16.06.2015 12:33:00

Kapsch TrafficCom zieht es von der Autobahn in die Städte

Der Wiener Mautspezialist Kapsch TrafficCom will das Geschäft mit Parklösungen in Städten deutlich ausbauen. "Wir sehen ein Zusammenwachsen von Maut und Mobilitätslösungen und von Autobahnen und Städten", so Firmenchef Georg Kapsch am Dienstag vor Journalisten. In drei US-Metropolen habe Kapsch bereits Parklösungen umgesetzt.

Derzeit messen noch Sensoren, wo ein Auto steht und welcher Parkplatz leer ist, künftig soll das über Videokontrolle erfolgen. Mittels App am Smartphone ist für die Autofahrer ersichtlich, wo ein Parkplatz frei ist. Das würde auch in Wien Sinn machen, wo 40 Prozent des Innenstadtverkehrs auf die Parkplatzsuche entfällt, so Kapsch. Einfach nur 30er-Zonen und Fahrradwege zu errichten, sei jedenfalls kein Verkehrskonzept.

Und eine flächendeckende Lkw-Maut einzuführen, wie mehrere Bundesländer für ihre Straßen planen, sei überhaupt "vollkommen sinnlos". Diese würde entweder keine Einnahmen bringen - oder müsste so hohe Tarife verrechnen, dass damit die Wirtschaft massiv geschädigt werde. Sein Unternehmen hätte zwar die Technologie um eine Maut auf dem niederrangigen Verkehr einzuführen und es wäre ein Geschäft, aber hier spreche er als Volkswirt, so Kapsch, der auch Präsident der Industriellenvereinigung ist.

In Österreich läuft das derzeitige, von Kapsch errichtete, Lkw-Mautsystem auf Autobahnen und Schnellstraßen noch bis 2017. Die Asfinag möchte auf jeden Fall beim bestehenden Mikrowellensystem bleiben, dieses habe sich bestens bewährt. Für ein Maut auf Bundesstraßen (sie gehören den Ländern) wäre ein GPS-basierendes Satellitensystem wie in Deutschland erforderlich.

Das internationale Mautgeschäft blieb zuletzt hinter den Erwartungen. Kapsch vermutet, dass die Politik zu feige ist auf ein nutzerfinanziertes System umzustellen. Das gehe nun mal nur mit einer kilometerabhängigen Maut, denn eine Verrechnung über die Mineralölsteuer würde jene Fahrer nicht erreichen, die durch Österreich fahren, ohne zu tanken, so Kapsch.

Sorgen bereitet Kapsch nach wie vor die Niederlassung in Südafrika. Hier hätten die Wiener bei der Eintreibung der Mautgebühren mithelfen sollen und dafür eine Prämie erhalten - nur treibt der Staat die Maut nicht ein, zuletzt wären 90 Prozent der Betroffenen schwarz gefahren. Man mache zwar keine Schulden mehr in Südafrika, Profit aber auch keinen.

Zum Ausblick meinte Kapsch, das Unternehmen sei aufgrund der hohen Cashposition "gut für Zukäufe gerüstet". Die Eigenkapitalquote liegt aktuell bei 42,5 Prozent. Neben einem Mautauftrag in Österreich hofft er auch auf einen Mautdeal mit Tschechien. Mit Singapur und Indonesien gäbe es Gespräche über Mobilitätslösungen für die verstopften Städte.

(Schluss) stf/ggr

ISIN AT000KAPSCH9 WEB http://www.kapsch.net

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