Wifo/IHS-Studie |
30.06.2022 15:42:00
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Heimische Reallöhne fallen heuer wegen Inflation - 2023 dürften die Löhne wieder steigen
2023 sollten die Nettolöhne nach Rechnung des Wifo mit 5,3 Prozent real doch sehr deutlich zulegen, so Wifo-Chef Gabriel Felbermayr, weil die Lohnabschlüsse steigen, während die Inflation zurückgeht. Dazu kommt, dass Programme wie die Abschaffung der kalten Progression auch die Nettoeinkommen stützen werden. "Das ist eine gute Nachricht für die Menschen in unserem Land". In den letzten Jahren hätten die Bruttolöhne stagniert, während die Nettolöhne gefallen seien. Das sei unter anderem auf die kalte Progression zurückzuführen - nur in Jahren von Steuerreformen habe es Anstiege gegeben.
Das IHS geht von 2023 netto 4,3 Prozent mehr Lohn aus. "Es wird geklotzt" mit den Unterstützungspaketen, formuliert es Klaus Neusser, Chef des IHS. Das sollte auch Spielraum für Lohnverhandlungen eröffnen. Aber "wir stecken wirtschaftspolitisch in einer Verteilungsdiskussion". Denn Österreich sei durch die Krise ärmer geworden - wohl um zwei bis drei Prozent. Die aktuell angestellten Vergleiche mit 2019 seien nicht der richtige Referenzpunkt, vielmehr müsste man das seither verloren gegangene Wachstum berücksichtigen. Damit ist aber der Kuchen, den es zu verteilen gibt, in Summe kleiner - auch wenn es nominell wegen der hohen Inflation nicht so aussieht. Und IHS-Chefprognostiker Helmut Hofer sagt: Es sei kein Verteilungskampf, in dem es um die Aufteilung von Gewinnen gehe, sondern um den Umgang mit einem volkswirtschaftlichen Verlust. "Man kann es nicht lösen. Es ist eine Frage der Verhandlungsmacht".
Auch Wifo-Chef Gabriel Felbermayr verweist auf statistische Effekte, die das Wachstum größer aussehen lassen, als es wirklich ist. So werde der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) unter Berücksichtigung der Exporte aber ohne die Importe berechnet. In der Inflationsberechnung sind die importierten Güter, die einer besonders hohen Teuerung unterlagen, aber dabei. Bereinigt man das, dann steigt die Kaufkraft heuer nur um 1,7 Prozent, während das BIP-Wachstum bei vier Prozent erwartet wird.
Die Sozialpartner dürften die volkswirtschaftliche Perspektive bei den KV-Verhandlungen nicht aus den Augen verlieren - das allerwichtigste sei aber, dass wie bisher die Inflation der vergangenen 12 Monate als Basis genommen werde und nicht die Inflationsprognosen, denn sonst würden sich Inflationserwartungen einschleichen. Aber auch Felbermayr weist darauf hin, dass die Quelle der Inflation nicht im Inland sei, daher sei "die Verteilungsmasse nicht groß". Während das BIP laut VPI nominell um fast acht Prozent gewachsen sei, wären es laut BIP-Deflator, der nur die Änderung der heimischen Produktion misst - nur 5,5 Prozent. Das sei immer noch ein historischer Anstieg, aber doch deutlich weniger. Die KV-Verhandlungen könnten aber solche Unterschiede berücksichtigen.
IHS-Chefprognostiker Helmut Hofer geht davon aus, dass die schlechte internationale Lage dazu führt, dass die Anlageinvestitionen heuer stagnieren und nächstes Jahr auch nur um 1 Prozent zulegen. Im Gegensatz dazu erwartet Wifo-Prognostiker Christian Glocker einen Anstieg der Investitionen heuer. KMU seien zwar pessimistisch, aber die großen Betriebe, die für das Investitionsaufkommen entscheidend seien, seien optimistischer. Dazu komme, dass auch die Lager aufgefüllt werden, um für einen Ausfall im Winter oder Frühjahr gewappnet zu sein.
tsk/sag
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