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Nach Shortseller-Attacke 30.08.2024 16:35:00

Hindenburg nur der Anfang? Super Micro kämpft mit größeren Herausforderungen

Hindenburg nur der Anfang? Super Micro kämpft mit größeren Herausforderungen

• Super Micro mit tiefroter Handelswoche
• Shortangriff und Verschiebung des Jahresberichts
• Analyst sieht größere Probleme

Bilanzmanipulationen, fragwürdige Geschäfte mit nahestehenden Unternehmen und Verstöße gegen US-Sanktionen: Die Liste der Vorwürfe, die der Leerverkäufer Hindenburg Research in dieser Woche gegen den Serverspezialisten Super Micro erhoben hat, ist lang. Damit reiht sich Super Micro in eine Liste namhafter Unternehmen wie Nikola oder Icahn Enterprises, die das Investmentunternehmen ebenfalls kritisch unter die Lupe nahm. Doch bei dem KI-Profiteur Super Micro gehen die Probleme möglicherweise über das hinaus, das der Shortseller aufgedeckt hat.

Jahresbericht nach Form 10-K verschoben

Am Tag des Hindenburg-Berichts verkündete Super Micro, dass man den Termin für die Veröffentlichung des 10-K-Filings an die US-Börsenaufsicht SEC nicht halten könne. "SMCI ist nicht in der Lage, seinen Jahresbericht innerhalb der vorgeschriebenen Frist ohne unangemessenen Aufwand einzureichen. Die Geschäftsleitung von SMCI benötigt zusätzliche Zeit, um ihre Bewertung der Konzeption und der operativen Wirksamkeit ihrer internen Kontrollen für die Finanzberichterstattung zum 30. Juni 2024 abzuschließen", hieß es von Unternehmensseite.
Allerdings gehe man davon aus, dass es keine Anpassungen bei den Ergebnissen geben werde.

Analysten betrachten Super Micro mit Sorge

Analysten haben bereits vor den aktuellen Ereignissen mit Skepsis auf den Serverhersteller geschaut. "Ein hohes Umsatzwachstum ist eine Sache, aber wenn es mit Margendruck einhergeht oder damit verbunden ist, ist die Reaktion der Investoren selten, wenn überhaupt, positiv", schrieb etwa Jordan Klein, Analyst bei Mizuho mit Blick auf die jüngsten Zahlen. Die Sorge der Anleger bestehe darin, dass Super Micro - ebenso wie Dell - als "Wachstumsgeschichten von geringerer Qualität" angesehen werden, fügte er hinzu.

Für den Susquehanna-Analyst Mehdi Hosseini war insbesondere die intensive Geldverbrennung des KI-Unternehmens ein Problem. Super Micro "führt tatsächlich den Plan aus, KI-Server-/Rack-Lösungen ‚massenhaft anzupassen‘, obwohl das [Geschäfts-]Modell erhebliche Betriebskapitalbindungen erfordert, während das Unternehmen auch [Investitionsausgaben] tätigt, um die Kapazität weiter auszubauen", zitiert "MarketWatch" aus einer Analyse des Experten. Unterdessen "bleibt das Wettbewerbsumfeld hart, während die Flüssigkühlung niedrigere [Bruttomargen] als erwartet mit sich bringt".

Nun legte der Experte nochmals nach und erklärte Barron’s zufolge, Super Micro sei "ein Meme-Stock". "Super Micro ist nicht wirklich innovativ", betont er. "Sie sind ein Auftragshersteller, der bereit ist, Betriebskapital bereitzustellen." Super Micro zahlt also im Voraus für Speicher, Datenspeicher, Gehäuse, Schrauben und alles andere, was ein Partner wie NVIDIA braucht, um mehr hochwertige Chips zu verkaufen. Das begrenze die Preissetzungsmacht des Unternehmens und sei zudem in Zeiten extremen Wachstums teuer.

Hindenburg-Bericht mit Folgen für Kundenbasis?

Kritsch blickt der Analyst auch auf die Historie von Super Micro an der Börse. Das Unternehmen wurde 2018 wegen verspäteter Finanzberichterstattung von der Nasdaq dekotiert und hat im folgenden Jahr die Ergebnisse korrigiert. Einige Führungskräfte von damals wurden wieder eingestellt. Der Gründer ist sowohl Geschäftsführer als auch Vorsitzender, was die Unabhängigkeit des Vorstands einschränke. Außerdem "könnten die Kunden diesen Partner aufgrund dieser Unregelmäßigkeiten verlassen", sagt Hosseini.

Über den Hindenburg-Bericht hinaus könnte es für Super Micro vor diesem Hintergrund herausfordernd werden, die hohen Markterwartungen, die an KI-Unternehmen gestellt werden, zu erfüllen. Am Freitag nehmen Anleger erneut Reißaus. Zeitweise verlieren die Super Micro-Papiere an der NASDAQ-Börse 4,88 Prozent auf 426,90 US-Dollar. Damit zeigen sich auf Wochensicht weiterhin deutliche Verluste.

Redaktion finanzen.at

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