Konjunkturindikator |
13.09.2022 16:30:00
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IMK sieht erhöhtes Risiko einer Rezession in Deutschland
Der Anstieg bei der Rezessionswahrscheinlichkeit hängt laut IMK stark mit realwirtschaftlichen Daten zusammen, die in den Indikator einfließen: Die hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise belasteten den privaten Verbrauch infolge des drastischen Kaufkraftverlusts der Haushalte. Zudem dämpften insbesondere die hohen Gaspreise die wirtschaftliche Aktivität. Der Industrieproduktion fehle es an Schwung. Seien es in den Vormonaten vor allem Lieferengpässe gewesen, die ein stärkeres Produktionswachstum verhindert hätten, drohten inzwischen auch nachfrageseitige Rückgänge.
Die Auftragseingänge aus dem Inland - insbesondere jene für chemische und pharmazeutische Erzeugnisse und für den Maschinenbau - seien im Juli stark abwärtsgerichtet gewesen. Auf der Exportseite mache sich das schwächere weltwirtschaftliche Wachstum infolge der US-Zinserhöhungen und der weniger expansiven konjunkturellen Stützungsmaßnahmen in China bemerkbar. Weitere Impulse für die Eintrübung im Konjunkturindikator kämen von den Finanzmärkten. So seien die Aktienkurse im August um 5 Prozent gesunken.
"In den kommenden Monaten belasten absehbar die hohen Energie- und Nahrungsmittelpreise den Konsum, weil die Menschen an anderer Stelle sparen müssen. Um die Konjunktur zu stabilisieren, ist es deshalb wichtig, dass die Kaufkraft der Bevölkerung gestützt wird", erklärte der wissenschaftliche Direktor des IMK, Sebastian Dullien. Dazu seien jetzt angemessene Lohnerhöhungen und staatliche Entlastungsmaßnahmen wie eine schnelle Umsetzung der Strompreisbremse und eines Gaspreisdeckels für den Grundverbrauch notwendig.
Das dritte Entlastungspaket der Bundesregierung werde die Rezession über den Winter höchstwahrscheinlich nicht verhindern, es könne aber bei entschlossener Umsetzung die Tiefe und Dauer reduzieren, sagte IMK-Konjunkturforscher Thomas Theobald. "Man muss in den nächsten Monaten immer wieder fragen, ob das reicht und bereit sein, weiter nachzulegen." Notfalls kurzfristige Flexibilität sei auch bei der Geldpolitik gefragt. "Die EZB hat mit ihren deutlichen Zinserhöhungen vom Juli und September das Signal gesetzt, die Inflation einzudämmen. Ein zu steiler Zinspfad birgt aber in der jetzigen Situation die Gefahr, dass die realwirtschaftlichen Kosten den Nutzen überschreiten und die Konjunktur zu stark gebremst wird."
BERLIN (Dow Jones)
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