03.08.2015 14:32:47
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INTERVIEW/BASF: Saatgutgeschäft mit Zugang zu Schlüsselpositionen wäre attraktiv
Von Heide Oberhauser-Aslan
FRANKFURT (Dow Jones)--Der weltgrößte Chemiekonzern BASF wäre offenbar unter bestimmten Bedingungen bereit, in ein eigenes Saatgutgeschäft zu investieren. Im Interview mit Dow Jones erläuterte der Leiter der Sparte Crop Protection Markus Heldt, wann ein Saatgutgeschäft für BASF interessant wäre. "Unsere Meinung ist, dass eine gewisse strategische Größe und auch eine globale Position in den Hauptschlüsselkulturen erforderlich wäre, damit ein solches Geschäft für BASF attraktiv wäre", erklärte der Manager.
"Den Saatgutmarkt haben wir uns über die Jahre sehr intensiv angesehen", sagte Heldt weiter. Der Weltmarkt für Saatgut sei etwa 40 Milliarden Dollar groß. 60 Prozent des Saatgutgeschäftes werde in den Americas gemacht. Über 70 Prozent des Geschäfts entfalle dabei auf die Kulturen Mais und Soja. "Das sind die Schlüsselpositionen", erklärte Heldt. "Wenn sie dort keine eigene Position haben, dann ist das aus der Sicht von BASF nicht besonders attraktiv", führte er weiter aus.
BASF habe kein Interesse daran, etwa ins Zierpflanzensaatgutgeschäft oder andere Nischen zu investieren. Attraktiv sei dagegen eine Position im Saatgutgeschäft in den strategisch wichtigen großen Ackerbaukulturen in den Americas.
In den letzten Jahren hatte BASF stets erklärt, kein Interesse am Einstieg ins Saatgutgeschäft zu haben. Die ablehnende Haltung war auch mit dem Mangel an globalen attraktiven und wirtschaftlich vertretbaren Zielobjekten begründet worden. Eine erfolgreiche Übernahme des Schweizer Pflanzenschutz- und Saatgutkonzerns Syngenta durch den US-Konzern Monsanto könnte BASF aber möglicherweise die Tür zu einem attraktiven Übernahmeziel öffnen, denn Monsanto müsste wohl, um kartellrechtliche Bedenken auszuräumen, das Saatgutgeschäft von Syngenta verkaufen.
Syngenta hat das 45 Milliarden Dollar schwere Übernahmeangebot von Monsanto zwar als zu niedrig zurückgewiesen, doch der Übernahmekampf dauert an, weil Monsanto nicht von seinem Ziel ablassen will. In Analystenkreisen wird BASF bereits als einer der wichtigsten Interessenten für das Saatgeschäft gehandelt.
SCHAUEN UNS ALLE KAUFMÖGLICHKEITEN GRUNDSÄTZLICH AN
Heldt wollte sich dazu nicht konkret äußern. Auf die Frage, ob BASF Interesse an einem möglichen Kauf des Saatgutgeschäfts von Syngenta hätte, wenn es auf den Markt kommen sollte, sagte Heldt lediglich, BASF schaue sich alle Möglichkeiten grundsätzlich an.
Laut Analysten der Citi Bank hat Syngenta 2014 etwa 53 Prozent seiner Erlöse im Saatgutgeschäft in den Kulturen Mais und Sojabohnen erzielt, 21 Prozent entfielen auf Gemüsesaatgut, der Rest waren diverse Feldfrüchte. Die großen Spieler im weltweiten Saatgutgeschäft sind Monsanto, DuPont und Syngenta, gefolgt von Dow Chemical und Bayer. BASF hat kein eigenes Saatgutgeschäft.
STARKE POSITION IM PFLANZENSCHUTZ AUCH OHNE SAATGUTGESCHÄFT
Einen großen Nachteil für BASF durch das Fehlen eines eigenen Saatgutgeschäfts sieht Heldt im Vergleich zu den großen Wettbewerbern aber nicht. "Wir glauben, dass wir mit unserem Trait-Technologie-Partnerschaftsmodell im Biotechnologiebereich gut aufgestellt sind und damit auch langfristig eine klare strategische Entscheidung getroffen haben", sagte der Manager.
Im konventionellen Pflanzenschutz habe BASF heute eine Reihe von Partnerschaften mit verschiedenen Saatgutfirmen inklusive Monsanto, Dow Chemical, Bayer oder lokalen Saatgutfirmen. "Dort haben wir ein sehr flexibles Modell, was uns eine Optimierung unseres Marktanteils erlaubt, ohne dass wir eigene Saatgut-Assets im Portfolio haben", erklärte Heldt. Mit Saatgutfirmen arbeitet BASF beispielsweise mit seiner Clearfield-Technologie zusammen, mit der Saatgut tolerant gegen BASF-Herbizide gemacht wird.
