Garantieerklärung 21.02.2024 17:18:00

Insolvenzverwalter der SIGNA Holding streitet mit Benko-Anwälten um dritte Garantiemillion - Cofag-Ausschuss: Benko will im April Auskunft geben

Insolvenzverwalter der SIGNA Holding streitet mit Benko-Anwälten um dritte Garantiemillion - Cofag-Ausschuss: Benko will im April Auskunft geben

Denn die dritte Million ist bisher noch nicht geflossen und soll auch nicht mehr fließen, wenn es nach Benko geht. Die Anwälte des SIGNA-Gründers begründen dies damit, dass die Garantie nur gegolten habe, solange die SIGNA Holding in Eigenverwaltung saniert worden sei.

Der Insolvenzverwalter sieht das offenbar nicht so. Er will die Argumentation von Benkos Juristen rechtlich prüfen lassen, heißt es von Stapfs Sprecher zur APA. Zuvor hatten die "Kronen Zeitung" und "Der Standard" bereits über den Sachverhalt berichtet.

Im Zuge der Insolvenz der SIGNA Holding Ende November hatte Benko eine Garantieerklärung abgegeben, in der der sich zur Zahlung von 3 Mio. Euro bereit erklärte. Zwei Millionen davon seien bereits geflossen, wobei nur die erste Million von Benko selbst kam. Die zweite Tranche wurde dagegen laut Berichten von dritter Seite für ihn bezahlt.

Unwegsamkeiten gibt es laut einem Bericht des "Standard" aber nicht nur zwischen Stapf und Benkos Anwälten, sondern auch unter den Insolvenzverwaltern der diversen SIGNA-Gesellschaften. Denn diese seien sich nicht einig, welche Informationen, beispielsweise zu Erlösen aus Verkäufen, untereinander weitergegeben werden dürften - insbesondere grenzüberschreitend zwischen Österreich und Deutschland.

Ein Gutachten eines Innsbrucker Universitätsprofessors sei jedoch zu dem Schluss gekommen, dass Insolvenzverwalter über gesellschaftsrechtliche Grenzen sowie grenzüberschreitend zur Zusammenarbeit verpflichtet wären, heißt es in dem Bericht. Das Gutachten sei allen Insolvenzverwaltern in Österreich und Deutschland bekannt, damit dürfte der Informationsfluss unter den diversen insolventen SIGNA-Gesellschaften abgesichert sein.

Neben der SIGNA Holding befindet sich in Österreich auch die SIGNA Prime und die SIGNA Development in einem Insolvenzverfahren. In Deutschland sind zudem die der SIGNA gehörenden Kaufhausketten Galeria und KaDeWe von Zahlungsunfähigkeit betroffen.

SIGNA: Benkos Büro kommt Stück für Stück unter den Hammer

Von der Klobürste bis zum Konferenztisch wird nach der SIGNA-Pleite alles zu Geld gemacht. Der bisherige Sitz der SIGNA Holding, das Palais Harrach in der Wiener Innenstadt, soll laut dem Auktionshaus Aurena bis Mitte März geräumt sein. Zum Abschluss geht nun die Ausstattung der Räume im ersten Stock der Zentrale Stück für Stück an den Höchstbietenden. Dabei handelt es sich um die Beletage, die dem Firmengründer Rene Benko als Büro und Repräsentationsfläche diente.

"Es ist alles so, wie wir es vorgefunden haben", sagte Jürgen Blematl, technischer Leiter der Auktionsplattform Aurena, bei einem Presserundgang auf die Frage, ob nachträglich Gegenstände hinzugefügt worden seien. Auf einem dreieinhalb Meter langen Schreibtisch, den Benko höchstpersönlich als Schreibunterlage benutzt haben soll, stapeln sich mehrere alte Ausgaben des "Manager Magazins" mit der Titelgeschichte "Im Rekordrausch der Milliarden" über Deutschlands Superreiche. Daneben befindet sich eine Abhörschutzbox für Smartphones (aktuelles Höchstgebot bei 450 Euro), ein kleiner Aschenbecher und eine geöffnete Packung Kautabletten gegen Mundgeruch (zusammen mit anderem Bürobedarf bei 120 Euro). In der Küche nebenan stehen noch ein paar Cola-Flaschen mit einem letzten Schluck. Neben den Schreddermaschinen im Sekretariat liegen noch Papierschnipsel.

