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26.05.2010 07:30:11
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INTERVIEW/Rhön-Klinikum ist gerüstet für zweite Uniklinik
Einen kleinen Erfolg konnte Rhön-Klinikum bereits in der vergangenen Woche vermelden: Die Übernahme der Salze Klinik I in Bad Salzdetfurth mit 165 Betten. Noch hat sich der Markt für Klinikübernahmen nicht so richtig belebt. Hamann sieht aber gute Chancen im weiteren Jahresverlauf. "Der Investitionsstau ist nach wie vor gewaltig, zudem schreibt etwa ein Drittel der Kliniken in Deutschland Verluste", sagte Hamann.
Auch in das Thema Privatisierungen von Unikliniken sei wieder Bewegung gekommen, meinte er. "Es gibt jetzt die Diskussion über die Uniklinik Schleswig Holstein, einiges spricht dafür, dass die Uniklinik mit den Häusern in Lübeck und Kiel auf den Markt kommen könnte." Hamann kündigte Interesse an einem solchen Projekt an. "Wenn das Land das Klinikum verkaufen möchte, könnten wir uns vorstellen, in eine Prüfung einzutreten", sagte er. Der MDAX-Konzern mit Sitz in Bad Neustadt an der Saale hat bereits 2006 die Universitätsklinik Gießen-Marburg gekauft. Der Deal im Transaktionsvolumen von 640 Mio EUR war die größte Akquisition in der Unternehmensgeschichte.
Interessant sei eine weitere Uniklinik für Rhön-Klinikum unter anderem wegen ihrer Größe und dem Margen- und Ärztepotenzial, sagte der Manager. Alle Unikliniken deckten allein schon 13% des Krankenhausmarktes in Deutschland ab. "Wenn Sie eine Uniklinik privatisieren, dann machen Sie einen gewaltigen Wachstumssprung einerseits, andererseits ist das Turnaround-Potenzial hier besonders ausgeprägt", meinte er. Aber auch andere Faktoren wie beispielsweise der Zugriff auf gut ausgebildete Ärzte nannte der Manager als wichtigen Grund für das Interesse.
Die Integration der Universitätsklinik Gießen-Marburg sei zwar noch nicht abgeschlossen. Dennoch verfüge das Unternehmen über genügend Managementkapazitäten und finanzielle Mittel, um die Übernahme und Integration einer weiteren Uniklinik zu stemmen, versicherte der Finanzvorstand. "Wenn es dazu käme, sind wir in der Lage das zu schaffen. Wir trauen uns das zu, und wir haben die Managementkapazitäten."
Ein Vorteil für Rhön-Klinikum sei, dass das Unternehmen durch die Übernahme von Gießen-Marburg bereits Erfahrung auf diesem Sektor mitbringe. "Wir haben viel gelernt über Unikliniken", erklärte er.
Die Kriegskasse für Akquisitionen ist bei Rhön-Klinikum auch dank der Kapitalerhöhung im letzten Jahr gut gefüllt. "Wir haben 444 Mio EUR netto Kapitalerhöhung gemacht", sagte Hamann. Analysten gehen davon aus, dass das Unternehmen insgesamt noch etwa 800 Mio EUR für weitere Zukäufe aufbringen könnte.
Akquisitionskandidaten sind nach Angaben des Finanzvorstands günstiger geworden. So hätten Wettbewerber auf dem Höhepunkt des Verkäufermarktes das 1,7-fache des Umsatzes für Projekte bezahlt. Für die Medigreif Gruppe habe Rhön-Klinikum im letzten Quartal 2009 das 1,0-fache des Umsatzes entrichtet, für die kürzlich gekaufte Salze Klinik das 0,8-fache.
An Zukäufen von Kliniken im Ausland hat Rhön-Klinikum nach Hamanns Angaben derzeit kein Interesse. "Wir schauen uns das Ausland regelmäßig an, wir wollen uns aber eigentlich nicht auf irgendwelche Abenteuer einlassen, sondern lieber den deutschen Markt konsolidieren, und ich glaube, da sind wir gut dabei", sagte er. Der Marktanteil von Rhön-Klinikum liege derzeit in Deutschland erst bei etwa 3,4%. "Wir streben langfristig einen Marktanteil von 8% an", erklärte Hamann. Eine solche Größenordnung ermögliche eine Abdeckung des Landes und Paketangebote für die Krankenkassen.
Mit der Integration der Uniklinik Gießen-Marburg liege Rhön-Klinikum "voll im Plan". Ohne die Berücksichtigung der Partikeltherapieanlage in Marburg seien an den beiden Standorten bisher etwa 140 Mio EUR investiert worden, die Investitionszusagen hatten bei 260 Mio EUR gelegen. Ende 2010 endet die im Zuge der Übernahme vereinbarte Frist für den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. "Wir werden dann etwa 250 Stellen in Patienten fernen Bereichen an den Standorten Gießen-Marburg weniger benötigen, aufgrund der effizienteren Strukturen in den Neubauten", kündigte der Finanzvorstand an. Im medizinischen Bereich, insbesondere im ärztlichen Bereich, habe dagegen ein Aufbau von Personal stattgefunden. Margenpotenzial sieht Hamann auch noch in den Krankenhäusern, die Rhön-Klinikum in den letzten vier bis fünf Jahren übernommen hat. Etwa fünf Jahre nach Erwerb soll im Regelfall die EBIT-Marge bei etwa 10% bis 12% liegen und die EBITDA-Marge bei ca 14% bis 16%.
"In den Bestandsklinken müssen wir dagegen wie alle Wettbewerber jeden Tag mit medizinischen Innovationen und Ideen zu besseren Prozessen die Margen halten", sagte Hamann. Hier reichten die Preiserhöhungen kaum aus, um die Personal- und Sachkostensteigerungen auszugleichen.
Webseite: www.rhoen-klinikum-ag.com-Von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29 725 113, heide.oberhauser@dowjones.com DJG/hoa/bam Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de (END) Dow Jones Newswires
May 26, 2010 01:00 ET (05:00 GMT)
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