08.11.2017 12:20:50

innogy-Chef Terium deutet Rückzug aus britischem Stromgeschäft an

Von Christian Grimm

BERLIN (Dow Jones)-- Der Energiekonzern innogy könnte sich mittelfristig aus der Belieferung von Haushalten und Unternehmen mit Strom und Gas in Großbritannien zurückziehen. Das geplante Joint Venture mit dem Versorger SSE mit Sitz in Schottland und dem darauf folgenden Börsengang ist für innogy-Chef Peter Terium "keine strategische Beteiligung". Der angestrebte Minderheitenanteil von knapp 35 Prozent "ist eine reine Finanzbeteiligung", sagte Terium in einer Telefonkonferenz.

Es hänge vom Börsenkurs ab, wie lange innogy den Anteil halte, ergänzte der Vorstandsvorsitzende. Er unterstrich, dass lediglich die Verpflichtung bestehe, das Kapital ein halbes Jahr zu halten. Der Börsengang ist für Ende 2018 bis Anfang 2019 angepeilt.

Einen kompletten Rückzug von der Insel schloss er aber aus. "Das ist kein Exit vor dem Brexit", betonte Terium. Im Bereich der Windenergie will er weitere Parks bauen.

Eine Macht mit 11,5 Millionen Kunden

Der innogy-Chef versuchte gleichzeitig, kartellrechtliche Bedenken hinsichtlich des Zusammenschlusses zweier der größten Energieversorger im Vereinigten Königreich zu zerstreuen. "Solche Prozesse (Kartellprüfung) sind wie immer schwierig. Wir sind zuversichtlich, dass wir gute Chance haben, da durch zu kommen", meinte er. innogy und SSE hätten schließlich die Bedingungen in letzter Zeit genau geprüft.

Durch das Zusammengehen entstünde ein Unternehmen mit 11,5 Millionen Kunden. Während die innogy-Tochter Npower ihr komplettes Geschäft aus Privat- und Geschäftskunden einbringen soll, kommen von SSE nach dem jetzigen Plan nur die privaten Haushaltskunden.

Terium hat für den Essener Energiekonzern die Parole ausgeben, bis 2025 in allen Bereichen zu den profitabelsten Unternehmen gehören zu wollen. Bei schwächeren Bereichen dürfe es keine Tabus geben. Der Niederländer macht nun bei Npower Nägel mit Köpfen. Die Tochter hatte mit massiven IT-Problemen im Service zu kämpfen und schrieb die vergangenen beiden Jahre Verluste. Nun stehe das Sorgenkind aber wieder kurz davor, schwarze Zahlen zu schreiben. Der 54-Jährige geht deshalb davon aus, dass die fusionierte Gesellschaft von Beginn an Gewinne einfahren kann, weil SSE sowieso profitabel arbeitet.

In den innogy-Büchern ist Npower mit 2,1 Milliarden Euro bewertet. Ob es nach dem für Ende 2018 bis Anfang 2019 anvisierten Börsengang zu Abschreibungen kommen wird, wollte Terium nicht sagen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/chg/smh

(END) Dow Jones Newswires

November 08, 2017 06:21 ET (11:21 GMT)

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