Vertrauensindex im Fokus 07.04.2021 16:45:00

Kearney: Österreich für ausländische Investoren wieder interessant

Kearney: Österreich für ausländische Investoren wieder interessant

Es kehrte in den internationalen Vertrauensindex für Direktinvestitionen (FDI, Foreign Direct Investments) der Unternehmensberatung Kearney zurück und belegt dort Rang 19. China hingegen rutschte in dem FDI-Ranking um vier Plätze auf Rang 12 ab, wie Kearney am Mittwoch mitteilte.

Zur Verunsicherung der Investoren tragen den Angaben zufolge auch internationale Handelskonflikte und Datennationalismus bei. Deshalb sei auch Österreich als Anlageziel wieder attraktiv geworden. "Nur 57 Prozent geben sich optimistisch, was die globale Weltwirtschaft und die Investitionsaussichten in den nächsten drei Jahren betrifft - vor und zu Beginn der Pandemie 2020 lag dieser Wert noch bei 72 Prozent", betonte Martin Eisenhut, Kearney-Partner und Managing Director Deutschland, Österreich, Schweiz.

Trotz eines herausfordernden Jahres, in dem sowohl die ausländischen Direktinvestitionen als auch das Wirtschaftswachstum zurückgegangen seien, steige Österreich nach einjähriger Pause wieder in den Index ein. "Bei Anlegern stand vor allem die chemische Industrie im Fokus - auch wenn der OMV-Borealis-Deal die ausländischen Direktinvestitionen im Jahr 2020 zuerst einmal gesenkt hat", erklärten Daniela Chikova, Partner Financial Services, und Robert Kromoser, Kearney-Partner und Leiter des Wiener Büros. Der Verkauf der Borealis-Beteiligung von Investor Mubadala an die OMV für 4,7 Mrd. Dollar (rund 4 Mrd. Euro) habe zu einem Rückgang der Zuflüsse geführt.

Eine traditionell wichtige Säule der österreichischen Wirtschaft sei der Automobilsektor, der rund neun Prozent der Bevölkerung beschäftige und einen hohen Anteil an der Exportquote des Landes habe. Die E-Mobilität werde jedoch "die Transformation der Industrie weiter beschleunigen". Coronabedingte Grenzkontrollen und ein Mangel an Mikrochips könnten die Geschäftsaussichten zusätzlich trüben, so die Einschätzung der Unternehmensberater.

Die ausländischen Direktinvestitionen seien in fast allen Ländern eingebrochen. Das Gros der Gelder fließe in Industriestaaten, allen voran in die USA, Kanada und Deutschland. Großbritannien rückte im FDI-Vertrauensindex trotz des Brexits um zwei Plätze auf Rang vier vor. Auch Italien wurde attraktiver und verbesserte sich um einen Platz auf Rang 8; Spanien stieg von Rang 11 auf 9 auf. Investoren bevorzugten Länder mit guter Infrastruktur, starker "Governance", technologischer Innovationsfähigkeit sowie makroökonomischer Stabilität - "alles natürliche Stärken der Industriestaaten", so Eisenhut.

Deshalb schnitten die Schwellenländer im FDI-Index von Kearney auch schlecht ab - nur drei Staaten schafften es in das internationale Ranking: China, die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Brasilien. In der Vergangenheit hatte China immer Spitzenplätze belegt. Die Angst vor einer Eskalation des Handelskonfliktes zwischen den USA und China sowie ein allgemeines Umdenken bei der Gestaltung internationaler Lieferketten erklären den Abstieg Chinas. Die Investoren in Schwellenländern befürchten eine ungleichmäßige Verteilung bei den Corona-Impfstoffen. Das verringert laut Kearney die Attraktivität sowohl aus logistischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen zusätzlich.

Für 65 Prozent der befragten Unternehmen hängen bis zur 30 Prozent der Umsätze von der Datenverarbeitung ab. Diese wachsende Abhängigkeit habe auch Auswirkungen auf ausländische Investitionsentscheidungen, so das globale Beratungsunternehmen. Staaten griffen immer stärker in die Datenverarbeitung ein.

So habe die Europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) hat schon zahlreiche Nachahmer gefunden. Neue Datenschutzgesetze sollen demnächst in Thailand in Kraft treten, in Brasilien im August und im US-Bundesstaat Kalifornien im Jahr 2023. Dabei handle es sich nicht nur um Datenschutzgesetze und steigende Regulierungskosten, die Unternehmen vor neue Herausforderungen stellten. Immer mehr Länder schränkten auch den "freien Datenfluss" mittels Cybersicherheitsgesetzen ein. "Ausländische Investoren fürchten einen zunehmenden Datennationalismus", erklärte Chikova. Die Pandemie habe den Trend verstärkt, dass viele Länder auf technologische Souveränität setzten. "Schon 71 Prozent der Investoren fürchten politische Eingriffe, die auch ihr Unternehmen treffen."

"Abgesehen von diesen Erkenntnissen, besteht das größte Risiko für die internationalen Investoren weiterhin in der Pandemie selbst", fügt Kromoser hinzu. "Die Überwindung von Covid-19 wird der Schlüssel zur Erholung der Weltwirtschaft und zur Verbesserung der ausländischen Direktinvestitionen sein." Das Wirtschaftswachstum werde zum großen Teil von der Dauer der Pandemie, der Wirksamkeit der Konjunkturmaßnahmen und dem Erfolg der Impfkampagnen bestimmt werden.

"Trotz anhaltender makroökonomischer Herausforderungen sehen Investoren ausländische Direktinvestitionen in den nächsten drei Jahren weiterhin als entscheidend für die Profitabilität und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen an", betonte Chikova.

Der aktuelle Foreign Direct Investment Confidence Index des Global Business Policy Councils von Kearney basiert den Angaben zufolge auf einer Befragung von Führungskräften im Jänner und Februar 2021. Der Index wurde 1998 erstmals erhoben, wird jährlich erneuert und bewertet die Attraktivität der einzelnen Märkte für ausländische Investitionen im internationalen Vergleich in den darauffolgenden drei Jahren.

(Schluss) kre/stf

APA

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Bildquelle: PhotoBarmaley / Shutterstock.com
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