CDAX
28.02.2013 10:03:33
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KORREKTUR: UPDATE: Hochtief schrumpft Europageschäft und setzt auf Infrastruktur
(In der um 08:48 Uhr gesendeten Meldung "UPDATE: HOCHTIEF schrumpft Europageschäft und setzt auf Infrastruktur" sowie in der um 09:30 Uhr gesendeten Meldung "TOP DE: Hochtief schrumpft Europageschäft und setzt auf Infrastruktur" muss es im 5. Satz des 2. Absatzes jeweils korrekt "So wird der weltweite Investitionsbedarf bis 2025 (nicht 2015) auf 50 Billionen US-Dollar geschätzt, ..." heißen. Es folgt die korrigierte Fassung.)
--Hochtief will sich von Hälfte des Europageschäfts trennen--Konzentration auf Infrastruktur
--Ergebnisse 2012 unter Erwartungen
--Ergebniswachstum für 2013 angekündigt
(NEU: Details, Hintergrund)
Von Natali Schwab
Der Baukonzern Hochtief will sich künftig auf Infrastrukturprojekte konzentrieren und stellt daher mehrere Geschäftsbereiche zur Disposition. Betroffen ist vor allem die ertragsschwache Sparte Hochtief Europe. Hier könnte sich der Konzern Branchenexperten zufolge von rund der Hälfte des Geschäfts verabschieden. Der neue Chef Marcelino Fernandez Verdes kündigte zudem an, die Konzernstrukturen zu vereinfachen, das Risikomanagement zu verbessern und Schulden abzubauen. Das alles soll die Profitabilität des Essener Konzerns erhöhen, der auch 2012 hinter den Erwartungen zurückblieb.
"Unter dem Strich war unser Selbstverständnis in vielen Bereichen besser als unsere Leistung", kritisierte Fernandez Verdes. Das soll sich mit dem nun geschnürten Maßnahmenpaket ändern. An erster Stelle steht dabei die Konzentration auf das Kerngeschäft Infrastruktur. Hier sieht der vom spanischen Großaktionär ACS kommende Manager erhebliche Chancen. So wird der weltweite Investitionsbedarf bis 2025 auf 50 Billionen US-Dollar geschätzt, davon dürfte ein Großteil auf die Verkehrsinfrastruktur mit Straßen, Brücken, Tunneln etc entfallen. Das Geschäft lockt dabei mit attraktiven Margen bei einem vergleichsweise geringen Kapitaleinsatz.
Dazu nicht mehr passende Geschäfte sollen verkauft werden. Im Europageschäft erwägt der Konzern den Verkauf der Service-Sparte mit knapp 5.700 Mitarbeitern. Dort ist das Facility- und Energy-Management gebündelt. Auch für die beiden Projektentwickler HTP und formart sucht Hochtief nach Lösungen, wobei Partnerschaften denkbar sind. HTP ist ein Entwickler von Gewerbeimmobilien, während formart im privaten Wohnungsbau in der Planung und Entwicklung tätig ist.
Vorantreiben will das Unternehmen zudem die Verkaufspläne für die Immobilien-Tochter Aurelis und für seine Flughafenbeteiligungen. Diese stehen bereits seit längerem zum Verkauf. Bislang scheiterte dies jedoch an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Weiterhin gilt, dass Hochtief nicht unter Wert verkaufen will. "Alle Prozesse werden in Abhängigkeit von den Marktbedingungen abgeschlossen", hieß es dazu.
Auch intern will Hochtief aufräumen: Strukturen vereinfachen, gebundenes Kapital schneller freisetzen und die Finanzierung breiter aufstellen, lauten die Ziele. Zudem soll das Risikomanagement verbessert werden, so dass sich teure Projektflops wie in Australien oder jüngst mit der Hamburger Elbphilharmonie nicht wiederholen. "Wir werden die richtigen Geschäfte ausbauen, effizienter arbeiten und durch professionelles Risikomanagement Schluss machen mit bösen Überraschungen", kündigte Fernandez Verdes an.
Vor allem diese "bösen Überraschungen" waren es, die Hochtief in den vergangenen zwei Jahren belastet hatten. So verhob sich die australische Tochter Leighton, die mehrheitlich zum Konzerngewinn beiträgt, mit zwei Milliardenprojekten - einer Meerwasserentsalzungsanlage sowie dem Airport Link, einer Mautstraße zum Flughafen in Brisbane. 2011 musste Hochtief deswegen einen Verlust verkraften. Auch im vergangenen Jahr belasteten die beiden Projekte, die mittlerweile fertiggestellt und übergeben sind, die Bilanz. Die angestrebten Verkehrszahlen des Airport Links etwa wurden deutlich verfehlt, so dass Leighton den Restwert der Betreibergesellschaft vollständig abschreiben musste.
Ein weiteres Desaster erlebte Hochtief mit der Hamburger Elbphilharmonie, deren Bau viel länger dauert und deutlich teurer wird als geplant. Nach langen Streitereien haben sich Hochtief und die Stadt Hamburg mittlerweile auf einen Kompromiss geeinigt.
Mit diesem Maßnahmenbündel will der Konzern in den kommenden Jahren "nachhaltig" profitabler werden. Bis spätestens Ende 2014 soll sich die Verschuldung in eine Nettofinanzvermögensposition umwandeln. 2012 lagen die Nettofinanzschulden bei fast einer Milliarde Euro.
2012 ist der Konzern zwar wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt, aber in der Ergebnisentwicklung hinter den eigenen Erwartungen und denen der Analysten zurückgeblieben. Der Konzerngewinn betrug 158 Millionen Euro, nach einem Verlust von 160 Millionen Euro im Vorjahr. Vor Steuern wurden 546,4 Millionen Euro verdient, nach einem Minus von 127 Mio Euro.
Leighton hat zwar die zwei Milliardenflops verdaut und wieder Gewinne geschrieben, sich jedoch nicht so stark wie erhofft erholt. Auch die Ergebnisentwicklung in Nordamerika verlief insgesamt nicht zufriedenstellend. Bei der Sparte Hochtief Europe belasteten die Verzögerungen bei der Elbphilharmonie das Ergebnis.
Dagegen erreichte Hochtief beim Auftragseingang mit rund 31,5 Milliarden Euro einen Rekord. Für das abgelaufene Geschäftsjahr will Hochtief den Aktionären wieder eine Dividende von 1,00 Euro zahlen. Dies ist allerdings weniger als von Analysten erwartet. 2011 war die Dividende ausgefallen.
Für 2013 kündigte Hochtief ein Ergebniswachstum an: Vorsteuerergebnis und Konzerngewinn sollen um 10 bis 20 Prozent steigen. Der Auftragseingang wird dabei unter den Werten des Vorjahres erwartet.
Kontakt zum Autor: natali.schwab@dowjones.com
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February 28, 2013 03:32 ET (08:32 GMT)
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