Umbruch als Chance |
11.09.2019 12:20:00
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IAA: Schaeffler-Chef Rosenfeld glaubt an Zukunftschancen der Zulieferindustrie
Gleichwohl stünden die Zulieferer in Anbetracht der Elektromobilität vor großen Herausforderungen. Mit Blick auf die Jobs dürfe man sich nichts vormachen. "Der Elektroantrieb braucht weniger Teile. Insofern ändert sich auch die Wertschöpfung", befand Rosenfeld. Auf den damit einhergehenden Wandel müssten sich die Zulieferer einstellen. "Das heißt aber nicht, dass von heute auf morgen tausende Arbeitsplätze nicht mehr da sind. Denn so ein Wandel kommt nicht über Nacht." Dennoch sei klar, dass da etwas auf die Unternehmen zukomme, mit dem sie sich proaktiv beschäftigen müssten.
Schaeffler leidet wie viele andere Zulieferer unter der mauen Autokonjunktur und ist noch vergleichsweise stark vom klassischen Verbrenner abhängig. Der Schwenk hin zur Elektromobilität ist daher groß. Das Unternehmen komme aus einer Welt, in der es jahrelang einer der führenden Zulieferer für den Verbrennungsmotor war, sagte Rosenfeld. "Wir haben uns nicht defensiv auf die Elektromobilität zubewegt, sondern eher aggressiv. Wir sind da gut positioniert."
Der Manager geht davon aus, dass der Elektroantrieb bis zum Jahr 2030 nicht alles dominieren wird. Vielmehr erwartet der Schaeffler-Chef einen weitgehend ausgewogenen Mix aus reinen Verbrennern, reinen Batterieantrieben und Hybriden. "Die Vorstellung, dass morgen keiner mehr Verbrenner fährt, ist genauso irrig wie die Vorstellung, dass alle nur noch elektrisch fahren. Man muss sich auf alle drei Szenarien einstellen", so Rosenfeld. Trotz der derzeit noch geringeren Akzeptanz von Brennstoffzellenautos in Deutschland glaubt der Vorstandsvorsitzende an deren Perspektiven. "Ich glaube, dass die Brennstoffzelle und alles, was mit Wasserstoff zu tun hat, ein Riesen-Zukunftsthema ist. Aber nicht nur im Auto, auch für ganz andere Anwendungen."
Erst kürzlich hatten die Franken ihre Gewinn- und Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr kassieren müssen. "Wir waren viel zu ambitioniert mit unseren Zielen und waren in gewissen Teilen vielleicht auch etwas unerfahren und zu mutig", räumte Rosenfeld selbstkritisch ein. Das Familienunternehmen Schaeffler ist seit Herbst 2015 an der Börse. Der frühere Banker Rosenfeld führt den Konzern seit rund fünf Jahren.
Obwohl sich die Schaeffler-Aktie am Kapitalmarkt seit geraumer Zeit im Sinkflug befindet und in den vergangenen zwölf Monaten mit rund 30 Prozent Kursverlust zu den schwächeren Titeln im Nebenwerte-Index SDAX zählt, gibt es derzeit keine Pläne, das Unternehmen wieder von der Börse zu nehmen. "Wir werden an der Börse bleiben, auch wenn wir unsere Ziele zurücknehmen mussten", sagte Rosenfeld. Man habe in den Vorjahren an bestimmten Stellen Fehler gemacht, aber ungeachtet dessen keine Pläne, an der Kapitalstruktur etwas zu ändern. "Der Kapitalmarkt reagiert sehr schnell, wenn er die Zukunftschancen sieht", zeigte sich Rosenfeld weiterhin vom Potenzial der Börsennotierung überzeugt.
Bei Schaeffler waren kürzlich in einem fränkischen Werk mehrere hundert Mitarbeiter in Kurzarbeit gegangen. In Anbetracht von über 90 000 Mitarbeitern weltweit relativierte Rosenfeld die Aufregung um diese Maßnahme. Kurzarbeit sei ein völlig probates Mittel, um zu gering ausgelastete Produktionskapazitäten abzufedern. "Wir haben für 250 Leute im Sondermaschinenbau Kurzarbeit beantragt. Sie eignet sich nicht für strukturelle Probleme, sondern nur für temporäre Unterauslastung. Es ist als Vorstand unsere Pflicht, solche temporären Probleme zu begleiten", unterstrich der Manager.
Mit Blick auf künftige Zukäufe und Übernahmen verfolgt Schaeffler eine klare Strategie. "Wir haben ganz bewusst gesagt, dass wir eine M&A-Strategie machen, die sich auf kleinere Dinge beschränkt und keine großen Mega-Deals", betonte Rosenfeld. Zwar werde sich die Frage nach Käufen künftig stärker stellen. In Anbetracht des volatilen Marktumfelds müsse sich Schaeffler aber zudem die Frage stellen "ob es Aktivitäten gibt, die wir abgeben wollen".
/eas/men/knd/stw
FRANKFURT (dpa-AFX)
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