Das bisher höchste Gebot in der aktuellen Auktion von 21.500 Euro wurde für Benkos Schreibtisch aus Massivholz mit Lederkorpus abgegeben. Für Andenkensammler mit kleinerer Geldbörse gibt es etwa einen Zeitungshalter für aktuell 40 Euro zu haben oder einen Erste-Hilfe-Koffer für 90 Euro. Wer sich für die Zukunft der SIGNA interessiert, kann zwei Glaskugeln ersteigern (Höchstgebot derzeit bei 120 Euro). "Das öffentliche Interesse ist groß", betonte Blematl, der sich sicher ist, dass "alles weggeht" und man nicht auf einem Posten sitzen bleiben werde. Rund 2.000 Stücke wurden bereits versteigert, etwa 1.300 Objekte aus dem Fundus des Firmengründers suchen noch einen neuen Besitzer. Besonders hohe "Spaßgebote" - eine Vermutung, die sich angesichts von Geboten für SIGNA-Fußmatten von über 1.700 Euro aufdrängt - gebe es nicht, versicherte Blematl. Alle gebotenen Preise würden auch bezahlt und meist vom Bieter persönlich abgeholt. Wer einen "Benko für die Bude" ersteigern möchte, hat dazu noch Gelegenheit. Die Zuschläge erfolgen am 24. Februar ab 9 Uhr.

Für Aurena ist die Versteigerung eine gute Werbung. Es ist nach eigenen Angaben das größte Auktionshaus in Österreich mit mehr als 200.000 Kundinnen und Kunden. SIGNA ist allerdings nicht dessen größte Einzelauktion. Mit den über 3.000 Objekten entspreche das einer eher kleineren Unternehmensauflösung. Weit größer sei die Betriebsauflösung der Möbelkette Kika/Leiner gewesen, die bis Juni 2023 noch zur SIGNA-Gruppe gehört hatte. Damals seien rund 25.000 Stücke unter den Hammer gewandert. Obwohl die Größenordnung der Auktion eher unspektakulär sei, habe das Auktionshaus aber selten so hochwertiges Büromobiliar versteigert, sagte Blematl.

Wie viel das Auktionshaus bisher eingenommen hat, verrät es mit Verweis auf seinen Auftraggeber, SIGNA Holding-Masseverwalter Christof Stapf, nicht. Ein von Stapf beauftragtes Gutachten bezifferte den Verkehrswert des Mobiliars mit 2,8 Mio. Euro. Allerdings: Laut dem Kreditschutzverband 1870 sind insgesamt Forderungen in Höhe von 8,6 Mrd. Euro angemeldet. Hinzu kommt, dass ein Teil des Erlöses an das Unternehmen fließen dürfte, das die Büros an SIGNA vermietet hat. Laut mehreren Medienberichten dürfte es sich dabei um einen Bürodienstleister handeln, der zur Stiftung des Billa-Gründers Karl Wlaschek gehört. Dieser mache nun sein Pfandrecht wegen Mietrückständen geltend, das vor anderen Gläubigern bedient wird.

Cofag-Ausschuss: Benko will im April Auskunft geben

Investor Rene Benko wird offenbar dem parlamentarischen Cofag-Untersuchungsausschuss als Auskunft zur Verfügung stehen. Laut "Oberösterreichischen Nachrichten" und "Standard" soll der Gründer der SIGNA-Holding der Ausschussführung zugesagt haben, am 4. April die Fragen des Gremiums zu beantworten. Ursprünglich sollte er Anfang März Auskunft geben. Die Opposition vermutet, dass Benko sowie Unternehmer Siegfried Wolf überproportional von staatlichen Hilfen profitiert hätten.

Inzwischen ist Benkos SIGNA-Reich zusammengebrochen. Seither hat der Investor öffentliche Auftritte ebenso gemieden wie Medienanfragen.

(APA)

Weitere Links:


Bildquelle: Gisela Schober/Getty Images,Sebastian Widmann/Getty Images
Eintrag hinzufügen
Hinweis: Sie möchten dieses Wertpapier günstig handeln? Sparen Sie sich unnötige Gebühren! Bei finanzen.net Brokerage handeln Sie Ihre Wertpapiere für nur 5 Euro Orderprovision* pro Trade? Hier informieren!
Es ist ein Fehler aufgetreten!