22.07.2015 12:06:00
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IHS-Experte fordert Offensivprogramm für Standort Österreich
Es gehe um Reformen, die den Standort "wirklich stärken", so Hofer. Insgesamt gehe es um mehr Flexibilität, "vielleicht auch bei der Arbeitszeit", wenn auch eine "generelle Arbeitszeitverkürzung nicht besonders sinnvoll" sei - vor allem nicht mit vollem Lohnausgleich, denn das mache den Faktor Arbeit teurer.
Die Lohnnebenkosten gehörten gesenkt, die Grundlagenforschung gestärkt, die Frühkindförderung ausgebaut. "Es liegen viele Vorschläge am Tisch. Aber die Diskussion bei vielen Dingen dreht sich immer wieder ums selbe in Österreich", kritisierte der Wirtschaftsexperte. Er gab beispielsweise zu bedenken, dass Unternehmer wohl nicht so sehr über zu viel Bürokratie nachdenken würden, wenn die Wirtschaftssituation gut wäre.
In den vergangenen fünfzehn Jahren sei Österreich schneller als der Euroraum und teils auch schneller als Deutschland gewachsen. "Aber seit zwei Jahren tut sich ein negatives Wachstumsdifferenzial zum Euroraum und Deutschland auf. Noch ist das kein Problem, aber man muss warnen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, dann kann man in Österreich Probleme kriegen, dann geht es um richtig harte Reformen. Wenn man jetzt noch handelt, bin ich durchaus optimistisch für die weitere Zukunft, was ja auch unsere aktuelle Mittelfrist-Prognose eigentlich ist."
Hofer sagte auch, dass "das Problemfeld Arbeitsmarkt ein großes" sei. Die Beschäftigung werde zwar pro Jahr bis 2019 um ein Prozent anwachsen, "was positiv ist. Aber die Kehrseite des ganzen ist, dass wir davon ausgehen, dass die Arbeitslosigkeit hoch bleibt". Hofer sprach von einer Quote rund 8,75 Prozent nach österreichischer Berechnung im Jahr 2019. Nächstes Jahr rechnet das IHS gar mit einer Arbeitslosenquote von 9,1 Prozent - "und das ist relativ optimistisch, dieser Wert setzt eine Konjunkturbeschleunigung voraus". Nach EU-Berechnungsmethode erwartet das IHS für 2016 eine Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent.
Zum Öffentlichen Sektor gibt es Hofer zufolge "nicht viel Neues". Ein ausgeglichener Staatshaushalt sei eher am Ende des Prognosezeitraums, also gegen 2019 hin, zu erwarten. Bei der Gegenfinanzierung der Steuerreform - die in erwarteter Höhe eintreten könnte - könnte sich aber eine zeitliche Verzögerung ergeben.
Insgesamt gehöre das Vertrauen, das wegen einer relativ schlechten Stimmung gelitten habe, gestärkt. Es dürfe nicht weiter eine schlechte Stimmung herrschen, so Hofer, der bei der Pressekonferenz mehrfach zu Reformen aufrief. "Eine alte Geschichte - Pensionsreform, Lohnnebenkosten weiter absenken, die Flexibilität im Öffentlichen Sektor erhöhen." Kurz um: "Österreich hat Chancen, aber man muss etwas tun."
Er, Hofer, wollte aber "nicht das Zitat vom (ÖVP-Wirtschaftskammerpräsident Christoph, Anm.) Leitl sagen". Dieser hatte die heimische Wirtschaft vor mittlerweile knapp zwei Jahren als "abgesandelt" bezeichnet. Hofer: "Alleine die Diskussion, ob der Standort gut oder schlecht ist, ist schon schlecht."
Der weitere IHS-Fachmann, Simon Loretz, bezeichnete im Sinne von Reformen den Finanzausgleich als "großes Thema". Hier gehe es um die Entflechtung der gemeinsamen Zuständigkeiten. Es gebe großes Einsparungspotenzial "in der doppelten Verwaltung", ohne dass die Bürger betroffen wären. Mit einer Entflechtung könne zudem "mehr Transparenz" geschaffen werden.
(Grafik 0845-15, Format 88 x 80 mm) (Schluss) phs/kan
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