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Angebot an übrige Aktionäre 16.08.2021 16:15:00

HELLA-Aktie gibt ab: Faurecia übernimmt HELLA-Mehrheit

HELLA-Aktie gibt ab: Faurecia übernimmt HELLA-Mehrheit

Für die Anleger des umworbenen Autozulieferers HELLA herrscht nun Klarheit: Der Konzern wird vom Konkurrenten Faurecia geschluckt.

Während die Aktionäre des französischen Zulieferers die Nachricht am Montag feierten, hielt die Ernüchterung der HELLA-Anleger an: Die Anteilsscheine des Konzerns aus dem westfälischen Lippstadt entfernten sich etwas weiter von ihrem Anfang August im Zuge der jüngsten Übernahmespekulationen erreichten Rekordhoch und fielen zuletzt um fast drei Prozent auf 61,42 Euro. Die HELLA-Aktien hatten bereits seit Ende April deutlich zugelegt, nachdem die Verkaufspläne der Eigentümerfamilien bekannt geworden waren.

An diesem Montag nun zählten die HELLA-Aktien zu den größten Verlierern im MDAX. Der Index der mittelgroßen Werte gab zuletzt um ein halbes Prozent nach.

Faurecia übernimmt von den bisherigen Eigentümerfamilien Hueck und Röpke 60 Prozent der Aktien von HELLA. Der französische Konzern bietet zudem allen anderen Aktionären des Lichtspezialisten für ihre Anteile 60 Euro (zuzüglich Dividende) und damit etwas unter dem noch am Freitag gezahlten Preis.

Der HELLA-Kurs dürfte sich in den kommenden Wochen auf dem aktuellen Angebotsniveau bewegen, schrieb Analyst Marc-Rene Tonn von der Investmentbank Warburg Research. Der Experte wies darauf hin, dass es zwar nach der Einigung mit den bisherigen Eigentümerfamilien keine Mindestannahmeschwelle für die Offerte an die anderen HELLA-Aktionäre gebe. Faurecia dürfte aber zumindest 75 Prozent anstreben.

Analyst Alexander Wahl vom Investmenthaus Stifel rechnet nunmehr damit, dass Faurecia die Offerte wohl kaum erhöhen wird. Auch werde es wohl kein Gegengebot geben. "Das ist wahrscheinlich das Ende der Geschichte", resümierte der Experte. Laut Medienberichten soll auch der deutsche Zulieferer Mahle unter den Bietern gewesen sein.

Für Faurecia ist der Deal nach Auffassung seiner Anleger offensichtlich positiv: Die Aktien sprangen zuletzt um gut neun Prozent in die Höhe und erreichten damit das höchste Niveau seit Ende Juni.

Mit dem Kurssprung zu Wochenbeginn überwanden die Faurecia-Aktien aus charttechnischer Sicht auch nachhaltig die 21-Tage-Durchschnittslinie, die als Indikator für den kurzfristigen Trend gilt und sich bereits seit Mitte Juni als hartnäckiger Widerstand erwiesen hat. Nunmehr werden die Papiere gut von der 50-Tage-Linie unterstützt, die den mittelfristigen Trend beschreibt.

Auch Analysten fanden lobende Worte. Die Übernahme an sich überzeuge, schrieb etwa der Experte Romain Gourvial von der Privatbank Berenberg. Das gemeinsame Produktangebot der Unternehmen verbessere sich deutlich. Die Expertise von HELLA mit Blick auf Elektromobilität ergänze das Wasserstoff-Know-How von Faurecia.

Die Franzosen zahlen einen Teil des Kaufpreises in bar und finanzieren den Rest über eine Kapitalerhöhung. Stifel-Experte Wahl bezeichnete diese Art der Finanzierung als "geschickt sowie zukunftssicher" und sprach von einem soliden Deal. Dank zu erwartender Synergien dürfte das neue Unternehmen einen robusten Barmittelzufluss erwirtschaften, der die Bilanz und die Bonität schütze.

Keine Arbeitsplatzgarantie, aber Wachstumshoffnungen

Der französische Automobilzulieferer Faurecia gibt im Rahmen der milliardenschweren Übernahme des deutschen Konkurrenten Hella keine ausdrücklichen Arbeitssplatz- oder Standortgarantien für die Beschäftigten. Doch bemühten sich die Chefs beider Unternehmen am Montag, mögliche Zukunftsängste der Mitarbeiter zu zerstreuen. "Wir wachsen ganz stark. Wir werden Leute einstellen müssen", sagte Faurecia-Chef Patrick Koller. Und auch Hella-Chef Rolf Breidenbach betonte: "Wir brauchen mehr Hände." Es gebe keine konkreten Planungen für einen Stellenabbau im administrativen Bereich etwa am Hella-Firmensitz in Lippstadt. Die Standorte von Hella würden durch den Zusammenschluss eher sicherer als unsicherer.

Faurecia-Chef Koller rechnet nach der Übernahme, bei der Hella mit 6,8 Milliarden Euro bewertet wird, mit einem Wachstumsschub bei dem dann siebtgrößten Automobilzulieferer der Welt. Der Umsatz soll bis 2025 von derzeit 23 Milliarden Euro auf mehr als 33 Milliarden Euro steigen. Gleichzeitig soll sich auch die Profitabilität erhöhen. "Dieser Zusammenschluss ist eine einzigartige Gelegenheit, einen weltweit führenden Anbieter für Automobiltechnologien zu schaffen", sagte Koller. Die Unternehmen ergänzten sich hervorragend.

Der Hella-Sitz in Lippstadt soll auch im neuen Konzern eine hervorgehobene Rolle spielen. Drei der sechs Firmensparten sollen von dort gelenkt werden: Licht, Elektronik und das wachsende Geschäft mit Lifecycle-Value-Management, mit dem über den gesamten Lebenszyklus eines Produkts Einkünfte generiert werden sollen.

Faurecia hatte angekündigt, von den Hella-Familiengesellschaftern Hueck und Röpke den 60-prozentigen Anteil am Lichtspezialisten zu übernehmen. 3,4 Milliarden Euro des Kaufpreises erhalten die Familien in bar, den Rest in Faurecia-Anteilen. Der Preis liegt dabei bei 60 Euro je Hella-Aktie. Den übrigen Aktionären will Faurecia Ende September ein Angebot ebenfalls über 60 Euro zuzüglich Dividende machen. Der Abschluss der Übernahme wird Anfang 2022 erwartet.

HELLA-Aktie im Minus - Kurs aber über Kaufangebot

Die Aktien des vor der Übernahmen stehenden Autozulieferers HELLA bewegen sich im XETRA-Handel am Montag zeitweise 3,23 Prozent tiefer bei 61,14 Euro. Die HELLA-Aktien hatten seit Ende April deutlich zugelegt, nachdem die Verkaufspläne der Familien bekannt geworden waren.

Das Niveau des Übernahmeangebots je Aktie sollte die Papiere von HELLA stützen, sagte ein Händler. Analyst Romain Gourvial von der Privatbank Berenberg schrieb, die Expertise von HELLA mit Blick auf Elektromobilität ergänze das Wasserstoff-Know-How von Faurecia.

LIPPSTADT (Dow Jones) / FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquelle: Hella

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