Quote auf Siebenjahrestief 04.09.2015 15:51:45

Jobmarkt liefert gemischtes Signal für US-Notenbank Fed

Damit hat der US-Arbeitsmarkt ein gemischtes Signal für die Federal Reserve liefert, die sich derzeit auf Zehenspitzen an die ersten Zinserhöhung seit fast zehn Jahren heranpirscht. Wie das US-Arbeitsministerium berichtete, stieg im August die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft um 173.000, während von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte einen Stellenzuwachs um 220.000 erwartet hatten.

Zugleich wurden die Angaben für die beiden Vormonate nach oben revidiert: Das Ministerium meldete für Juli nun ein Stellenplus von 245.000, nachdem zunächst ein Anstieg um 215.000 gemeldet worden war. Für den Juni wurde das Plus von 245.000 Jobs erhöht, nach bislang gemeldeten 231.000 zusätzlichen Stellen.

Der Jobreport gilt als Gradmesser für die Gesundheit der US-Wirtschaft und ist für die Federal Reserve eine wichtige Richtschnur bei der Bestimmung des geldpolitischen Kurses. Allerdings hatten Ökonomen im Vorfeld die Aussagekraft der August-Daten in Frage gestellt. Kein anderer Monat werde hinterher so stark revidiert wie dieser, meist würden die Zahlen später deutlich nach oben revidiert. Der durchschnittliche Revisionsbedarf liegt bei rund 60.000 Stellen.

"Der Report hat für jeden etwas geliefert", sagte Ökonom Rob Carnell von der ING Bank. "Am Ende glauben wir jedoch nicht, dass die Daten ausreichend stark waren, um die Fed im September zu einer Zinserhöhung zu veranlassen."

Dagegen sieht Alexander Krüger, Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, durchaus die Chance für eine Zinserhöhung: "Die Grunddynamik am US-Arbeitsmarkt ist weiterhin solide, auch wegen der Aufwärtsrevision des Juli-Werts. Die Arbeitslosenquote entspricht Vollbeschäftigung und der Anstieg der Stundenlöhne hat sich verstärkt", meinte Krüger. "Damit ist eine wichtige Voraussetzung für eine Leitzinserhöhung erfüllt."

Die separat erhobene Arbeitslosenquote sank im August auf 5,1 von 5,3 Prozent, während Ökonomen einen Rückgang auf 5,2 Prozent erwartet hatten. Für diese Statistik werden private Haushalte befragt, für die Beschäftigtenzahl hingegen Unternehmen und Behörden.

Die durchschnittlichen US-Stundenlöhne stiegen um 0,3 Prozent auf 25,09 Dollar, während Ökonomen einen Zuwachs um 0,2 Prozent Dollar erwartet hatten. Binnen Jahresfrist stiegen die Löhne um 2,2 Prozent. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,1 auf 34,6 Stunden.

In den USA rückt der Zeitpunkt für eine erste Zinserhöhung immer näher. Derzeit sind die Marktteilnehmer gespalten, ob ein solcher Schritt bereits bei der Ratssitzung im September oder doch erst auf jener im Dezember kommen wird. Die Fed hält den Leitzins seit Ende 2008 bei fast null.

An den Futures-Märkten wird die Chance für eine Zinserhöhung im September nun etwas höher gesehen. Die Marktakteure preisen diese Möglichkeit nun mit 34 Prozent ein, vor den Jobdaten waren es 27 Prozent. Vor einem Monat - und damit vor den Börsenturbulenzen in China - war eine Zinserhöhung mit rund 50 Prozent eingepreist. Der US-Dollar reagierte so gut wie gar nicht auf die Zahlen. Dagegen erlitten zweijährige Treasuries deutliche Verluste, ihre Rendite erreichten fast ein Jahreshoch.

Das Rätselraten an den Märkten geht damit weiter. "Das waren nicht die entscheidenden Daten, die die Wall Street haben wollte", sagte Steven Ricchiuto, Chefökonom bei Mizuho Securities. "Leider hat dieser Report wenig geregelt, daher werden die nächsten beiden Wochen genauso von Ungewissheit erfüllt sein wie die Zeit vor dem Bericht." Die Fed fällt am 17. September ihre Entscheidung.

  

Von David Harrison und Andreas Plecko

WASHINGTON (Dow Jones)

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