wsj.com

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   March 27, 2014 12:26 ET (16:26 GMT)

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