22.06.2014 13:45:48
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Kieler Weltwirtschaftspreis an Liberias Staatspräsidentin verliehen
KIEL (dpa-AFX) - Liberias Staatspräsidentin Ellen Johnson Sirleaf (75) hat in Kiel den Weltwirtschaftlichen Preis entgegengenommen. Ebenso ausgezeichnet wurden am Sonntag während der Kieler Woche die Biotechnologie-Unternehmerin Kiran Mazumdar-Shaw aus Indien und der amerikanische Ökonom Richard Thaler. Das Institut für Weltwirtschaft (IfW), die Stadt sowie die Industrie- und Handelskammer würdigten mit dem undotierten Preis zum zehnten Mal Politiker, Ökonomen und Unternehmer, die sich als Vordenker einer weltoffenen und marktwirtschaftlichen Gesellschaft verdient gemacht haben.
Die Ausgezeichneten seien neue Wege gegangen, sagte IfW-Präsident Dennis J. Snower vor 300 Gästen. Liberias Staatsoberhaupt habe beim Amtsantritt 2006 einen der schwersten Jobs der Welt übernommen. 90 Prozent Arbeitslosigkeit, keine funktionierende Verwaltung, kein Rechtswesen, zerstörte Infrastruktur und über eine Million Heimatlose nach 14 Jahren Bürgerkrieg hätten das Land in Westafrika geprägt.
Die Friedensnobelpreisträgerin habe das Land wiederaufgerichtet, den Menschen Zuversicht, Selbstachtung und Hoffnung zurückgegeben, sagte Snower. "Sie hat die Demokratie gefestigt und für Wirtschaftswachstum gesorgt. Damit hat sie Geschichte geschrieben." Das sei nur auf einem neuen Weg möglich gewesen: "Sie hat Menschen miteinander versöhnt, die sich im Krieg als Feinde gegenüber standen. Statt Gewalt und Rücksichtslosigkeit regieren Fürsorge und Empathie in Liberia."
Sie betrachte den erstmals einem afrikanischen Politiker verliehenen Preis als Anerkennung für den demokratischen Übergang in Afrika und widme ihn ihrem Volk, sagte Johnson Sirleaf.
Preisträgerin Mazumdar-Shaw begann 1978 mit 250 Dollar Startkapital. Heute ist ihre Firma Biocon eine der größten der Branche weltweit. Im "Forbes"-Magazin kam die 61-Jährige unter die 100 mächtigsten Frauen. "Seit dem Börsengang 2004 ist Kiran Mazumdar-Shaw Indiens vermögendste Frau", sagte Snower. Sie setze sich aber dafür ein, dass schwächere Gesellschaftsschichten Zugang zu medizinischer Versorgung, hygienischen Mindeststandards und Bildung bekommen.
Der Ökonom Thaler (68), Universität Chicago, wurde ausgewählt, weil er laut Snower als "Vater der Verhaltensökonomie" ein Visionär sei. Der Berater des US-Präsidenten Barack Obama und des britischen Premiers David Cameron habe früh erkannt, dass die traditionelle neoklassische Theorie nicht alles erklären kann. "Sie haben wichtigen Einfluss darauf genommen, dass die Wirtschaftswissenschaften mehr und mehr dazu bereit sind, ihr traditionelles Menschenbild vom "Homo Oeconomicus" um neue Facetten zu erweitern." Thaler nannte sich einen "professionellen Unruhestifter".
Der Fokus auf den Menschen könne Antworten geben, die der Blick auf einen völlig rationalen "Homo Oeconomicus" allein nicht bietet, sagte Ministerpräsident Torsten Albig (SPD). Gute Infrastruktur und Bildung seien entscheidend beim Vorankommen, aber auch Gemeinsinn und der Willen, die Zukunft solidarisch und gerecht zu gestalten. Albig würdigte das internationale Prestige des Weltwirtschaftspreises, der das intellektuelle Herz der Kieler Woche geworden sei.
Kiel Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) sagte, die Preisträger lehrten, dass die Folgen der Globalisierung kein unentrinnbares Schicksal seien. Aber: "Die Errungenschaften, die Politik, Gewerkschaften, Wirtschaft und soziale Bewegungen geschafft haben, sind bedroht". Auch in Deutschland wachse die Kluft zwischen Arm und Reich, sagte Kämpfer. "Manche leben schon in dritter Generation von Sozialhilfe."
Fortschritt brauche sozialen Ausgleich, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsminister, Brigitte Zypries. Globalisierung sei so zu gestalten, dass der Wohlstand aller unter Wahrung ihrer Rechte wächst. Ein gutes transatlantisches Freihandelsabkommen könne neue Maßstäbe für die Globalisierung setzen./wsz/DP/zb
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