"Gute Aussichten" 14.09.2023 23:18:00

Jeremy Siegel erwartet keine Zinserhöhungen im September und November - freundliches Umfeld für Aktien und Immobilien

Jeremy Siegel erwartet keine Zinserhöhungen im September und November - freundliches Umfeld für Aktien und Immobilien

• Jeremy Siegel erwartet keine Zinserhöhungen im September und November
• Jobdaten senden positives Signal
• Anleihen unattraktivere Anlage


Jeremy Siegel revidiert Warnung

Nachdem die US-Notenbank Fed den Leitzins im März 2022 im Zuge hoher Inflationsraten erhöht hatte und damit die Zinswende eingeläutet hatte, gehörte der renommierte Wirtschaftswissenschaftler Jeremy Siegel zu den Kritikern von Fed-Chef Jerome Powell. So warnte der Wirtschaftsprofessor von der Wharton School of Business in den vergangenen Monaten immer wieder, dass die Währungshüter den Bogen überspannen und mit ihrer geldpolitischen Straffung der US-amerikanischen Wirtschaft Schaden zufügen. Vor wenigen Wochen gestand der "Wizard of Wharton" dann aber ein, sich geirrt und die Gefahr einer Rezession als zu hoch eingeschätzt zu haben.

Fed dürfte sich in Zurückhaltung üben

Im Podcast "Behind the Markets" erklärte Siegel Anfang September, dass er die Wirtschaft der USA auf einem guten Weg sehe. So schwinde die Inflationsgefahr nach und nach, was auch zu Entspannung in puncto Fed-Zinspolitik führen dürfte. "Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed die Zinsen im September anhebt, ist jetzt fast gleich null, und die Anhebung im November ist sogar fraglich", erklärte der Wirtschaftsexperte gegenüber Moderator Jeremy Schwartz. Demnach dürften Powell & Co. bei den nächsten beiden Sitzungen die Füße stillhalten. Möglich sei hingegen eine Zinserhöhung im Dezember, so der Marktkenner.

Positive Reaktion auf Arbeitsmarktbericht

Für Verunsicherung sorgte hingegen der Anfang September vom US-Arbeitsministerium veröffentlichte Bericht zur Beschäftigungslage in den Vereinigten Staaten. Denn einerseits übertraf das Jobwachstum im August mit einem Plus von 187.000 zusätzlichen Stellen zwar die Erwartungen der Experten, gleichzeitig legte aber die Arbeitslosenquote von 3,5 Prozent auf 3,8 Prozent zu. Siegel sieht die Veröffentlichung jedoch nicht kritisch - im Gegenteil. "Die Lage ist nicht mehr so angespannt, es kommen Leute auf den Arbeitsmarkt", kommentierte er die Jobdaten. Da Gehaltserhöhungen auch zu höheren Preisen führen können, sei der Arbeitsmarkt nämlich ein essentieller Treiber der Inflation in den USA. Gleichzeitig nahm die Zahl der offenen Stellen im Juli laut der Job Openings and Labor Turnover Survey (JOLTS) des Bureau of Labor Statistics ab, was ein Hinweis auf eine abkühlende Nachfrage nach Arbeitskräften sei.

Hohe Nachfrage nach Immobilien - trotz gestiegener Hypothekenzinsen

Dennoch zeigte sich Siegel überrascht über gestiegene Immobilienpreise. Gemäß dem Case-Shiller-Hauspreisindex stiegen die Preise auf dem Immobilienmarkt im Juni 0,7 Prozent, was "Business Insider" zufolge hauptsächlich auf hohe Hypothekenzinsen zurückzuführen ist, die in den vergangenen Monaten gemeinsam mit dem Leitzins gestiegen sind. Höhere Immobilienpreise haben zur Folge, dass sich weniger Verbraucher ein Eigenheim leisten können und damit auch weniger Anbieter auf den Markt strömen, da diese Häuser und Wohnungen ansonsten zu niedrigeren Preisen verkaufen müssten. Dennoch sei die Nachfrage - in Kombination mit einem eingeschränkten Angebot - zuletzt aber immer noch stark gewesen, sodass sich der Immobilienmarkt habe bewähren können, so der Wirtschaftsprofessor.

Freundlicher Ausblick für Aktienmarkt

Und auch für Aktien dürfte es im Umfeld sinkender Inflationsraten und ausbleibender Zinserhöhungen gut aussehen, wie Siegel im Podcast betonte. "Das bedeutet eine stärkere Wirtschaft, bessere Gewinne, gute Aussichten für die Produktivität", zeigte er sich zuversichtlich.

Weiterhin zeigte er sich sicher, dass sowohl Immobilien als auch Aktien als Schutz vor höheren Preisen genutzt wurden. "Immobilien und Aktien sind die besten langfristigen Absicherungen gegen die Inflation, und das ist es, was die Menschen wollen", so der Wharton-Professor. Dass Investoren Anleihen dabei eher links liegen lassen, hänge mit dem mangelnden Schutz vor einigen Risiken und den weniger attraktiven Renditen zusammen.

Redaktion finanzen.at

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