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04.06.2008 14:45:00

IPO/ROUNDUP: Nach erstem Milliarden-Verkauf Evonik-Börsengang bis 2013 geplant

        ESSEN (dpa-AFX) - Der frühere Ruhrkohle-Konzern Evonik will nach dem milliardenschweren Verkauf des ersten Anteilspakets schrittweise bis 2013 an die Börse. Am Dienstagabend hatte die RAG-Stiftung, die über alle Evonik-Anteile verfügt, "grünes Licht" zum Verkauf eines 25,01-Prozent-Paketes für rund 2,4 Milliarden Euro an den britischen Finanzinvestor CVC Capital Partners gegeben. Die Beteiligten bezeichneten den Verkauf, der noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Kartellbehörden steht, am Mittwoch als gutes Geschäft für alle Seiten. In den Planungen der Stiftung war der Wert des 25-Prozent-Anteils lediglich auf 1,5 Milliarden Euro geschätzt worden.

    Der Einnahmen der Stiftung haben besondere Bedeutung auch für die Steuerzahler. Aus den Verkaufserlösen sollen nach dem Auslauf des deutschen Steinkohlebergbaus ab 2018 die enormen Nachfolgekosten der Zechenstilllegung bezahlt werden. Zum Beispiel müssen die Beseitigung von Bergbauschäden und die die Regulierung des Grundwasserspiegels in den Zechengebieten bezahlt werden. Dazu wird ein Kapitalstock von mindestens acht Milliarden Euro benötigt.

GESAMTVERMÖGEN VON 10,8 MRD EURO ERWARTET

    Aus dem Verkauf an CVC sollen zum Jahreswechsel die ersten zwei Milliarden Euro den Rückstellungen für die Ewigkeitslasten zufließen, sagte Stiftungschef Wilhelm Bonse-Geuking in Essen. Nach dem hohen Erlös rechnet die Stiftung jetzt mit einem Gesamtvermögen von 10,8 Milliarden Euro, dass 2018 den Kapitalstock bilden könne. "Allen Unkenrufen zum Trotz verschaffen wir insbesondere der öffentlichen Hand die Beruhigung, dass wir die Ewigkeitslasten auch dann decken können, wenn bei den Ewigkeitslasten höhere Kostensteigerungen als geplant eintreten", sagte Bonse-Geuking.

    Evonik-Chef Werner Müller, früher Bundeswirtschaftsminister unter Gerhard Schröder, wagte einen Seitenhieb auf die jetzige Regierung. Sie habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, dass den Verkaufswert gerade einmal auf 5,1 Milliarden Euro beziffert hatte. Jetzt zeige sich, wie gut die Schätzung war, meinte Müller ironisch. Im sogenannten Susat-Gutachten sei sogar erklärt worden, dass der Einstieg eines Privatinvestors kaum wahrscheinlich sei. Auch in diesem Fall liege das Gutachten falsch, sagte Müller.

KEIN KONFLIKT MIT CVC

    Mit dem Investor CVC, der sich mit dem als hoch eingestuften Preis eine Sperrminorität erkauft hat, sieht sich Müller nicht in einem Konflikt. "Mir ist das relativ egal, wie viel Mitspracherecht ein Miteigentümer hat, solange er das gleiche Ziel hat, den Unternehmenswert zu steigern."

    Evonik solle möglichst schnell wachsen, sagte Bonse-Geuking. Evonik-Degussa soll bis 2013 profitabelstes und kreativstes Spezialchemieunternehmen der Welt werden. Evonik-Steag soll Technologieführer in der Kohleverstromung werden und das Evonik- Immobilien eines der führenden deutschen Immobilienunternehmen.

AUFSTIEG IN Dax ERWARTET

    Der neue Miteigentümer sieht sich dabei in der Verantwortung für Unternehmen, Mitarbeiter und die Steinkohle und will nicht kurzfristig Kasse machen. "Wir wollen einen Beitrag zum sozialverträglichen Kohleaustieg leisten", sagte Deutschland-Chef Steven Koltes. CVC wolle sich drei bis fünf Jahre beteiligen. "Wir sehen innerhalb der nächsten fünf Jahre Evonik als neues DAX-Unternehmen auf dem Kurszettel stehen", betonte Koltes. Als Heuschrecke betrachte sich CVC nicht. Das Unternehmen investiere seit mehr als 20 Jahren in Deutschland und halte Beteiligungen durchschnittlich sechs Jahre.

    Evonik hat im vergangenen Jahr mit rund 43.000 Mitarbeitern 14,4 Milliarden Euro Umsatz und ein EBIT von 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Schuldenstand betrug 4,6 Milliarden Euro. Im Jahresverlauf sollen davon nach Angaben von Müller bereits wieder 300 Millionen Euro abgebaut sein. Für das Jahr 2008 erwarten Stiftung und CVC eine Mindestdividende von 280 Millionen Euro, ein Jahr später von 400 Millionen Euro. dpa wd yynwe z2 so

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