Beschleunigung der Inflation |
17.05.2023 13:36:00
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Inflation in Österreich: Verbraucherpreise im April auf 9,7 Prozent geklettert
Das Leben kostete in Österreich im April um 9,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Die wichtigsten Preistreiber waren Wohnen, Energie, Restaurants und der Nahrungsmitteleinkauf, zeigen die am Mittwoch veröffentlichten Daten der Statistik Austria. Die Teuerungsrate ist damit im Vergleich zu den 9,2 Prozent vom März wieder gestiegen. Betrachtet man nur den Preisanstieg zwischen März und April, dann fielen vor allem Flugreisen und Gaspreise ins Gewicht.
Wifo-Experte Josef Baumgartner geht auf Basis der aktuellen Zahlen von einer leichten Erhöhung der Jahres-Inflation aus. In der Frühjahrsprognose war das Wifo von 7 Prozent Jahresteuerung ausgegangen, nun seien 7 bis 7,5 Prozent wahrscheinlicher. Neu berechnen wird das Wifo den Wert aber erst nach Vorliegen der Mai-Inflation. Ein Preissprung bei Pauschalreisen habe im April zum unerwarteten Anstieg der Inflation geführt und dies dürfte wohl eher nachhaltig sein, erwartet Baumgartner. Denn die hohe Nachfrage sei ausschlaggebend für den Preisanstieg. Im Gegenzug geht er davon aus, dass Energiepreise zurückgehen werden und sich daher in Summe die Teuerung verlangsamt.
Im Jahresvergleich geht mehr als ein Viertel des Preisanstiegs auf Wohnen, Wasser und Energie zurück, zeigen die am Mittwoch veröffentlichten Daten der Statistik Austria. Vor allem Strom, Gas und Fernwärme waren dafür verantwortlich, während sich Mineralölerzeugnisse, also etwa Sprit, verbilligten. Mieten stiegen um 7 Prozent und trugen innerhalb dieser Kategorie 0,37 Prozentpunkte zur Inflation bei. Die Zahlen bestätigen auch, dass auswärts Essen teuer geworden ist: "Bewirtungsdienstleistungen" verteuerten sich überdurchschnittlich um 14 Prozent und waren für 1,54 Prozentpunkte der Inflation verantwortlich. Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke stiegen um 13,2 Prozent und waren für 1,51 Prozentpunkte der Verteuerung verantwortlich.
Im Jahresabstand wurde Gas um 71 Prozent und Fernwärme um 98 Prozent teurer, Strom nur um 8,6 Prozent. Flugpauschalreisen kosten nun knapp um ein Fünftel mehr. Verbilligt hat sich neben Erdölprodukten und der amtlich regulierten Zählergebühr bei Strom insbesondere die Mobiltelefonie. Der Warenkorb für den täglichen Einkauf (Mikrowarenkorb) verteuerte sich um 13,8 Prozent und damit stärker als die allgemeine Inflation, der wöchentliche Einkauf (Miniwarenkorb) um 6,4 Prozent. Die Teuerung laut auf EU-Ebene harmonisiertem Verbraucherpreisindex (HVPI) lag im April 2023 bei 9,5 Prozent.
"Die Preise für Pauschalreisen legen gegenüber dem Vorjahr erheblich zu und sind erstmals seit langer Zeit ein wichtiger Treiber der Inflation. Lebensmittel verteuerten sich fast gleich stark wie im März. Die Preise für Treibstoffe und Heizöl wiesen erneut Verbilligungen zum Vorjahr auf", so Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in einer Aussendung.
Nach EU-Standard berechnet belief sich die Inflation in Österreich auf 9,5 Prozent, in der Eurozone hingegen auf 7,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat am Mittwoch mitteilte. Damit wurde für die Eurozone eine frühere Schätzung bestätigt. Noch im März war die Teuerungsrate bei 6,9 Prozent gelegen, im Februar waren es 8,5 Prozent. Die Preise in Österreich sind damit deutlich stärker gestiegen als im Schnitt der anderen Euroländer. Setzt sich diese Entwicklung fort, drohen Österreich Nachteile in der Wettbewerbsfähigkeit. Während in den baltischen Staaten Estland (13,2 Prozent), Lettland (15,0 Prozent) und Litauen (13,3 Prozent) sehr hohe Inflationsraten gemessen wurden, war die Teuerung in Belgien mit 3,3 Prozent vergleichsweise niedrig.
Die hohen Inflationszahlen waren Anlass für Kritik an der Regierungspolitik. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch schreibt in einer Aussendung, Armut und Inflation in Österreich würden steigen, "weil die Regierung in der Teuerungsbekämpfung versagt hat und immer noch versagt". NEOS-Wirtschafts- und Sozialsprecher Gerald Loacker wirft der Regierung vor, sie habe "im Kampf gegen die Teuerung auf ganzer Linie versagt" und mit Gießkannenpolitik die Preise in den vergangenen Monaten künstlich angeheizt.
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