22.11.2015 11:42:45
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Höchste Terrorwarnstufe in Brüssel am zweiten Tag in Folge
BRüSSEL (AFP)--Wegen konkreter Hinweise auf einen möglichen Anschlag ist in Belgiens Hauptstadt Brüssel am Sonntag die höchste Terrorwarnstufe in Kraft geblieben: Weiterhin fuhren keinen U-Bahnen, Märkte blieben geschlossen, ein verstärktes Aufgebot an Polizisten und Soldaten war im Einsatz. Die Ermittler seien auf der Suche nach "mehreren Verdächtigen", sagte Innenminister Jan Jambon. Am Nachmittag wollte die Regierung über das weitere Vorgehen beraten.
Die Terrorwarnstufe 4 für den Großraum Brüssel wurde am Samstagmorgen ausgerufen. Es habe eine Drohung vorgelegen, dass Attentäter "an verschiedenen Stellen" in Brüssel Anschläge verüben könnten, sagte Belgiens Regierungschef Charles Michel. Er sprach von "vergleichsweise präzisen Informationen" über Planungen für Anschläge, wie sie in Paris verübt worden waren. Mögliche Ziele seien "Einkaufsstraßen, Demonstrationen, belebte Orte und Verkehrsmittel". Die Behörden riefen die Bevölkerung zu erhöhter Vorsicht auf, zahlreiche Großveranstaltungen wurden abgesagt.
Der U-Bahnverkehr wurde auf "Anraten des Krisenzentrums" Ocam auf allen Linien vorübergehend eingestellt, wie die Betreibergesellschaft STIB mitteilte. Auch Kaufhäuser, Museen und Kinos blieben geschlossen. Zahlreiche Großveranstaltungen in der Region wurden abgesagt, darunter das Erstliga-Fußballspiel Lokeren-Anderlecht. Der Flughafenbetrieb verlief dagegen normal.
Die Ermittler seien im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen nicht nur auf der Suche nach dem mutmaßlichen Attentäter Salah Abdeslam, sondern hätten "mehrere Verdächtige" im Visier, sagte Innenminister Jan Jambon am Samstagabend dem flämischen Rundfunk. Die Gefährdungslage werde genauestens beobachtet. "Es gibt eine echte Bedrohung, aber wir arbeiten Tag und Nacht daran, die Situation unter Kontrolle zu bringen."
Die Anhebung der Terrorwarnstufe erfolgte rund eine Woche nach den islamistischen Anschlägen von Paris mit 130 Toten, deren Urheber zum Teil im Brüsseler Brennpunktviertel Molenbeek lebten. Zu den Anschlägen bekannte sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Der 26-jährige Abdeslam hatte ein Auto angemietet, das nach den Anschlägen in Paris gefunden wurde. Die Ermittler vermuten zudem, dass er dem Attentäter-Kommando angehörte, das dutzende Menschen vor Restaurants und Cafés erschoss. Abdeslams Bruder Brahim sprengte sich vor einem der Cafés in die Luft.
Bei Antalya im Süden der Türkei wurden im Zusammenhang mit den Anschlägen von Paris drei Verdächtige festgenommen. Es handele sich um einen Belgier marokkanischer Abstammung und zwei Syrer, teilte ein türkischer Regierungsvertreter am Samstag mit. Der 26-jährige Ahmad Dahmani wird demnach verdächtigt, mit den Attentätern "in Kontakt" gewesen zu sein. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Dogan soll der Belgier Anschlagsziele in Paris ausgekundschaftet haben. Die festgenommenen Syrer wollten ihn offenbar nach Syrien bringen.
Die belgische Justiz leitete derweil ein Strafverfahren gegen einen Verdächtigen ein, der am Donnerstag in Brüssel festgenommen wurde. Ihm werden Beteiligung an Terroranschlägen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. Wie die Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte, wurden in seiner Wohnung Waffen gefunden - aber kein Sprengstoff oder Sprengstoffgürtel. Bei Razzien in Brüssel waren am Donnerstag insgesamt neun Verdächtige im Zusammenhang mit den Pariser Anschlägen festgenommen worden. Sieben von ihnen wurden inzwischen wieder freigelassen.
Auch in Frankreich wurden mehrere bei einem Anti-Terror-Einsatz in Saint-Denis bei Paris festgenommene Verdächtige wieder auf freien Fuß gesetzt. Sieben von acht Festgenommenen wurden freigelassen, ein Mann blieb dagegen in Untersuchungshaft: Jawad Bendaoud soll dem mutmaßlichen Drahtzieher der Anschläge, Abdelhamid Abaaoud, die am Mittwoch von der Polizei gestürmte Wohnung überlassen haben. Sein Gewahrsam wurde am Sonntag um 24 Stunden verlängert.In Frankreich trat am Samstag das Gesetz über die Verlängerung des Ausnahmezustands offiziell in Kraft; es gilt bis zum 26. Februar.
Kontakt zum Autor: konjunktur.de@dowjones.com
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November 22, 2015 05:12 ET (10:12 GMT)- - 05 12 AM EST 11-22-15
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