Belastungen in Nordamerika |
16.11.2023 18:04:00
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HelloFresh-Aktie stürzt ab: Gewinnwarnung für laufende Jahr 2023
Wie der Berliner Kochboxenversender mitteilte, rechnet er im Gesamtjahr nun beim bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA, oder AEBITDA) mit einer Spanne von 430 bis 470 Millionen Euro anstatt 470 bis 540 Millionen.
Der Umsatz soll 2023 nun währungsbereinigt um 2 bis 5 Prozent im Vorjahresvergleich wachsen anstatt um 2 bis 8 Prozent, wie der MDAX-Konzern mitteilte.
Analysten hätten bis dato beim bereinigten EBITDA mit etwa 495 Millionen Euro (arithmetischer Mittelwert) gerechnet, so HelloFresh.
Grund für das geringere Umsatzwachstum und höhere Aufwendungen im Segment Nordamerika seien die schwächer als erwarteten Neukundenakquisitionen "in bestimmten Schlüsselwochen" des Schlussquartals sowie ein langsameres Hochfahren der Produktionskapazitäten für Fertiggerichte als geplant. In der neuen Fertigungsstätte in Arizona habe es vorübergehend Engpässe bei Wasserversorgung und Personal gegeben, in der bestehenden Fertigung in Illinois Kapazitätsengpässe, weil Wartungsarbeiten länger dauerten als einkalkuliert.
Das Segment International habe sich im Quartal entwickelt wie geplant, so das Unternehmen.
HelloFresh-Aktie mit Kursrutsch - Kappt überraschend Prognosen
Eine überraschende Ausblicksenkung hat HelloFresh am Donnerstag den höchsten Kursverlust in der Unternehmensgeschichte eingebrockt. Nach zeitweise noch deutlicheren Abschlägen und dem tiefsten Stand seit 2019 stand zum Handelsschluss ein Abschlag von 22,4 Prozent auf 15,915 Euro zu Buche. Damit war die Aktie des Kochboxenversenders abgeschlagenes Schlusslicht im MDAX, dem Index der mittelgroßen deutschen Unternehmen.
HelloFresh hatte am Vorabend wegen unerwarteter Probleme in seinem wichtigsten Einzelmarkt USA die Jahresziele zusammengestrichen. Der Konzern begründete dies mit einer überraschend geringen Neukundenzahlen in wichtigen Wochen des laufenden Quartals, unter anderem in den Tagen rund um das US-Erntedankfest (Thanksgiving).
Doch der Konzern muss auch mit anderen Problemen zurechtkommen: In Arizona zieht sich das Hochfahren der neuen Produktionsstätte in die Länge. Hellofresh will dort Fertiggerichte produzieren und setzt große Hoffnung in die sogenannte Ready-To-Eat-Produktlinie, die bis 2025 die größte des Unternehmens werden soll. Zudem erschweren die Wasserknappheit in dem Wüstenstaat sowie fehlendes Personal die Herstellungsprozesse. Und in Illinois dauerte die geplante Wartung einer Produktionsstätte länger als angenommen.
"Nicht das vierte Quartal, dass wir erwarteten hatten", schrieb Analystin Nizla Naizer von der Deutschen Bank in einer Studie. Zwar erschienen die Gründe für die Prognosesenkung eher vorübergehender Natur, doch warte sie lieber erst einmal ab. Sie strich daher ihre Kaufempfehlung und stuft das Papier nun mit "Halten" ein.
Deutlich skeptischer ist William Woods vom Analysehaus Bernstein Research, der die Papiere mit "Underperform" einstuft. Es sei schwer zu glauben, dass die Gründe für die Kappung der Ziele nicht schon vor einigen Wochen zur Quartalsbilanz vorhersehbar gewesen seien, schrieb er in einer ersten Reaktion. Zudem habe das HelloFresh-Management - wenngleich es die Probleme als größtenteils vorübergehend ansehe - zugegeben, dass das US-Kochboxengeschäft schwächele. Woods glaubt, dass dies eher strukturell, also ein grundsätzliches Problem, ist.
Der Markt sei schon stark durchdrungen, Kunden wechselten häufig und das Kundenversprechen/die Nutzererfahrung sei eher schwach. Das Geschäftsmodell insgesamt gestalte sich daher schwierig, was sich auch 2024 zeigen dürfte, so Woods.
Mit dem Kursrutsch vom Donnerstag haben die Aktien seit ihrem Jahreshoch im September mehr als die Hälfte an Wert verloren. Für 2023 steht wieder ein Minus von gut einem Fünftel auf dem Kurszettel. Der Börsenwert ist damit wieder auf 2,8 Milliarden Euro geschrumpft.
Während der Corona-Pandemie hatten Essenslieferer wie HelloFresh noch zu den Lieblingen der Anleger gezählt. Restaurants waren geschlossen, die Menschen blieben daheim, bestellten fertige Mahlzeiten oder kochten selbst viel. Noch im November 2021 hatte die Aktien fast 100 Euro gekostet - vor der Pandemie waren es weniger als 10 gewesen.
An die Börse gegangen war das Unternehmen gegen Ende 2017 mit einem Ausgabepreise von 10,25 Euro je Anteilsschein.
FRANKFURT (Dow Jones / dpa-AFX)
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