Profitabilitätssteigerung 22.04.2024 14:29:00

Knorr-Bremse-Aktie zieht an: Bahnsignaltechnikgeschäft in Nordamerika wird mittels Übernahme gestärkt

Knorr-Bremse-Aktie zieht an: Bahnsignaltechnikgeschäft in Nordamerika wird mittels Übernahme gestärkt

Dazu kauft das Münchner Unternehmen dem französischen Schienenfahrzeug-Hersteller Alstom dessen US-Geschäft mit konventioneller Bahn-Signaltechnik ab und baut sein eigenes Geschäft im Bahnbereich aus. Nach der Sparte von Alstom soll auch Siemens seine Fühler ausgestreckt haben.

Ein Aktienhändler stufte die Übernahme positiv ein. Die Transaktion sei zwar nicht günstig, verbessere jedoch die Margen von Knorr-Bremse. Unterstützung bekam der Aktienkurs zudem von einem positiven Analystenkommentar der UBS mit Blick auf die anstehenden Ergebnisse des ersten Quartals.

Die Akquisitionsstrategie des Managements ziele auf Geschäfte mit höheren Margen, befand Analyst Akash Gupta von JPMorgan. Zudem wolle das Unternehmen seine digitale Kompetenz ausbauen. Den Zukauf sieht er im Einklang mit dieser Strategie. Die Übernahme sollte zügig genehmigt werden können, da Knorr-Bremse in diesem Markt bisher nicht unterwegs sei.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Kreise berichtet, dass auch der Technologiekonzern Siemens sowie das US-Unternehmen Wabtec unter den Bietern für das Alstom-Geschäft gewesen seien. Beide sind jedoch bereits im Geschäft mit Signaltechnik vertreten.

Knorr-Bremse lässt sich die Übernahme 630 Millionen Euro kosten. Das Unternehmen verspricht sich von dem Zukauf Perspektiven für ein profitables Geschäftswachstum, technisches Wissen und künftige digitale Geschäftsmodelle, wie es am Freitagabend in München mitgeteilt hatte. Dabei soll das Geschäft den Angaben zufolge von Anfang an positiv zur Profitabilität beitragen. Vollzogen werden soll die Übernahme den Angaben zufolge im Sommer. Knorr-Bremse will den Kauf mit vorhandenem Geld und Fremdkapital finanzieren.

Die Alstom-Tochter gehöre in Nordamerika zu den führenden Unternehmen in diesem Bereich, hieß es weiter. Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende März erzielte Alstom Signaling Nordamerika nach vorläufigen Zahlen den Angaben zufolge einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Davon blieben rund 16 Prozent als Gewinn vor Zinsen und Steuern übrig. Der französische Bahntechnikkonzern Alstom hatte das Geschäft ins Schaufenster gestellt und will mit dem Verkauf von Unternehmensteilen seine hohe Verschuldung senken.

Knorr-Bremse baue mit der Übernahme sein Geschäft im Bahnbereich aus, sagte Konzernchef Marc Llistosella. Zugleich werde das Unternehmen zu einem der Marktführer im Bereich der Technik für Zugsteuerung, Zugsicherung und Signaltechnik.

Das zuständige Vorstandsmitglied Nicolas Lange wertet den Zukauf als einen wesentlichen Schritt, um Knorr-Bremse von einem Systemlieferanten für Fahrzeuge zu einem Systemlieferanten für das Gesamtsystem Schiene zu machen. Durch den Einstieg in den globalen Markt für Bahn-Signaltechnik steige das für Knorr-Bremse adressierbare Marktvolumen im Bahnbereich mittelfristig um bis zu 20 Milliarden Euro, erläuterte Lange.

Zukauf hilft Knorr-Bremse - Verkäufer Alstom profitiert nicht

Der Einstieg von Knorr Bremse ins Geschäft mit Signaltechnik stößt am Montag bei Analysten wie Anlegern auf Beifall. Der Bremsenhersteller hatte am Freitag nach Börsenschluss mitgeteilt, dem Schienenfahrzeug-Hersteller Alstom sein konventionelles Bahnsignaltechnikgeschäft in Nordamerika abzukaufen. Dessen Aktien konnten von der Nachricht nur kurz profitieren.

Um die Mittagszeit zogen die Knorr-Titel um 4,5 Prozent auf 71,15 Euro an. Damit zählten sie zu den größten Gewinnern im freundlichen MDAX. Zudem nahmen sie Kurs auf ihr jüngstes Zwischenhoch von 71,45 Euro. Knacken sie dieses, wären sie so teuer wie seit rund zwei Jahren nicht mehr. Seit Anfang 2024 steht jetzt schon ein Kursplus von 21 Prozent zu Buche. Das bedeutet auch für diesen Zeitraum einen der vorderen Plätze im Index der mittelgroßen deutschen Börsenunternehmen.

Die Anteilseigner von Alstom konnten sich am Montag nicht lange freuen. Anfangs kletterten die Aktien bis auf 16,11 Euro und damit den höchsten Stand seit dem Einbruch Anfang Oktober, als die Franzosen den Markt mit der Prognose einer klar negativen Barmittelentwicklung geschockt hatten. Bei 15,055 Euro zeigten die Kurstafeln zuletzt aber ein Minus von 0,3 Prozent an. Vom langjährigen Tief bei 10,66 Euro Anfang dieses Jahres haben sich die Papiere schon um 41 Prozent erholt. Bis zum vorherigen Bewertungsniveau über der Marke von 21 Euro haben sie indes noch einen weiten Weg vor sich.

Bernstein-Analyst Daniel Cunliffe konstatierte eine Übernahme mit einer überdurchschnittlichen Marge zu einem guten Preis. Dieser könnte für Knorr-Bremse einen leichten Gewinn je Aktie bedeuten und für Alstom eine stärkere Verwässerung, als er erwartet habe, ergänzte Barclays-Experte Vladimir Sergievskiy.

Da Knorr damit in einem neuen Markt tätig wird, sollte die Transaktion laut Cunliffe auch zügig abgeschlossen werden. Bei einem Käufer aus der Branche würde sich die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden wohl länger hinziehen - eine Einschätzung, die Experte Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan teilt. Knorr will die Übernahme bis zum Sommer abgeschlossen haben. Zudem sind die Analysten der Schweizer UBS sowie des Bankhauses Metzler optimistisch für die am 8. Mai anstehenden Quartalszahlen.

Für Alstom sehen Experten in der Transaktion einen wichtigen Schritt zum Schuldenabbau. Details dazu erwartet Gael de-Bray von der Deutschen Bank am 8. Mai - und damit am gleichen Tag wie die Knorr-Zahlen. Die Alstom-Aktie preise eine mögliche Kapitalerhöhung großteils ein und zähle ohnehin schon zu den Titeln in Europa mit den höchsten Wetten auf Kursverluste. Kepler verwies auf Pläne der Franzosen, eine rund zwei Milliarden Euro schwere Kapitalerhöhung durchzuführen, um ihre Investment-Grade-Bonität zu sichern und die Finanzierung des Betriebskapitals zu optimieren.

MÜNCHEN / FRANKFURT / PARIS (dpa-AFX)

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Bildquelle: Knorr-Bremse AG,Jann Averwerser/Knorr Bremse AG

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