Jahresgewinn winkt |
28.02.2020 15:34:41
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HelloFresh im Fokus: Kann der Kochboxenversender auch 2020 überraschen?
DAS IST LOS BEI HELLOFRESH:
HelloFresh hat zum abgelaufenen Geschäftsjahr bereits beeindruckende Eckdaten geliefert. Vorläufigen Berechnungen zufolge lag der Umsatz 2019 bei 1,808 bis 1,811 Milliarden Euro. Währungsbereinigt würde das einem Plus von etwa 36 Prozent entsprechen. Das wäre deutlich mehr als die eigene Prognose, die HelloFresh sogar erst im Oktober erhöht hatte. Die finalen Zahlen könnten allerdings von den genannten Spannen abweichen, mahnt das Unternehmen.
Trotzdem geht der Kochboxenversender fest davon aus, im vergangenen Jahr profitabel gewirtschaftet zu haben. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) dürfte 45 bis 48 Millionen Euro erreichen. Damit würden zwischen 2,5 und 2,7 Prozent als operative Marge beim Konzern hängenbleiben. Zuvor wurden gerade einmal 0,50 bis 1,75 Prozent angepeilt. Vor allem das US-Geschäft und das Segment International entwickeln sich bei HelloFresh gut. Gleichzeitig habe das Unternehmen zuletzt die Ausgaben fürs Marketing zurückgefahren und so Kosten gespart.
HelloFresh ist ja auch längst kein Unbekannter mehr. 2011 wurde das Unternehmen unter anderem vom aktuellen Vorstandsvorsitzenden Dominik Richter gegründet, 2017 folgte der Börsengang, ein Jahr später die Aufnahme in den SDax. Die Berliner bieten Pakete mit vorbereiteten Zutaten und Rezepten zum selbst kochen an, die im Abonnement erhältlich sind. Gnocchi mit Bacon, vegane Gemüsespieße und Halloumi-Burger finden Abonnenten aktuell in den Boxen des Konzerns. Und die Zahl der Kunden steigt weiter kräftig.
Aldi Süd will HelloFresh nun in die Suppe spucken, der Discounter ist nun mit eigenen Kochboxen an den Start gegangen. Sie sollen zunächst vier Monate lang in allen Aldi-Süd-Filialen im Rahmen eines Tests angeboten werden. Aldi-Konkurrent Lidl war zuvor mit dieser Idee gescheitert und hat ein vergleichbares Angebot vor rund einem Jahr eingestellt. HelloFresh macht den größten Teil seines Umsatzes aber ohnehin außerhalb Deutschlands, nämlich in den USA.
DAS MACHT DIE AKTIE:
Die HelloFresh-Aktie legte nach einem holprigen Start an der Börse einen kometenhaften Aufstieg hin. Nachdem sie rund um den Jahreswechsel 2018/2019 zwischenzeitlich sogar unter 6 Euro gerutscht war, hat sie ihren Wert anschließend im Jahr 2019 verdreifacht. Auch Coronavirus-Sorgen können dem SDax-Konzern bisher noch relativ wenig anhaben. Im Gegenteil: Zum Wochenschluss griffen die Anleger sogar zu, obwohl der Aktienmarkt weiter absackte. Das HelloFresh-Papier ist trotz der schlechten Stimmung an der Börse aktuell gut 20 Euro wert und hat seit Jahresbeginn fast acht Prozent zugelegt. Im Vergleich dazu steht der SDax im laufenden Jahr etwas mehr als zehn Prozent im Minus.
Seit Ende Dezember wird die HelloFresh-Aktie im Stoxx Europe 600 gelistet, was ihr zuletzt noch etwas zusätzliche Würze verlieh. Sie eilte von Rekord zu Rekord. Mitte Februar war sie erstmals mehr als 25 Euro wert und damit rund zweieinhalb Mal so teuer wie zum Börsenstart Ende 2017. Damals hatte das MDax-Unternehmen Rocket Internet den Kochboxenversender an die Börse gebracht. Der Start-up-Investor verlor aber den Appetit und reduzierte seine Beteiligung an HelloFresh Stück für Stück, bis zum kompletten Ausstieg im Mai vergangenen Jahres.
Auch der Misserfolg von Blue Apron schob die HelloFresh-Aktie in letzter Zeit an. Der US-Konkurrent hatte kürzlich in einer Mitteilung zur künftigen Strategie den eigenen Verkauf thematisiert. Analyst Neil Campling vom Analysehaus Mirabaud interpretierte das als "Hissen der weißen Fahne" und als "Eingeständnis der Niederlage". HelloFresh habe den US-Markt aggressiv in Angriff genommen und damit offenbar Erfolg. Anleger von Blue Apron mussten derweil nahezu einen Totalverlust hinnehmen.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Die jüngsten Zahlen haben nicht nur die Erwartungen von HelloFresh selbst, sondern auch die der Analysten übertroffen. Und das obwohl sich recht früh abzeichnete, dass die Geschäfte 2019 wohl noch besser liefen als gedacht. Das HelloFresh-Management habe den Ball flach gehalten, kommentierte Analyst Marcus Diebel von der US-Investmentbank JPMorgan. In der Folge hatte Diebel seine Kaufempfehlung für die Aktie bereits gestrichen - zu früh, wie er anschließend angesichts der fortgesetzten Kursrally selbst einräumte.
Nun sei aber wirklich fraglich, ob die Aktie noch weiter zulegen könne. Schon im Dezember hielt Diebel HelloFresh im Vergleich zum Durchschnitt der Branche für sehr hoch bewertet. Er hebt allerdings das solide Geschäftsmodell hervor, das sich "eindeutig als robust" erwiesen habe. Entscheidend sei nun in erster Linie der Ausblick aufs laufende Geschäftsjahr, der ebenfalls am kommenden Dienstag auf dem Menü steht.
Die Experten der Deutschen Bank trauen der HelloFresh-Aktie noch mehr zu. Ihr Kursziel für das Papier liegt bei 28 Euro, was der Spitzenwert unter den Analysten ist. Die Bank rechtfertigt das mit der Fähigkeit des Unternehmens, kontinuierlich die eigenen Gewinn- und Wachstumsziele zu übertreffen. Auch nach dem jüngsten Aufwärtstrend sei die Aktie immer noch attraktiv bewertet.
Das sieht Robert Berg von der Privatbank Berenberg ähnlich, er hebt die hohe Qualität des Geschäfts von HelloFresh hervor und sieht mit einem Kursziel von 25 Euro ebenfalls noch etwas Luft nach oben. Das Wachstum des Unternehmens gehe nicht auf Kosten der Marge, lobt Berg. Und auch Alvira Rao von der britischen Investmentbank Barclays hält nach der Kursrally an seiner Kaufempfehlung für HelloFresh fest. Rao könne sich gut vorstellen, dass HelloFresh auch im Verlauf diesen Jahres erneut seine Prognose nach oben korrigiert - und somit wieder einmal alle überrascht.
/niw/zb/mis
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---
BERLIN (dpa-AFX)
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