BASF BAUT WEITER AUF BIOTECHNOLOGIE-PARTNERSCHAFT MIT MONSANTO
Dass eine mögliche Übernahme von Syngenta durch Monsanto die Kooperation zwischen BASF und Monsanto in der Pflanzenbiotechnologie gefährden könnte, glaubt Heldt nicht. In der Pflanzenbiotechnologie gehe es um Themen wie Ertragssteigerung und Stresstoleranz, sagte der Manager. Diese Themen hätten nichts direkt mit der möglichen Syngenta-Übernahme zu tun. "Wir bauen auch weiterhin auf diese Kooperation mit Monsanto", erklärte er.
BASF entwickelt seit 2007 mit Monsanto gentechnisch veränderte ertragreichere Nutzpflanzen, die widerstandsfähiger etwa gegen Trockenheit sind.
Kaufobjekte im Pflanzenschutzgeschäft sind derzeit eher dünn gesät. "Die großen Targets, das ist eine kurze Liste", sagte Heldt. Man müsse schauen, wie sich das jetzt im Laufe des möglicherweise sich abzeichnenden Konsolidierungsprozesses entwickeln werde.
Mit kleineren Zukaufmöglichkeiten rechnet BASF in dem bislang noch fragmentierten Arbeitsgebiet Functional Crop Care. "Wenn dort das richtige Ziel zum richtigen Zeitpunkt mit dem entsprechenden Preis zur Verfügung stehen sollte, wäre das sicherlich interessant für die BASF", meinte er.
ZIELE BESTÄTIGT
Der Manager hält an den Jahres- und Mittelfristzielen im Pflanzenschutzgeschäft weiter fest. "Als Gesamtziel für 2015 sehen wir nach wie vor Erlöse von 6 Milliarden Euro als zwar anspruchsvolles, aber realisierbares Ziel an", sagte Heldt. Die kleinste Sparte von BASF hatte 2014 zu den Konzernerlösen von 74,3 Milliarden Euro knapp 5,5 Milliarden Euro beigesteuert. Auch der Pflanzenschutz-Ertrag (EBIT vor Sondereinflüssen) soll in diesem Jahr deutlich steigen.
2020 will BASF im Pflanzenschutzgeschäft Erlöse von 8 Milliarden Euro generieren. Das Ziel habe weiter Bestand, bekräftige Heldt. Der Marktanteil der BASF im weltweiten Pflanzenschutzgeschäft liege bei 11 bis 12 Prozent. BASF ist der drittgrößte Anbieter von Pflanzenschutzmitteln in der Welt nach Syngenta und Bayer, gefolgt von Dow Chemical, Monsanto und DuPont. Der globale Pflanzenschutzmarkt hatte 2014 nach Einschätzung der BASF ein Volumen von etwa 63 Milliarden Dollar. "Wir gehen davon aus, dass der weltweite Pflanzenschutzmarkt in den nächsten Jahren auf etwa 73 Milliarden Dollar wachsen wird", sagte Heldt. Dabei erwartet BASF eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate des Weltmarktes von 3 Prozent.
Für das BASF-Pflanzenschutzgeschäft rechnet Heldt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 6 Prozent. Das deutlich über Markt liegende erwartete Wachstum begründete der Manager mit dem Arbeitsgebiet Functional Crop Care, das Produkte herstellt, die über die klassischen Pflanzenschutzmittel hinausgehen. Hier werden Produkte entwickelt, die Pflanzen helfen etwa mit Wasserknappheit oder schlechteren Böden besser zurecht zu kommen. Den Grundstein für das Geschäftsfeld hatte BASF 2012 mit der Übernahme des US-Unternehmens Becker Underwood gelegt. Den Anbieter von biologischen Saatgutbehandlungsprodukten hatte BASF für umgerechnet 785 Millionen Euro übernommen. Weitere Arbeitsgebiete der BASF sind im Agrogeschäft Fungizide, Herbizide und Insektizide.
Das Flaggschiff der BASF im Pflanzenschutzgeschäft ist das Pilzbekämpfungsmittel F500 mit einem Spitzenumsatzpotenzial von über 1 Milliarde Euro weltweit. Das zweite attraktive große Fungizid ist das Mittel Xemium mit einem mittlerweile erhöhten Spitzenumsatzpotenzial von über 600 Millionen Euro. Das dritte Spitzenprodukt ist Kixor ein Unkrautvernichtungsmittel das BASF 2011 eingeführt hat mit einem Spitzenumsatzpotenzial von über 300 Millionen Euro. Mit diesen 3 Produkten habe BASF in den letzten Jahren deutlich über 2 Milliarden Euro Umsatz erzielt, sagte Heldt.
Kontakt zum Autor: heide.oberhauser@wsj.com
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August 03, 2015 08:01 ET (12:01 GMT)
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