05.07.2009 16:18:00

Hohe Erwartungen an G8-Gipfel - Papst mahnt

    BERLIN/ROM (dpa-AFX) - Wenige Tage vor dem G8-Gipfel in Italien sind die Erwartungen an das Treffen der großen Weltwirtschaftsnationen noch einmal hochgeschraubt worden. Papst Benedikt XVI. mahnte die Teilnehmer, für nachhaltigen Fortschritt zu sorgen und die Hilfe für arme Länder in der Weltwirtschaftskrise zu verstärken. Ähnliche Appelle kamen auch von Nicht-Regierungsorganisationen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will auf dem Treffen von Mittwoch bis Freitag vor allem ein "kraftvolles Signal" für den weltweiten Klimaschutz erreichen. Weitere Themen werden die Verstärkung des Kampfes gegen die Armut und die internationalen Krisen sein.

    Die Tagung in L'Aquila, das mitten im Gebiet der Erdbebenkatastrophe vom April liegt, ist dreigeteilt. Am Mittwoch bleiben die Staats- und Regierungschefs der G8 - also die USA, Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Russland - noch unter sich. Im Mittelpunkt wird die Diskussion über die internationalen Krisenherde stehen - insbesondere das weitere Vorgehen zur Verhinderung einer iranischen Atombombe. US-Präsident Barack Obama, der direkt vom USA-Russland-Gipfel aus Moskau in die Abruzzen kommt, nimmt erstmals an einem G8-Gipfel teil. PAPST: G8 SOLLTEN SICH ZU ETHISCHEN MASSSTÄBEN BEKENNEN

    Die Lage der Weltwirtschaft wird die Runde dabei sowohl am Mittwoch, aber auch am Donnerstag beschäftigen, wenn die Chefs der großen Schwellenländer - China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika - hinzukommen. In einem am Samstag bekannt gewordenen Brief an den Gipfel-Gastgeber, Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi, verlangte der Papst, die Maßnahmen zur Krisenbewältigung an ethischen Maßstäben auszurichten. Die Industriestaaten sollten sich bemühen, Arbeitsplätze zu schaffen, allgemeinen Zugang zu Bildung zu garantieren und die von den Vereinten Nationen aufgestellten sozialen Milleniums-Ziele bis 2015 zu verwirklichen. MERKEL WILL GRUNDSATZVERSTÄNDIGUNG AUF KLIMAZIELE

    Da aber die Antwort auf die Krise derzeit vor allem im Format der G20 diskutiert wird, in der die wichtigsten Schwellenländer schon Vollmitglieder sind, dürfte die Klimapolitik neben der Bekämpfung des Hungers der eigentliche Schwerpunkt der Tagung sein. In einem Gastbeitrag für den "Tagesspiegel" deutete Merkel an, dass sie in L'Aquila vor allem eine Verständigung auf das Ziel erreichen wolle, dass die Erderwärmung verglichen mit dem vorindustriellen Zeitalter nicht mehr als zwei Grad betragen dürfe. Nur dann gelten nach Ansicht von Experten die Folgen des Klimawandels als noch beherrschbar.

    Nach Ansicht der Kanzlerin müssten spätestens auf der UN- Klimakonferenz im Dezember in Kopenhagen "ehrgeizige Minderungsziele für Treibhausgasemissionen" erreicht werden. "Die Industrieländer als Hauptverursacher des Klimawandels müssen hierbei ihrer Führungsverantwortung gerecht werden." Allerdings müssten die Schwellenländer ebenfalls ihren Beitrag erbringen. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) rief die G8 zum Handeln auf. "Sie müssen mehr tun, als sich zum x-ten Mal darauf zu verständigen, dass etwas zu tun ist", sagte er der "Berliner Zeitung" (Samstag). Konkret forderte Gabriel, dass sich die G8-Länder verbindlich verpflichten müssten, ihre Emissionen bis 2020 um 25 bis 40 Prozent zu mindern. GADDAFI ZU GAST AM SCHLUSSTAG

    Bereits am Donnerstagabend werden die Staats- und Regierungschefs zahlreicher afrikanischer Länder hinzukommen, wenn der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano zum Dinner bittet. Darunter wird auch Libyens Präsident Muammar al-Gaddafi sein, der gegenwärtig den Vorsitz in der Afrikanischen Union hat und lange auf internationalem Parkett isoliert war. Schwerpunkt des Schlussberatungen im großen Kreis werden dann die Hilfen für Afrika sein.

    Die Deutsche Welthungerhilfe verlangte hier mehr Anstrengungen. Vor allem gehe es jetzt darum, in den Anbau von Nahrungsmitteln zu investieren statt in Exportprodukte wie Palmöl oder Soja, sagte ihr Experte Rafael Schneider in einem Gespräch mit der Deutschen Presse- Agentur dpa. "Da sind zum einen die Regierungen der betroffenen Länder zuständig. Aber alle überstaatlichen Institutionen wie die Vereinten Nationen oder die G8 müssen die Rahmenbedingungen dazu schaffen, damit diese Länder ihrer Verantwortung auch nachkommen können."/us/DP/he

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