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02.07.2015 19:55:45
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K+S weist Offerte von Konkurrent Potash zurück
"Wir sind gemeinsam mit dem Aufsichtsrat davon überzeugt, dass der vorgeschlagene Preis von 41 Euro je Aktie den fundamentalen Wert von K+S nicht angemessen reflektiert. Dies gilt sowohl für unser Geschäft mit Kali- und Magnesiumprodukten als auch für unser Salzgeschäft. Gänzlich unberücksichtigt ist der Wertbeitrag des Legacy-Projekts. Allein der Buchwert entspricht 11 Euro je Aktie; mit Blick auf die künftigen Erträge kommen wir auf Werte von bis zu 21 Euro je Aktie, die im derzeitigen Aktienkurs noch nicht reflektiert sind", sagte CEO Norbert Steiner.
Welchen Preis die K+S Führung für angemessen hält, sagte Steiner nicht. Legt man aber allein den Aktienkurs vor dem Übernahmeangebot für K+S von 29 Euro je Anteilsschein zugrunde, würde man inklusive der 21 Euro bei mindestens 50 Euro je Aktie landen.
"Nach unserer Einschätzung will Potash eine Bewertungslücke ausnutzen, um K+S zu übernehmen und damit Kontrolle über Legacy zu erhalten", erläuterte der Spitzenmanager die Absage. Der Vorschlag stehe zudem nicht im Interesse des Unternehmens. Er berücksichtige weder die Interessen der für K+S weltweit tätigen Mitarbeiter noch die der Regionen, in denen das Unternehmen tätig sei.
Beide Gremien seien sehr besorgt, dass Potash kein nachhaltiges Interesse daran zu haben scheine, die strategisch, technisch und wirtschaftlich miteinander verknüpften Düngemittel- und Salzaktivitäten in der jetzigen Form fortzuführen.
Die Aussagen von Potash, das Unternehmen plane hierzulande keine Standortschließungen, keinen Eingriff in das operative Geschäft, keinen Personalabbau, und wolle Legacy wie geplant fertigstellen, stellte Steiner in Zweifel. Potash habe auf schriftliche Nachfrage von K+S keine verbindlichen Zusagen zum Schutz der Interessen der weltweit mehr als 14.000 Beschäftigten von K+S gemacht. Trotz mehrmaliger Nachfragen sei es zu dieser zentralen Frage seitens Potash bei Gemeinplätzen geblieben, erklärte das Unternehmen.
Allein der Preis von 41 Euro je K+S-Aktie, den Potash angeboten habe, würde zu einem Kaufpreis von 7,7 Milliarden Euro führen, führte er aus. Steiner glaubt nicht, dass Potash angesichts der eigenen Lage mit etwa 5 Millionen Tonnen nicht absetzbarem Kali so viel Geld für K+S ausgeben wird, um dann alles beim Alten zu lassen- zumal die deutschen Standorte auch noch deutlich höhere Produktionskosten haben. Das sei unplausibel, meinte er.
Seiner Einschätzung nach geht es Potash im Wesentlichen darum, Kontrolle über K+S und die im Aufbau befindliche Kalimine in Kanada zu erlangen. Letztendlich wolle Potash mit dem Schritt auch dafür sorgen, dass die kanadischen Kapazitäten von Potash besser ausgelastet werden zu Lasten der europäischen Kapazitäten von K+S. An eine langfristige Sicherung der deutschen Standorte durch Potash glaubt das K+S-Management daher nicht.
Trotz der Überkapazitäten in Nordamerika sieht Steiner guten Chancen, das in Kanada produzierte Material nach der Fertigstellung von Legacy am Markt abzusetzen. "Unser Vorteil ist, dass wir ein unabhängiger Produzent sind", sagte Steiner. Für Kunden weltweit sei dies ein Asset. Das habe K+S in vielen Kundengesprächen erfahren. Daher sei K+S sehr zuversichtlich, trotz der Überkapazitäten bei Potash seine eigenen Mengen am Markt nach Fertigstellung der Mine in Kanada auch absetzen zu können.
Legacy sei weltweit das erste Greenfield-Projekt in der Kali-Industrie seit fast 40 Jahren. Das Vorhaben, in das K+S bereits mehr als zwei Milliarden Euro investiert habe, liege im Zeit- und Budgetplan, erklärte Steiner weiter. Ende 2016 sollen dort die ersten Tonnen Kali produziert und schon ab dem Jahr 2017 positive Cashflows erzielt werden. Allein in Deutschland sind nach Angaben von K+S direkt oder indirekt mehr als 30.000 Arbeitsplätze mit der heimischen Rohstoffgewinnung und der Produktion mineralischer Nährstoffe von K+S verbunden.
Steiner wollte sich zur möglichen weiteren Entwicklung nach der Absage an Potash nicht äußern. Er lehnte es ab, darüber zu spekulieren, ob Potash nun ein höheres Angebot vorlegen könnte. "Wir lehnen das vorliegende Angebot ab", betonte er. K+S habe sich aber nicht eingegraben, und sei in einen Abwehrmodus übergegangen. Der Ball liege nun bei Potash. Wie das Unternehmen im Falle einer höheren Offerte von Potash entscheiden würde, ließ Steiner offen. Das Unternehmen werde stets seinen Pflichten nachkommen und im Interesse seiner Aktionäre die Dinge prüfen. "Für uns gilt es immer, das zu bewerten, was auf dem Tisch liegt", sagte der CEO.
Ob, und wenn ja, um wie viel Potash sein Angebot nachbessern könnte, ist offen. Ein Potash-Sprecher in Deutschland wollte keinen Kommentar zur Absage von K+S geben. Marktbeobachter gehen aber davon aus, dass die Kanadier die Offerte noch nachbessern werden.
Um bei K+S zum Zug zu kommen, hätte Potash aber auch die Möglichkeit, den Aktionären direkt ein Angebot zu machen, was, da es ohne Zustimmung von Management und Aufsichtsrat von K+S wäre, als so genannte feindliche Übernahme gewertet würde.
In der vergangenen Woche hatten die Kanadier den Vorstand und Aufsichtsrat der Hessen über ihre Absicht informiert, den K+S-Aktionären unter bestimmten Bedingungen die Übernahme aller Aktien im Wege eines freiwilligen Übernahmeangebots vorzuschlagen. Dem Management schlug Potash Übernahmeverhandlungen vor. Der DAX-Konzern hatte daraufhin erklärt, alle zur Verfügung stehenden Optionen zu prüfen.
DJG/hoa/brb
Von Heide Oberhauser-Aslan
FRANKFURT (Dow Jones)
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