Übernahmefantasien 22.10.2019 18:02:00

JUST EAT-Aktie hebt ab: Naspers-Tochter Prosus will JUST EAT übernehmen - Prosus-Papier etwas höher

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Auf Gegenliebe stößt das Angebot jedoch keineswegs. Schon kurz nach dessen Bekanntwerden meldete sich JUST EAT zu Wort und lehnte es entschieden ab. Es sei eindeutig zu niedrig und spiegle die Attraktivität des Unternehmens nicht wider, teilten die Briten am Dienstag mit.

Sie forderten die Anteilseigner dazu auf, die Offerte nicht anzunehmen. Stattdessen empfiehlt JUST EAT seinen Aktionären weiterhin, dem Zusammenschluss mit Takeaway.com zuzustimmen. Beide Essenslieferdienste hatten den angepeilten Deal bereits im Juli bekanntgegeben und sind sich bei den Details einig. Die Aktionäre beider Gesellschaften müssen dem Geschäft allerdings noch zustimmen.

Bei den Anlegern kamen die unerwarteten Übernahmefantasien jedenfalls gut an. Der Kurs der JUST EAT-Anteilsscheine sprang nach Bekanntwerden der Prosus-Offerte an der LSE um 22,20 Prozent auf 7,29 Britische Pfund nach oben. Für die Prosus-Aktien ging es in Amsterdam um rund 0,47 Prozent auf 66,42 Euro aufwärts.

Prosus betont, dass die vorgelegte Offerte aus seiner Sicht Sicherheit und einen überzeugenden Wert für alle Anteilseigner biete. Im Gegensatz dazu glaubt die Prosus-Führung nicht daran, dass die im Raum stehende Fusion von JUST EAT und Takeaway.com das volle Potenzial von JUST EAT heben kann. Die von Prosus angestrebte Übernahme sei dagegen der nächste logische Schritt. So arbeitete das Unternehmen bereits lange mit JUST EAT in einer Investment-Partnerschaft beim Lieferdienst iFood in Lateinamerika zusammen.

Während Prosus 710 Pence je Aktie bietet und JUST EAT mit 4,9 Milliarden Pfund (rund 5,7 Milliarden Euro) bewertet, bietet die Lieferando-Mutter Takeaway.com 731 Pence je JUST EAT-Aktie - und damit ein Stück mehr. Takeaway.com will Just Eat kaufen, und die Anteilseigner von JUST EAT sollen ihre Papiere in Takeaway.com-Aktien umtauschen. Sollte der Deal tatsächlich über die Bühne gehen, dürften am Ende allerdings die JUST EAT-Aktionäre die Mehrheit an dem fusionierten Unternehmen halten, wie die Unternehmen im Sommer mitgeteilt hatten. Denn Takeaway war zwar vor dem Deal etwas mehr wert als JUST EAT, die Übernahmeprämie würde jedoch dazu führen, dass JUST EAT letztendlich gewichtiger ist.

Prosus ist eine Tochter des südafrikanischen Medienkonzerns Naspers und an der Amsterdamer Börse gelistet. Essenslieferdienste gehören laut eigenen Angaben zu den Schlüsselsegmenten des Investors, der seit dem Jahr 2016 rund 2,8 Milliarden US-Dollar (rund 2,6 Milliarden Euro) in sein Portfolio investiert hat und Anteile an iFood aus Brasilien, Delivery Hero und Swiggy aus Indien hält. Für Prosus sind den Angaben zufolge weltweit mehr als 20 000 Mitarbeiter tätig.

JUST EAT teilte derweil mit, dass der aktuellen Offerte bereits weitere Vorschläge vorangegangen seien. Demnach hätte Prosus zuvor bereits 670 Pence und danach 700 und 710 Pence je Aktie für JUST EAT in Aussicht gestellt. Das Management habe diese Vorschläge aber einstimmig abgelehnt.

JUST EAT hat Prosus nach eigenen Angaben mit zahlreichen Informationen über das Unternehmen versorgt und einen Blick in die Bücher gewährt, damit der Investor ein "attraktives und überzeugendes" Angebot vorlegen könne. Dennoch habe Prosus keine überzeugende Bewertung angelegt.

JUST EAT ist den Angaben zufolge mit mehr 100 000 Vertragsrestaurants etwa in Großbritannien, Australien und Neuseeland und mehr als 26 Millionen Kunden deutlich größer als der Rivale Takeaway.com, der dank eines starken Europa-Geschäfts zuletzt auf knapp 44 000 Restaurants und im Jahr 2018 auf Bestellungen von gut 14 Millionen Kunden kam. Insgesamt wickelten Takeaway.com und JUST EAT im vergangenen Jahr rund 360 Millionen Bestellungen ab. Erst am Montag hatten die Briten bekannt gegeben, dass sich ihr Wachstum deutlich verlangsamt hat.

In der Branche zeichnet sich angesichts des harten Wettbewerbs eine Konsolidierung ab. So hat der deutsche MDAX-Konzern Delivery Hero sein hiesiges Geschäft an Takeaway.com verkauft. Amazon hatte die Branche mit einem Investment von 575 Millionen US-Dollar in den britischen, nicht börsennotierten Wettbewerber Deliveroo aufgeschreckt.

LONDON (dpa-AFX)

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Bildquelle: totojang1977 / Shutterstock

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