30.09.2016 14:46:46
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KONJUNKTUR IM BLICK/Deutsche Produktion steigt im August
Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands dürfte sich im September nach dem Einbruch im Vormonat wieder etwas erholt haben. Volkswirte erwarten, dass die Produktion gegenüber dem Vormonat um rund 1 Prozent gestiegen ist, was allerdings die Scharte aus dem Juli - minus 1,5 Prozent - nicht auswetzen würde. Die aktuellen Daten werden zeigen, ob die Produktion dem deutschen Wirtschaftswachstum im dritten Quartal Impulse geben konnte. Am Tag zuvor veröffentlicht das Statistische Bundesamt zudem die Daten zum Auftragseingang der Industrie, die schon einen Vorgeschmack auf die Produktion geben könnten.
Andere wichtige Termine der kommenden Woche sind der US-Arbeitsmarktbericht, die ISM-Indizes für das verarbeitende und das nicht-verarbeitende Gewerbe, der Tankan-Bericht der Bank of Japan (BoJ) und das Protokoll der EZB-Ratssitzung vom 8. September.
Die deutsche Produktion ist im Juli um 1,5 Prozent gesunken - ein denkbar schwacher Start in das dritte Quartal. Sollte die Produktion im August wie erwartet um 1 Prozent steigen, lägen die Monate Juli und August zusammen genommen immer noch um 0,5 Prozent unter dem der Niveau des zweiten Quartals. Ein Plus für das gesamte dritte Quartal setzte also einen abermaligen Produktionsanstieg im September voraus.
Deutscher Auftragseingang dürfte leicht zugelegt haben Völlig ausgeschlossen ist das nicht, schließlich ist der ifo-Index im September stark gestiegen. Die Auftragseingänge allerdings sind zuletzt eher schwach gewesen. Insofern ist die Auftragsentwicklung im August von besonderem Interesse, da sie einen statistisch engen Zusammenhang mit der Produktion des gleichen Berichtsmonats haben. Volkswirte erwarten für die Auftragseingänge nach dem Plus von 0,3 Prozent in Juli erneut einen leichten Anstieg.
Das Statistische Bundesamt wird die Auftragsdaten am Donnerstag um 8.00 Uhr veröffentlichen und die Produktionsdaten am Freitag zur gleichen Zeit.
Am Freitag (14.30 Uhr MESZ) veröffentlicht das US-Arbeitsministerium den Arbeitsmarktbericht für September. Im August waren außerhalb der Landwirtschaft weniger als erwartet - 151.000 - zusätzliche Stellen geschaffen worden. Erwartungen, dass die Fed ihre Zinsen im September anheben würde, hatte diese Zahl entscheidend gedämpft. Für September wird ein Beschäftigungszuwachs in ähnlicher Höhe erwartet und ein leichter Rückgang der zuvor etwas gestiegenen Arbeitslosenquote.
US-Arbeitsmarktbericht beeinflusst Erwartungen zu Leitzinserhöhung Zwar findet die nächste entscheidenden Sitzung des Offenmarktausschusses FOMC erst am 13./14. Dezember statt, so dass bis dahin noch ein weiterer Arbeitsmarktbericht veröffentlicht wird, doch würde ein besonders starker oder schwacher September-Bericht die Erwartungen für Dezember sicher spürbar beeinflussen. Viele Beobachter rechnen damit, dass die Fed ihren Leitzins im Dezember um 25 Basispunkte auf 0,25 bis 0,50 Prozent erhöhen wird.
Informationen über das Geschäftsklima in den USA bringen die ISM-Indizes des verarbeitenden und des nicht-verarbeitenden Gewerbes, die am Montag und Mittwoch, jeweils um 16.00 Uhr veröffentlicht werden. Der Industrie-ISM war im August unter die Marke von 50 Punkte gefallen, die die Grenze zwischen Wachstum und Schrumpfung des Sektors bildet. Der Service-ISM war im August sehr stark gefallen, liegt aber über 50 Punkten.
Sitzungsprotokoll bestätigt abwartende Haltung des EZB-Rats EZB-Präsident Mario Draghi hat sich in seiner Pressekonferenz am 8. September Mühe gegeben, im Hinblick auf eine mögliche weitere Lockerung der Geldpolitik möglichst neutral aufzutreten. Seine Botschaft lautete: Erstmal warten wir ab. Die Folge war, dass die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen zumindest kurzzeitig über die Null-Linie stieg.
Seither hat Draghi mehrere Reden gehalten und dabei einen etwas "dovisheren" Eindruck hinterlassen. Das gilt besonders für eine Rede vom 26. September, in der der EZB-Präsident dies sagte: "Wir werden das sehr substanzielle Ausmaß geldpolitischer Lockerung aufrecht erhalten, auf dem die Stabsprojektionen beruhen und das notwendig ist, um die Rückkehr zu knapp 2 Prozent Inflation zu erreichen."
Viele Ökonomen rechnen damit, dass die EZB ihre Geldpolitik am Jahresende erneut lockern wird, weil sie besonders die Inflationsprojektionen des EZB-Stabs für zu optimistisch halten. Die am Freitag veröffentlichten schwachen Daten zur Kerninflation dürften dieser Skepsis Nahrung gegeben habe.
Analysten dürften darauf hoffen, dass das Protokoll (Veröffentlichung Donnerstag, 13.30 Uhr) Hinweise auf konkretere Überlegungen dazu enthält, wie die EZB den Pool ankaufbarer Wertpapiere vergrößern könnte. Auch der Hinweis eines EZB-Ratsmitglieds, die EZB werde hierzu bis Dezember brauchen, könnte in dem Protokoll auftauchen.
Tankan eröffnet die Woche Eröffnet wird die Woche am Montag (1.50 Uhr) mit dem Tankan-Bericht der BoJ für das dritte Quartal. Volkswirte rechnen damit, dass die befragten Großunternehmen des verarbeitenden Gewerbes von einem besseren Geschäftsklima berichten werden. Laut einer Umfrage des Wall Street Journal ist mit einem Anstieg dieses Index um 1 Punkt auf 7 Punkte zu rechnen. Das wäre die erste Verbesserung seit vier Quartalen.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
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September 30, 2016 08:16 ET (12:16 GMT)
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