Beratungsgremium |
27.06.2023 17:14:00
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Jahresbericht vorgelegt: Produktivitätsrat gibt insgesamt 47 Empfehlungen an die Regierung
Zwar hat die österreichische Wirtschaft die jüngsten Krisen laut Badelt erfolgreich bewältigt. "Dabei sind jedoch auch strukturelle Probleme ans Licht gekommen, die nun entschlossen angegangen werden müssen." Es brauche viele Maßnahmen in den drei als Hauptherausforderungen definierten Bereichen des grünen und digitalen Umbaues, internationaler Handel und (De-)Globalisierung sowie dem demografischen Wandel.
Der Produktivitätsrat habe einen umfangreichen Reformkatalog erarbeitet und werde dessen Umsetzung in den kommenden Jahren genau verfolgen. Badelts Worten zufolge müsse einiges zwischen den Zeilen gelesen werden, da die endgültigen Formulierungen von drei Regierungs- mit zwei Sozialpartnervertretenden gefasst worden seien. Der gesamte Bericht findet sich hier: http://shorturl.apa.at/cgi-bin/SuMgr. "Es ist eine Art Pflichtenheft für die Regierung und wohl auch für kommende Regierungen", sagte Badelt.
Ohne Umsetzung empfohlener Maßnahmen - viele Notwendigkeiten seien ohnehin bekannt, aber bisher nicht ausreichend bearbeitet -, drohe ein Verfehlen der Klimaziele, so der Ökonom. Das Bildungssystem gehöre von bekannten Schwächen, wie seiner sozialen Selektivität, befreit. "Es geht um soziale Teilhabe", sagte der Wirtschaftsprofessor. "Darum, alle mitzunehmen."
Es herrsche ein viel zu hohes ungenutztes Potenzial am Arbeitsmarkt. Einerseits gebe es zu viele Menschen unter 30 von fast zehn Prozent (sogenannte Neet-Rate von 9,4 Prozent), die weder in Ausbildung, Trainings oder im Arbeitsleben stehen. Andererseits sei der Teilzeitanteil vor allem bei Frauen viel zu hoch. Daher wird vom Beirat auch das Dauerthema einer Betreuung der Unter-3-Jährigen und der Möglichkeit von ganztätiger Schülerbetreuung thematisiert, "damit die Mama arbeiten kann", sagte Badelt.
Das Produktivitätswachstum ist gesunken. Bezogen aufs Wirtschaftswachstum werde es künftig nicht mehr funktionieren, dieses mit einer Ausweitung des Arbeitsvolumens zu steigern, wie das viele Jahre der Fall war. "Das ist eine ganz große Herausforderung, die nicht unterschätzt werden kann." Viele Jahre habe sich Österreich "auf einem Wachstum der Zahl der Erwerbstätigen ausgeruht, so wird es nicht weitergehen". Zudem würde die Alpenrepublik die "Klimaziele verfehlen, wenn man so weiter tut wie jetzt. Das ist für die Umwelt und vor allem finanziell dramatisch", spielte Badelt auf drohende Strafzahlungen in Milliardenhöhe für Österreich an.
Langfristig sieht der Beirat ein langsameres Produktivitätswachstum. Bis zum Beginn der COVID-19-Pandemie führten vor allem mehr Arbeitsstunden zu einem höheren Wirtschaftswachstum in Österreich. Dieser Faktor verliere an Bedeutung, weil es weniger zusätzliche Arbeitskräfte gebe und die Bevölkerung altere. Stattdessen würden Investitionen, Innovationen, technologischer Fortschritt und die Verbesserung der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Bevölkerung (Humankapital) für das Wirtschaftswachstum immer wichtiger.
Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) versicherte, dass die Regierung die Empfehlungen ernst nehme und sorgfältig prüfen werde. "Bedenklich ist das langsamere Produktivitätswachstum in Österreich, daher ist es wichtig, ein noch stärkeres Augenmerk darauf zu legen. Um das Wirtschaftswachstum langfristig zu stärken, müssen wir vermehrt auf Investitionen, Innovationen, technologischen Fortschritt und die Verbesserung des Qualifikationsniveaus der Beschäftigten setzen", so der Politiker. Zu den ungenutzten Potenzialen auf dem Arbeitsmarkt, sagt er: "Viele Arbeitsmarkt- und Ausbildungsmaßnahmen, wie beispielsweise die Ausbildungsgarantie bis 25 Jahre oder auch zielgerichtete Qualifizierungsprogramme, sollen hier gegensteuern. Eine qualitativ hochwertige Kinderbetreuung und gezielte Maßnahmen zur Förderung der Erwerbsbeteiligung älterer Personen sind ebenfalls von großer Bedeutung." Insgesamt gelte es, entsprechende Beschäftigungsanreize zu setzen, um die Erwerbsquote weiter zu erhöhen.
phs/stf
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