Übergangsjahr |
02.01.2024 16:06:00
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IHS-Chef Bonin: Vorsicht und Optimismus ist gutes Motto für 2024
"Die Bürgerinnen und Bürger können sich erst einmal darauf einstellen, dass es ihnen finanziell besser gehen wird als im letzten Jahr", meint Bonin. Die Menschen würden real mehr im Portemonnaie haben, Vorsicht sei aber trotzdem angebracht. Nach den Wohlstandsverlusten als Folge von Corona und des Ukrainekrieges gebe es nun eine gewisse Durststrecke. "Wenn wir Glück haben, sind wir Ende nächsten Jahres ungefähr da, wo wir vor der Coronakrise waren." Möglicherweise werde es aber auch bis ins übernächste Jahr hinein dauern.
Die Signa-Pleiten würden natürlich Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben. "Auf den Finanzmarkt, also wenn es um die Banken geht, da werden die Auswirkungen wahrscheinlich begrenzt sein, weil es sich auf sehr, sehr viele Player verteilt." Der Schaden für die heimische Wirtschaft werde wahrscheinlich nicht sehr groß sein. "Die Immobilien sind ja was wert, sie müssen umfinanziert werden. Die gestiegenen Zinsen spielen da eine große Rolle. Es wird sicherlich an einigen Standorten dann auch Leerstände geben." Das werde auch zu Kündigungen führen, möglicherweise werde es auch Auswirkungen auf andere Unternehmen in der Baubranche geben, der es insgesamt nicht gut gehe.
Der Hochbau sei in einer heftigen Rezession, man müsse ihn aber erhalten, weil man Wohnungen für den Zuzug brauche. Aber man müsse auch für die Energiewende viel bauen. Der Staat könne da etwa über den geförderten Wohnbau stabilisierend eingreifen, müsse dabei aber aufpassen, den Markt nicht zu überhitzen.
Zur Finanzierung sollte man nicht Steuern erhöhen, sondern den Haushalt durchforsten, rät Bonin. "Wir haben immer noch einen sehr hohen Anteil an klimaschädlichen Subventionen, die Pendlerpauschale ist eines der prominentesten Beispiele dafür." Erschwert werde das durch die demographische Entwicklung und den hohen Anteil der Pensionsausgaben. Bei den notwendigen Strukturreformen werde im Wahljahr 2024 nicht viel passieren, weil die Maßnahmen nicht sehr populär seien - möglicherweise werde man etwa länger arbeiten müssen. "Aber eine neue Regierung hat vielleicht die Chance, am Anfang einer neuen Legislaturperiode noch Pflöcke einzusetzen." Auch bei der Klimaschutzpolitik fehle derzeit noch eine klare Strategie mit langfristigen Bindungen.
Anlass zur Sorge sieht der IHS-Ökonom bei Österreichs Wettbewerbsfähigkeit. Ein wesentlicher Faktor sei dabei das hohe Energiepreisniveau. Das gelte für Deutschland noch stärker als für Österreich, etwa in der Stahlindustrie und Chemie. Österreichs Wirtschaft sei breiter aufgestellt, etwa durch den Tourismus und starke Nischenanbieter. "Deshalb bin ich für Österreich optimistischer, was diese Frage der Deindustrialisierung angeht, als ich es im Moment für Deutschland bin."
Auch bei der Digitalisierung und bei der Künstlichen Intelligenz sei "sicherlich Luft nach oben", Europa bleibe dabei hinter den dynamischen Volkswirtschaften in den USA und Asien zurück.
Was den Facharbeitermangel und den Arbeitsmarkt angehe, seien die Unternehmen mehr gefordert als die Politik. In der Vergangenheit hätten die Unternehmen Arbeitskräfte gehortet, weil Fachkräfte schwer zu bekommen waren, aber das könnte als Reaktion auf die gestiegenen Lohnkosten nun kippen. Gegensteuern könnten die Firmen durch bessere Arbeitsbedingungen, etwa durch flexiblere Arbeitszeitmodelle und bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die räumliche Mobilität könnte man z.B. durch eine Mobilitätsprämien als Umzugskostenhilfe fördern, wovon ein Teil steuerfrei sein könnte.
ivn/bei
WEB http://www.signa.at
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